Da ich schoenerweise gerade kurz vor meiner Reise an den Strand noch die Zeit gefunden habe auf den Bus wartend ein Internetcafe aufzusuchen, kann ich euch allen noch nachtraeglich frohe Weihnachten wuenschen, passend die frohen Feiertage und im Voraus einen guten Rutsch und ein frohes Neues!
Bleibt fit, haut rein und in weniger als einer Woche komme ich schon dieses Jahr wieder :D
Euer Kai
Samstag, 27. Dezember 2008
Freitag, 26. Dezember 2008
Ferien auf dem Bauernhof
Wie schon Anfang Dezember abgemacht, wollten wir Freiwilligen alle unseren verlorenen Sohn Paul auf der Farm in Tabacundo besuchen. Tabacundo liegt ein ganzes Stück außerhalb von Quito, Luftlinie zwar maximal 50 km, dank der unfassbar ungünstigen Busverbindungen jedoch geschätzte 2 Stunden und gefühlte Ewigkeiten entfernt.
Da Paul für meinen Geburtstag ohnehin nach Quito gekommen war, hatten wir einen verlässlichen Busguide, auch wenn wir eine neue Busroute ausprobierten, die selbst Paul noch nicht bekannt war.
Angeblich kürzer erwies sich der Weg über „El Quinche“ dann doch als länger und nach einigem Warten an diversen Straßen und einem freundlichen Otavalobus, der uns schließlich doch noch mitnahm, kamen wir an der Farm an.
Zumindest an der Abzweigung der Straße, von der nur ein autotauglicher Feldweg und ein schmaler Fußpfad zur Farm hinunterführte.
5 Minuten Fußmarsch durch den dichten Eukalyptuswald später hatten wir dann endlich dieses abgelegene Stück Erde erreicht. Von den ehemalig angekündigten Freiwilligen war letztendlich doch nur Jakob mitgekommen und so erhofften wir drei uns in der guten alten Zivibesetzung ein ruhiges Wochenende machen zu können.
Das wurde jedoch gänzlich enttäuscht, als wir durch den Garten der hazienda stapften, denn vor uns breitete sich ein ganzer Schulausflug aus. Ein Dutzend Busse hatte die Schüler aus Quito hergebracht und hier in der freien Natur wurde jetzt ausgiebig Weihnachten gefeiert. Mit discomovil und allem Drum und Dran.
Doch wir ließen uns davon nicht weiter stören und uns die Farm von Paul zeigen.
Von den Meerschweinchenställen über das Freigehege der Hühner mit ihrem kämpferischen Hahn ging es vorbei an burro, dem Esel zum Prachtstück der granja und Pauls ganzem Stolz: Dem Gemüsegarten.
Hier kultiviert Paul mit den anderen Freiwilligen – wenn denn man Arbeitswillige dabei sind – sämtliches erdenkliches Gemüse, sowie Brombeeren. Dabei haben sich da ein paar schlaue Köpfe einige Gedanken gemacht, durften wir doch ökologisch verträgliche Verbesserungen der Arbeit auf dem Bauernhof bewundern. Da wurden die herumscharrenden Küken zum Beet-Umgraben benutzt und Kartoffelpflanzen in Fässern gezüchtet, um den Ertrag zu steigern. Außerdem kamen wir in den Genuss des Wissens um „gute“ und „schlechte“ Scheiße, sowie, dass Pilze nur auf Esel- und Pferdedung wachsen.
Dahingehend intellektuell gesättigt konnten wir uns schließlich mit den mitgebrachten oder selbstgeernteten Zutaten in einer Kochorgie auslassen und die leeren Mägen füllen.
Im Anschluss daran wurde mal wieder deutsches Kulturgut verbreitet, wenn auch nur unter Deutschen. Denn Jakob ließ einen erschreckenden Mangel an Skatkenntnissen erkennen, den Paul und ich alsbald behoben, wenn auch selbst Paul noch nie was von „Omma“, „Flöte“ oder „mauern“ gehört hatte.
Am nächsten Tag klingelte schon früh der Wecker bzw. kam Papa Paule ins Zimmer getrampelt, um die verschlafenen Städter auf die Beine zu bringen. Denn wir hatten uns für den Sonntag einen Trip zur Cuicocha-Kraterlagune vorgenommen.
Nach einem Frühstück aus Rührei von eigenen Hühnern und Milch, kaum älter als zwei Stunden, ging es dann der Abwechslung halber wieder mit dem Bus los. Kurzer Umstieg in Otavalo, dann in Quiroga mit der Camioneta rauf zur Lagune.
Wir genossen den beeindruckenden Blick auf den Meerschweinchen-See mit seinen zwei Inseln, auch wenn das Wetter mit Nieselregen und kühlem Wind nicht so recht mitspielen wollte. Bei den geschätzten 15 Grad konnte sich dann auch keiner von uns zu einem Bad im kalten Bergwasser hinreißen lassen, auch wenn es verlockend klar und still war.
Von der Lagune machten Jakob und ich uns direkt wieder auf den Heimweg, der Montag sollte wieder Arbeit bringen, Paul dagegen kehrte auf seine Farm zurück.
Doch schon kurz nach Weihnachten wird es wieder weitergehen, auf zur Küste, die „ruta del sol“ ruft!
Da Paul für meinen Geburtstag ohnehin nach Quito gekommen war, hatten wir einen verlässlichen Busguide, auch wenn wir eine neue Busroute ausprobierten, die selbst Paul noch nicht bekannt war.
Angeblich kürzer erwies sich der Weg über „El Quinche“ dann doch als länger und nach einigem Warten an diversen Straßen und einem freundlichen Otavalobus, der uns schließlich doch noch mitnahm, kamen wir an der Farm an.
Zumindest an der Abzweigung der Straße, von der nur ein autotauglicher Feldweg und ein schmaler Fußpfad zur Farm hinunterführte.
5 Minuten Fußmarsch durch den dichten Eukalyptuswald später hatten wir dann endlich dieses abgelegene Stück Erde erreicht. Von den ehemalig angekündigten Freiwilligen war letztendlich doch nur Jakob mitgekommen und so erhofften wir drei uns in der guten alten Zivibesetzung ein ruhiges Wochenende machen zu können.
Das wurde jedoch gänzlich enttäuscht, als wir durch den Garten der hazienda stapften, denn vor uns breitete sich ein ganzer Schulausflug aus. Ein Dutzend Busse hatte die Schüler aus Quito hergebracht und hier in der freien Natur wurde jetzt ausgiebig Weihnachten gefeiert. Mit discomovil und allem Drum und Dran.
Doch wir ließen uns davon nicht weiter stören und uns die Farm von Paul zeigen.
Von den Meerschweinchenställen über das Freigehege der Hühner mit ihrem kämpferischen Hahn ging es vorbei an burro, dem Esel zum Prachtstück der granja und Pauls ganzem Stolz: Dem Gemüsegarten.
Hier kultiviert Paul mit den anderen Freiwilligen – wenn denn man Arbeitswillige dabei sind – sämtliches erdenkliches Gemüse, sowie Brombeeren. Dabei haben sich da ein paar schlaue Köpfe einige Gedanken gemacht, durften wir doch ökologisch verträgliche Verbesserungen der Arbeit auf dem Bauernhof bewundern. Da wurden die herumscharrenden Küken zum Beet-Umgraben benutzt und Kartoffelpflanzen in Fässern gezüchtet, um den Ertrag zu steigern. Außerdem kamen wir in den Genuss des Wissens um „gute“ und „schlechte“ Scheiße, sowie, dass Pilze nur auf Esel- und Pferdedung wachsen.
Dahingehend intellektuell gesättigt konnten wir uns schließlich mit den mitgebrachten oder selbstgeernteten Zutaten in einer Kochorgie auslassen und die leeren Mägen füllen.
Im Anschluss daran wurde mal wieder deutsches Kulturgut verbreitet, wenn auch nur unter Deutschen. Denn Jakob ließ einen erschreckenden Mangel an Skatkenntnissen erkennen, den Paul und ich alsbald behoben, wenn auch selbst Paul noch nie was von „Omma“, „Flöte“ oder „mauern“ gehört hatte.
Am nächsten Tag klingelte schon früh der Wecker bzw. kam Papa Paule ins Zimmer getrampelt, um die verschlafenen Städter auf die Beine zu bringen. Denn wir hatten uns für den Sonntag einen Trip zur Cuicocha-Kraterlagune vorgenommen.
Nach einem Frühstück aus Rührei von eigenen Hühnern und Milch, kaum älter als zwei Stunden, ging es dann der Abwechslung halber wieder mit dem Bus los. Kurzer Umstieg in Otavalo, dann in Quiroga mit der Camioneta rauf zur Lagune.
Wir genossen den beeindruckenden Blick auf den Meerschweinchen-See mit seinen zwei Inseln, auch wenn das Wetter mit Nieselregen und kühlem Wind nicht so recht mitspielen wollte. Bei den geschätzten 15 Grad konnte sich dann auch keiner von uns zu einem Bad im kalten Bergwasser hinreißen lassen, auch wenn es verlockend klar und still war.
Von der Lagune machten Jakob und ich uns direkt wieder auf den Heimweg, der Montag sollte wieder Arbeit bringen, Paul dagegen kehrte auf seine Farm zurück.
Doch schon kurz nach Weihnachten wird es wieder weitergehen, auf zur Küste, die „ruta del sol“ ruft!
Dienstag, 23. Dezember 2008
„Hola, hola papa noél ist da!“ - Oder: Wie spielt man „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ in Ecuador?
Wie weit man es ohne Geld aber dafür mit unglaublicher Energie und Hingabe schaffen kann, habe ich den vergangenen Dienstag wieder in meiner guarderia Santa Inez erfahren.
Etwas verspätet – man passt sich ja an die Gegebenheiten vor Ort an – kam ich in den Kindergarten, wo schon einige mir unbekannte Frauen eifrig obskure Gegenstände von einem Laster abluden und zum benachbarten Fußballplatz trugen.
So musste ich an diesem Tag auch nur kurz auf die schon erwartungsfreudig im Gebäude herumlaufenden Kinder aufpassen, und einige Dekorationen basteln, bevor es nach etwa anderthalb Stunden auf den Fußballplatz ging. Dort waren mittlerweile schon eine Hüpfburg und einige andere große Spielgeräte aufgetaucht, auf die sich die Kinder sofort mit Begeisterung stürzten.
Hier hatte ich auch endlich die Muse, bei Yolita nachzufragen, woher denn das ganze Zeug kommt und wer das vor allem bezahlen sollte.
Mit einem Grinsen im Gesicht wurde ich auf die stets helfenden Frauen in modischen Kostümen hingewiesen, mit der Erklärung, dass diese so großzügig gewesen wären, alles zu organisieren und vor allem zu bezahlen.
So verging der Vormittag ruhig und gelassen damit, dem gemieteten Weihnachtsmann dabei zu zuschauen, wie er die Kinder unterhielt, Zuckerwatte verteilte, Hot-Dogs verabreichte und schließlich sogar noch ein Geschenk für jedes Kind aus seinem Sack holte.
Die so errungene Freizeit verbrachte ich damit, mich mit einem helfenden Sohn bekannt zu machen, Student an der Universität San Francisco, was die Geldfrage endgültig überflüssig machte.
Nach dem üblichen Standardpalaver (Wo kommst du her? Wie findest du Ecuador? Wo warst du schon? Wie gefällt dir XY? - Wobei XY immer der Herkunftsort des Fragenden ist) bekam ich dann auch noch die ecuadorianische Version von „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ erklärt und die geht so:
„Qien qiere al hombre negro?“ „Wer mag den Neger?“
„Nadie!“ „Keiner!“
„Y porque?“ „Und warum?“
„Porque es negro!“ „Weil er schwarz ist!“
„Y que come?“ „Und was isst er?“
„Carne!“ „Menschenfleisch!“
„Y que bebe?“ "Und was trinkt er?“
„Sangre!!!“ „Blut!!!“
Und da rede bei uns nochmal einer von Rassismus...
PS: Leider hat die Kamera nach den paar Fotos den Geist aufgegeben, deshalb nur wenige...
Etwas verspätet – man passt sich ja an die Gegebenheiten vor Ort an – kam ich in den Kindergarten, wo schon einige mir unbekannte Frauen eifrig obskure Gegenstände von einem Laster abluden und zum benachbarten Fußballplatz trugen.
So musste ich an diesem Tag auch nur kurz auf die schon erwartungsfreudig im Gebäude herumlaufenden Kinder aufpassen, und einige Dekorationen basteln, bevor es nach etwa anderthalb Stunden auf den Fußballplatz ging. Dort waren mittlerweile schon eine Hüpfburg und einige andere große Spielgeräte aufgetaucht, auf die sich die Kinder sofort mit Begeisterung stürzten.
Hier hatte ich auch endlich die Muse, bei Yolita nachzufragen, woher denn das ganze Zeug kommt und wer das vor allem bezahlen sollte.
Mit einem Grinsen im Gesicht wurde ich auf die stets helfenden Frauen in modischen Kostümen hingewiesen, mit der Erklärung, dass diese so großzügig gewesen wären, alles zu organisieren und vor allem zu bezahlen.
So verging der Vormittag ruhig und gelassen damit, dem gemieteten Weihnachtsmann dabei zu zuschauen, wie er die Kinder unterhielt, Zuckerwatte verteilte, Hot-Dogs verabreichte und schließlich sogar noch ein Geschenk für jedes Kind aus seinem Sack holte.
Die so errungene Freizeit verbrachte ich damit, mich mit einem helfenden Sohn bekannt zu machen, Student an der Universität San Francisco, was die Geldfrage endgültig überflüssig machte.
Nach dem üblichen Standardpalaver (Wo kommst du her? Wie findest du Ecuador? Wo warst du schon? Wie gefällt dir XY? - Wobei XY immer der Herkunftsort des Fragenden ist) bekam ich dann auch noch die ecuadorianische Version von „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ erklärt und die geht so:
„Qien qiere al hombre negro?“ „Wer mag den Neger?“
„Nadie!“ „Keiner!“
„Y porque?“ „Und warum?“
„Porque es negro!“ „Weil er schwarz ist!“
„Y que come?“ „Und was isst er?“
„Carne!“ „Menschenfleisch!“
„Y que bebe?“ "Und was trinkt er?“
„Sangre!!!“ „Blut!!!“
Und da rede bei uns nochmal einer von Rassismus...
PS: Leider hat die Kamera nach den paar Fotos den Geist aufgegeben, deshalb nur wenige...
06.12.08 - Fiestas de Quito
Sechster Dezember!
Chivas auf allen Straßen!
Tanz und Besäufnis in allen Ecken!
Das sind die Fiestas de Quito.
Zumindest hatte man uns das versprochen. Unsere Koordinatorin Gina hatte uns sogar zu einer Reunión zusammengerufen, um uns vor dem wilden Spektakel zu warnen, uns zu ermahnen, nicht zu viel zu trinken und immer in der Gruppe unterwegs zu sein.
Eine ganze Woche lang sollte die Party gehen und sich über die ganze ecuadoriansche Hauptstadt erstrecken.
So machte ich mich am Donnerstag in der Fiestas-Woche auf den Weg nach Quito, Ziel die angepriesene „Avenida Amazonas“, als Rückhalt hatten wir uns noch die „Naciones Unidas“ ausgeguckt. In Quito angekommen, halb mit der Erwartung, dass schon am Busterminal die ersten Feiern zu sehen wären oder zumindest das normale Straßenbild Quitos um den einen oder anderen Besoffenen erweitert sei, fanden wir jedoch nichts dergleichen.
Auch die Amazonas erwies sich als Enttäuschung und als selbst in der Naciones Unidas nichts von Feiern oder auch nur „comida tipica“ zu finden war, sondern nur eine einsame Chiva mit nicht mehr als ein paar Musikanten beladen an uns vorbeifuhr, entschieden wir kurzerhand, nur dem Einkaufszentrum Quitos einen Besuch abzustatten, etwas zu essen und wieder nach Hause zu fahren.
Glücklicherweise kam dem ein Anruf Julias dazwischen, die uns dann davon berichtete, dass in der Floresta, einem Stadtteil von Quito, ein Bus eine geführte Stadtrundfahrt machen sollte, machten wir uns dorthin auf.
Nach kurzem Suchen und Nachfragen am Park der Floresta konnten wir nach Ticket-Hin-und-Her auch tatsächlich die „chiva cultural“ besteigen. Was beim Namen schon befürchtet war, erwies sich dann schnell als wahr. Wir hatten nicht den Bus einer Stadtrundfahrt bestiegen, sondern uns einer kulturellen Rundfahrt im „barrio floresta“ angeschlossen.
Chivas: Die das ganze Jahr über fahrenden, zu Zeiten der fiestas de Quito jedoch besonders frequentierten Chivas, bilden einen großen Teil der Kultur der Sierra. Diesen Bussen fehlt Dank einem Pimpmeister der ecuadorianischen Sorte nicht nur die Seitenverkleidung, sondern bieten neben Platz für eine Puebloband auf dem Dach auch einen Tank für den allgegenwärtigen „canelazo“ (s.u.) und Sitze für 60 Mann – Natürlich auf einem Bus für 30.
Diese „chiva cultural“ bot jedoch weder Band, noch Canelazo, dafür aber ein Filmteam und zwei unfassbar übermotivierte Führer in Althippytrachten. Von diesen geleitet ging es dann zur „Blume Ecuadors“, der Orchidee, genauer einem Orchideengeschäft. Die, mich als alten Biologen, noch interessierenden Ausführungen zu Zuchtweise und Artenreichtum der Blumen riefen bei Jakob nur ein müdes Gähnen hervor. Weiter ging es über die Werkstatt eines der „größten Talente, der größten Künstler, der besten... blablabla... ganz Ecuadors“, wo wir eine besondere Art der Möbelherstellung bewundern durften zu einem Universitätsgebäude, dass architektonisch recht interessant gestaltet war. Über das Atelier-Restaurant einer Pappmachékünstlerin und eine kleine Artesanalwerkstatt, die sich auf die Arbeit mit Naturfasern spezialisiert hat kamen wir dann auch wieder zurück.
Beruhigt das Gewissen, mal etwas kulturelles gemacht zu haben und interessant war das Ganze auch, wobei es jedoch nicht gerade die Erwartungen an die fiestas erfüllen konnte.
Der Tag darauf konnte neben Pauls Ankunft von der hazienda auch mit der Einladung Tatos zum Puntas-kaufen und Canelazo-machen aufwarten, woraufhin eine chiva-Tour angeschlossen werden sollte. Das Ganze abgerundet mit comida tipica versprach ein ecuadorianischer Tag mit Einblick in die Festivitäten Quitos zu werden.
So ging es dann in dem mit zehn Leuten beladenen Auto Tatos auf Richtung Äquatorlinie, auf der ein kleines unbedeutendes Dorf liegt, dass jedoch Hochburg der ecuadorianischen Puntas-Herstellung ist.
Puntas und Canelazo: Puntas ist der selbstgebrannte Zuckerrohrschnaps Ecuadors und wird in unterschiedlichen Methoden im ganzen Land hergestellt. Dabei variieren nicht nur Stärke und Geschmack schon innerhalb der herstellenden Pueblos, ein maßgeblich zu berücksichtigender Faktor ist auch der am nächsten Tag ausstehende chuchaki, der Kater, welcher sich bei dem zwischen 65 und 90 Umdrehungen starken Teufelzeug schnell einstellt.
Im Dezember wird Puntas jedoch nicht pur getrunken – solang man nicht Freiwilliger ist -, sondern zu Canelazo verarbeitet. Dieser „Glühwein Ecuadors“ wird je nach Geschmack mit Zimt, Naranjillas oder einfachem Orangensaft hergestellt und nach Belieben mit diversen Zusätzen eingedickt, sowie ordentlich gesüßt
Auf der Rückfahrt gab es dann die versprochene comida tipica, die sich bei der gesamten Gesellschaft als fritada mit moté, choclo, tostado und einer einsamen Kartoffel herausstellte und mir prompt Magenprobleme bereitete. Kann aber auch an den zwei Meerschweinchen gelegen haben, die draußen im Grill auf die letzte Hitze warteten, bevor sie verzehrt werden sollten.
Obwohl wir anschließend einen kurzen Abstecher nach Quito machten, war dort außer Regen nichts auszumachen, schon gar nichts feierliches und so ging es wieder nach Heim.
Comida tipica: Ist meistens Reis oder Mais mit irgendwas. Wobei Mais hier nicht gleich Mais ist. So ist moté gekochter weißer, tostado in einer Pfanne mit ein wenig Öl getoasteter gelber Mais und choclo der gekochte ganze Kolben. Auch das begleitende (meist Schweine-) Fleisch reicht in der Palette von fritada (mit viel Fett gebraten) über hornado (als komplettes Schwein aus dem Ofen gezogen) bis zu den Standardformen, die wir auch in Europa kennen.
Da auch an den folgenden letzten Tagen der fiestas in Quito nichts zu sehen war, bleibt meine Bilanz für diese Volksfeiertage bei miserabel. Sieht man von den Stierkämpfen ab, sowie davon, dass die mariscal unfassbar überfüllt war, ohne das mehr als Besäufnisse zu sehen gewesen wären, hätte das Wochenende auch an jedem anderen Datum im Jahr sein können...
Recht enttäuschend für den wichtigsten Feiertag Ecuadors.
Chivas auf allen Straßen!
Tanz und Besäufnis in allen Ecken!
Das sind die Fiestas de Quito.
Zumindest hatte man uns das versprochen. Unsere Koordinatorin Gina hatte uns sogar zu einer Reunión zusammengerufen, um uns vor dem wilden Spektakel zu warnen, uns zu ermahnen, nicht zu viel zu trinken und immer in der Gruppe unterwegs zu sein.
Eine ganze Woche lang sollte die Party gehen und sich über die ganze ecuadoriansche Hauptstadt erstrecken.
So machte ich mich am Donnerstag in der Fiestas-Woche auf den Weg nach Quito, Ziel die angepriesene „Avenida Amazonas“, als Rückhalt hatten wir uns noch die „Naciones Unidas“ ausgeguckt. In Quito angekommen, halb mit der Erwartung, dass schon am Busterminal die ersten Feiern zu sehen wären oder zumindest das normale Straßenbild Quitos um den einen oder anderen Besoffenen erweitert sei, fanden wir jedoch nichts dergleichen.
Auch die Amazonas erwies sich als Enttäuschung und als selbst in der Naciones Unidas nichts von Feiern oder auch nur „comida tipica“ zu finden war, sondern nur eine einsame Chiva mit nicht mehr als ein paar Musikanten beladen an uns vorbeifuhr, entschieden wir kurzerhand, nur dem Einkaufszentrum Quitos einen Besuch abzustatten, etwas zu essen und wieder nach Hause zu fahren.
Glücklicherweise kam dem ein Anruf Julias dazwischen, die uns dann davon berichtete, dass in der Floresta, einem Stadtteil von Quito, ein Bus eine geführte Stadtrundfahrt machen sollte, machten wir uns dorthin auf.
Nach kurzem Suchen und Nachfragen am Park der Floresta konnten wir nach Ticket-Hin-und-Her auch tatsächlich die „chiva cultural“ besteigen. Was beim Namen schon befürchtet war, erwies sich dann schnell als wahr. Wir hatten nicht den Bus einer Stadtrundfahrt bestiegen, sondern uns einer kulturellen Rundfahrt im „barrio floresta“ angeschlossen.
Chivas: Die das ganze Jahr über fahrenden, zu Zeiten der fiestas de Quito jedoch besonders frequentierten Chivas, bilden einen großen Teil der Kultur der Sierra. Diesen Bussen fehlt Dank einem Pimpmeister der ecuadorianischen Sorte nicht nur die Seitenverkleidung, sondern bieten neben Platz für eine Puebloband auf dem Dach auch einen Tank für den allgegenwärtigen „canelazo“ (s.u.) und Sitze für 60 Mann – Natürlich auf einem Bus für 30.
Diese „chiva cultural“ bot jedoch weder Band, noch Canelazo, dafür aber ein Filmteam und zwei unfassbar übermotivierte Führer in Althippytrachten. Von diesen geleitet ging es dann zur „Blume Ecuadors“, der Orchidee, genauer einem Orchideengeschäft. Die, mich als alten Biologen, noch interessierenden Ausführungen zu Zuchtweise und Artenreichtum der Blumen riefen bei Jakob nur ein müdes Gähnen hervor. Weiter ging es über die Werkstatt eines der „größten Talente, der größten Künstler, der besten... blablabla... ganz Ecuadors“, wo wir eine besondere Art der Möbelherstellung bewundern durften zu einem Universitätsgebäude, dass architektonisch recht interessant gestaltet war. Über das Atelier-Restaurant einer Pappmachékünstlerin und eine kleine Artesanalwerkstatt, die sich auf die Arbeit mit Naturfasern spezialisiert hat kamen wir dann auch wieder zurück.
Beruhigt das Gewissen, mal etwas kulturelles gemacht zu haben und interessant war das Ganze auch, wobei es jedoch nicht gerade die Erwartungen an die fiestas erfüllen konnte.
Der Tag darauf konnte neben Pauls Ankunft von der hazienda auch mit der Einladung Tatos zum Puntas-kaufen und Canelazo-machen aufwarten, woraufhin eine chiva-Tour angeschlossen werden sollte. Das Ganze abgerundet mit comida tipica versprach ein ecuadorianischer Tag mit Einblick in die Festivitäten Quitos zu werden.
So ging es dann in dem mit zehn Leuten beladenen Auto Tatos auf Richtung Äquatorlinie, auf der ein kleines unbedeutendes Dorf liegt, dass jedoch Hochburg der ecuadorianischen Puntas-Herstellung ist.
Puntas und Canelazo: Puntas ist der selbstgebrannte Zuckerrohrschnaps Ecuadors und wird in unterschiedlichen Methoden im ganzen Land hergestellt. Dabei variieren nicht nur Stärke und Geschmack schon innerhalb der herstellenden Pueblos, ein maßgeblich zu berücksichtigender Faktor ist auch der am nächsten Tag ausstehende chuchaki, der Kater, welcher sich bei dem zwischen 65 und 90 Umdrehungen starken Teufelzeug schnell einstellt.
Im Dezember wird Puntas jedoch nicht pur getrunken – solang man nicht Freiwilliger ist -, sondern zu Canelazo verarbeitet. Dieser „Glühwein Ecuadors“ wird je nach Geschmack mit Zimt, Naranjillas oder einfachem Orangensaft hergestellt und nach Belieben mit diversen Zusätzen eingedickt, sowie ordentlich gesüßt
Auf der Rückfahrt gab es dann die versprochene comida tipica, die sich bei der gesamten Gesellschaft als fritada mit moté, choclo, tostado und einer einsamen Kartoffel herausstellte und mir prompt Magenprobleme bereitete. Kann aber auch an den zwei Meerschweinchen gelegen haben, die draußen im Grill auf die letzte Hitze warteten, bevor sie verzehrt werden sollten.
Obwohl wir anschließend einen kurzen Abstecher nach Quito machten, war dort außer Regen nichts auszumachen, schon gar nichts feierliches und so ging es wieder nach Heim.
Comida tipica: Ist meistens Reis oder Mais mit irgendwas. Wobei Mais hier nicht gleich Mais ist. So ist moté gekochter weißer, tostado in einer Pfanne mit ein wenig Öl getoasteter gelber Mais und choclo der gekochte ganze Kolben. Auch das begleitende (meist Schweine-) Fleisch reicht in der Palette von fritada (mit viel Fett gebraten) über hornado (als komplettes Schwein aus dem Ofen gezogen) bis zu den Standardformen, die wir auch in Europa kennen.
Da auch an den folgenden letzten Tagen der fiestas in Quito nichts zu sehen war, bleibt meine Bilanz für diese Volksfeiertage bei miserabel. Sieht man von den Stierkämpfen ab, sowie davon, dass die mariscal unfassbar überfüllt war, ohne das mehr als Besäufnisse zu sehen gewesen wären, hätte das Wochenende auch an jedem anderen Datum im Jahr sein können...
Recht enttäuschend für den wichtigsten Feiertag Ecuadors.
Mittwoch, 3. Dezember 2008
Adventskalender und Fußball
Mit der kräftigen Bastelhilfe meiner kleinen Cousine und meiner Gasteltern wird hier in Ecuador eifrig die deutsche Kultur verbreitet. Denn als auf die Frage, ob man hier denn Adventskalender kennen würde nur ein unverständliches Nein geantwortet wurde, fasste ich kurz entschlossen den Plan, einen Adventskalender für meine Gastgeschwister zu bauen.
Also ging es auf in den SuperPaco, Schreibwarenladen meines Vertrauens, und mit Tonpapier, Geschenkband und Schere beladen, sowie drei Kilo Süßigkeiten im Gepäck ging es an die Arbeit.
Der Entwurf für ein selbstgebasteltes Geschenk war schnell gemacht, Dank an die Geometriestunden beim guten alten Otti. Einige Stunden Arbeit, zahllose Klebereien und 24 Schleifen mit Geschenkband später konnte ich stolz den ersten Adventskalender meines Lebens aufhängen und die Nummer Eins mit Schokolade bestücken.
Nur eins steht fest: Der nächste Adventskalender in meinem Leben wird gekauft.
Die hintergründige Absicht hinter dem Bau war ursprünglich, den beiden Kindern beizubringen zu teilen – Immerhin gibt’s nur einen Kalender für beide. Da gabs aber heute schon einen herben Rückschlag. Nicole konnte natürlich nicht abwarten, bis der kleine Mattheo das Geschenk geöffnet hatte, sondern riss ihm alles aus der Hand und das Geschenk mit einem Ruck auf...
Es gibt Momente, da könnte man Kinder schlagen.
Aber da das ja auch nicht weiterhilft, auch wenn es in diesem Moment äußerst befriedigend ist, habe ich ihr nochmal das Prinzip des Kalenders erklärt. Alles wartet gespannt auf ihr Verhalten am Vierten.
Aber genug vom Frustrierenden. (Anmerkung: Maria findet Konsequenzen für ihre Kinder, wenn sie was Schlechtes machen – Sollte da Etwas in Bewegung geraten sein?)
Denn ich war mit Jose Luis aus dem Colegio bei dem Spiel des ecuadorianischen Fußballjahres.
„La Liga“ vs. „Deportivo Quito“ auch die „Preservativos“ gegen „Chiquito Quito“ genannt.
Mit Jose Luis und einem anderen Freund auf der Tribüne der Quitenos schauten wir uns mit dem guten Pilsener in der Hand das Spiel an. Das prall gefüllte Stadion sorgte von Anfang an für eine unglaubliche Stimmung, das „Quito Corazon“ der Blauroten wurde mit weißem „Liga Campeon!“ beantwortet, es regnete gelbe Karten auf dem Spielfeld, auch wenn (vollkommen unnormal hier) kein einziger Spieler vom Platz flog.
„Liga“ spielte technisch besser, bekam seine Chancen und einen Elfmeter verweigert. Doch als Quito das erste Tor schoss, standen die Liguillas verzweifelt auf dem Platz und meine Tribüne auf dem Kopf. Girlanden und Konfetti flogen auf das Spielfeld, es regnete Bier und im allgemeinen Freudentaumel umarmte sich feiernd die ganze Tribüne.
Als kurze Zeit später auch noch das zweite Tor für die academia fiel antworteten die Fans der Liga nicht mehr auf das höhnische „Y dale, dale, dale Quito, dale!“ der Quitenos, sondern begannen das Stadion zu verlassen.
Alles in allem eine riesige Fußballfeier im Stadion, die auch nach dem Spiel durchweg friedlich ablief.
Als ich am nächsten Tag Diego – Ligafan - nach dem Spiel fragte, winkte der nur mit einem gequälten Gesicht ab. Nach diesem Spiel ist Quito fast Meister des Jahres 2008.
Also ging es auf in den SuperPaco, Schreibwarenladen meines Vertrauens, und mit Tonpapier, Geschenkband und Schere beladen, sowie drei Kilo Süßigkeiten im Gepäck ging es an die Arbeit.
Der Entwurf für ein selbstgebasteltes Geschenk war schnell gemacht, Dank an die Geometriestunden beim guten alten Otti. Einige Stunden Arbeit, zahllose Klebereien und 24 Schleifen mit Geschenkband später konnte ich stolz den ersten Adventskalender meines Lebens aufhängen und die Nummer Eins mit Schokolade bestücken.
Nur eins steht fest: Der nächste Adventskalender in meinem Leben wird gekauft.
Die hintergründige Absicht hinter dem Bau war ursprünglich, den beiden Kindern beizubringen zu teilen – Immerhin gibt’s nur einen Kalender für beide. Da gabs aber heute schon einen herben Rückschlag. Nicole konnte natürlich nicht abwarten, bis der kleine Mattheo das Geschenk geöffnet hatte, sondern riss ihm alles aus der Hand und das Geschenk mit einem Ruck auf...
Es gibt Momente, da könnte man Kinder schlagen.
Aber da das ja auch nicht weiterhilft, auch wenn es in diesem Moment äußerst befriedigend ist, habe ich ihr nochmal das Prinzip des Kalenders erklärt. Alles wartet gespannt auf ihr Verhalten am Vierten.
Aber genug vom Frustrierenden. (Anmerkung: Maria findet Konsequenzen für ihre Kinder, wenn sie was Schlechtes machen – Sollte da Etwas in Bewegung geraten sein?)
Denn ich war mit Jose Luis aus dem Colegio bei dem Spiel des ecuadorianischen Fußballjahres.
„La Liga“ vs. „Deportivo Quito“ auch die „Preservativos“ gegen „Chiquito Quito“ genannt.
Mit Jose Luis und einem anderen Freund auf der Tribüne der Quitenos schauten wir uns mit dem guten Pilsener in der Hand das Spiel an. Das prall gefüllte Stadion sorgte von Anfang an für eine unglaubliche Stimmung, das „Quito Corazon“ der Blauroten wurde mit weißem „Liga Campeon!“ beantwortet, es regnete gelbe Karten auf dem Spielfeld, auch wenn (vollkommen unnormal hier) kein einziger Spieler vom Platz flog.
„Liga“ spielte technisch besser, bekam seine Chancen und einen Elfmeter verweigert. Doch als Quito das erste Tor schoss, standen die Liguillas verzweifelt auf dem Platz und meine Tribüne auf dem Kopf. Girlanden und Konfetti flogen auf das Spielfeld, es regnete Bier und im allgemeinen Freudentaumel umarmte sich feiernd die ganze Tribüne.
Als kurze Zeit später auch noch das zweite Tor für die academia fiel antworteten die Fans der Liga nicht mehr auf das höhnische „Y dale, dale, dale Quito, dale!“ der Quitenos, sondern begannen das Stadion zu verlassen.
Alles in allem eine riesige Fußballfeier im Stadion, die auch nach dem Spiel durchweg friedlich ablief.
Als ich am nächsten Tag Diego – Ligafan - nach dem Spiel fragte, winkte der nur mit einem gequälten Gesicht ab. Nach diesem Spiel ist Quito fast Meister des Jahres 2008.
Corida de toros
Nach einigem kartentechnischen Hin-und-Her hatte es sich dann dann letztendlich doch entschieden: Ursprünglich waren mir die 45 $ für den Eintritt zu den alljährlichen Stierkämpfen anlässlich der Fiestas de Quito zu viel, aber als mich dann Paul in Not anrief und seine schon gekaufte Karte loswerden musste, entschied ich mich doch für diese Erfahrung spanisch-ecuadorianischer Kultur.
So machte ich mich dann auch mit Julia, Parviz und Tato zu den Eröffnungsstierkämpfen diesen Jahres. Am selben Tag war auch der Geburtsta von Tato, so dass wir gleich doppelt Grund und Lust zu feiern hatten.
Angekommen in der „Plaza de Toros“ erwarteten uns nicht nur die Menge der anderen Zuschauer, sondern auch haufenweise fliegende Händler, die zu unverschämten Preisen Lebensmittel und zu hervorragenden Preisen Hüte verkauften (man erinnere sich an den Verlust meines ersten Panamahutes...).
So erstanden wir nach kurzer Verhandlung - „Ein Hut, 15 $!“ ~ „2 für 10!“ ~ „OK!“ - unsere Sonnenprotektoren des Tages, mit der an jeder Ecke verschenkten Sonnencreme kam ich tatsächlich ohne Sonnenbrand durch den Tag.
Mit den frisch gekauften Sombreros ging es dann hinein in die feiernde Menge, die sich hauptsächlich um das gigantische Brahmazelt scharten, um hier einen Dreiviertelliter Bier für einen Dollar zu erstehen. Btw gab es mehr Bier als Wasser zum selben Preis...
Frisch gestärkt und mit dem hoffnungslos überteuerten Sandwich in der Hand ging es auf die Zuschauerränge der Arena. Viel kleiner als erwartet bekam ich auf den engen Sitzen der runden, steil ansteigenden Arena das erste Gefühl, mich im alten Rom zu befinden.
Nach der Schweigeminute für die gestorbenen Toreros und der Nationalhymne folgte der Einmarsch der Toreros, die sich hier schon kräftig feiern ließen. Was die beiden Toreros auf gepanzerten Pferden zu bedeuten hatten, würde sich mir erst später erschließen.
Neugierig auf den Stierkampf selbst beobachteten wir die Toreros bei ihren Vorbereitungen, Tücher schwenkend und seltsame Gerätschaften vorbereitend.
Dann machte ein Mann mit einem an Boxkämpfe erinnernden Schild die Runde in der Arena, auf dem Zuchtort und Gewicht des Stieres, sowie der Name des Matadores zu lesen waren.
Und dann kam auch schon der erste Stier unspektakulär in die Arena gelaufen.
Das erste was mich erstaunte, war die Tatsache, dass das Torerodasein ein Teamspiel ist. Sechs Toreros gegen einen Stier. Das zweite: Die roten Tücher sind rosa. Und schließlich das dritte: Die Toreros haben Zufluchtsschanzen aus Holz, welche in die Mauer der Arena eingelassen sind.Und diese Schanzen werden auch ohne Scham genutzt.
Von dem erwarteten Gefühl der Gefahr für die Toreros keine Spur.
So beschränkten sich die Toreros auch eine ganze Zeit lang darauf, mit ihren Tüchern hinter den Schanzen hervorzuwinken, woraufhin der Stier gegen das Holz rannte. Zwar ganz lustig anzusehen, aber nicht, was ich von einem Stierkampf erwartet hatte.
Nach zehn Minuten dieses Spieles, dass wohl zur Ermüdung des Stieres dienen sollte, kommen die zwei Toreros auf ihren gepanzerten Pferden hereingeritten. Die beiden tragen lange Lanzen und jetzt kommen auch die anderen aus ihren Schanzen hervor.
Von den Tüchern gereizt und angelockt läuft der Stier dicht an einem Reiter vorbei und bekommt eine Lanze zwischen die Schulterblätter. Wild geht er auf das Pferd los, das alles mit verbundenen Augen mit sich machen lässt und von den Hörnern des Stieres ein gutes Stück in die Höhe gehoben wird. Dank Panzerung passiert nichts und bald gibt der Stier das Spiel mit dem Pferd auf.
Er blutet jetzt heftig und beim nächsten Angriff auf einen Torero stolpert er ungeschickt und zieht eine Furche in den Sand der Arena.
Die schrägen Trompeten des Soldatentrios blasen und ein Torero tritt in die Mitte der Arena. Er trägt zwei Messer, an denen lange bunte Stäbe befestigt sind. Wild winkend läuft er auf den Stier zu, der prompt reagiert und auf ihn zurast.
Ein geschmeidiger Sprung, zwei Stöße und der Torero landet hinter dem Stier, aus dessen Rücken zwei Messer ragen, von denen die bunten Bänder baumeln.
Noch ein wenig wird mit dem Stier gespielt, dann ziehen sich die Toreros in ihre Schanzen zurück und der Matador betritt die Arena. Er trägt jetzt auch das rote Tuch, dass ich anfangs vermisste.
In der anderen Hand hält er ein Rapier, mit dem er das Tuch aufspannt. Er schreitet bis in die Mitte der Arena, grüßt unter dem Applaus der Menge mit seiner Mütze in die Runde und legt sie dann ab, um sich dem Stier zu stellen.
Unter den „Olé!“-Rufen der Zuschauer reizt er den Stier, lässt ihn dicht an sich vorbeilaufen, streift die Flanke und führt das Tier immer wieder in Kreisen um sich herum.
So geht es zehn Minuten weiter, bis der Stier vor Erschöpfung und Blutverlust zitternd vor dem Matador steht. Mit dramatischer Geste hebt der Matador das Rapier und zielt.
Dann ein Sprung nach vorne und ein Stoß.
Bis zum Griff steckt das Rapier in der Lunge des Stieres, der erzitternd losläuft, bis zum Rand der Arena kommt, in den Vorderbeinen einbricht.
Bebend kämpft sich der Stier noch einmal auf die Beine, die herbeigelaufenen Toreros reizen ihn mit ihren Tüchern, doch der Matador winkt ab. Er weiß, dass es vorbei ist.
Ein Zittern durchläuft die ganzen 455 Kilo Stier, dann bricht er zusammen, rollt auf den Rücken, die Beine zucken. Ein Mann läuft mit einem Messer herbei und setzt einen Todesstoß in den Nacken, als auch schon ein Karren mit zwei vorgespannten Pferden hereinrollt. Mit geübter Präzision wird der Kopf des Stieres eingespannt und die massige Gestalt aus der Arena geschleift.
Unterdessen setzt sich der Matador seinen Hut wieder auf und dreht seine Runde um die Arena.
Es regnet Rosen und Hüte, während die Menge stehend applaudiert.
Dann kommt auch schon der nächste Stier, der nächste Matador, der nächste Tod.
Man möge mich jetzt pazifistisch oder verweichlicht nennen, aber ich konnte dem Ganzen recht wenig abgewinnen. Es hat sich gelohnt, einmal im Leben einen Stierkampf gesehen zu haben, schon allein, um zu wissen, dass es der Letzte war. Zu sehen, wie das Tier so gequält wird und wenn der Matador am Ende den Todesstoß nicht setzen kann und drei, vier, fünf Anläufe braucht, bis der Stier so viel Blut verloren hat, dass er sich nicht einmal mehr bewegt, sondern nur auf den Tod wartet – Das hat nicht einmal mehr blutige Ästhetik.
Dagegen hatten die Kämpfe des weltbesten Matadores „El Juli“ etwas faszinierendes.
Die Art und Weise mit der er den Stier durch die Arena und um sich herum geführt hat, hatte definitiv etwas elegantes. Auch dass er der Einzige war, den Stier mit nur einem Stoß zu töten, ließ das Ganze wesentlich weniger grausam erscheinen und hatte etwas Symbolisches – Die Superiorität der Intelligenz über bloße Kraft.
So machte ich mich dann auch mit Julia, Parviz und Tato zu den Eröffnungsstierkämpfen diesen Jahres. Am selben Tag war auch der Geburtsta von Tato, so dass wir gleich doppelt Grund und Lust zu feiern hatten.
Angekommen in der „Plaza de Toros“ erwarteten uns nicht nur die Menge der anderen Zuschauer, sondern auch haufenweise fliegende Händler, die zu unverschämten Preisen Lebensmittel und zu hervorragenden Preisen Hüte verkauften (man erinnere sich an den Verlust meines ersten Panamahutes...).
So erstanden wir nach kurzer Verhandlung - „Ein Hut, 15 $!“ ~ „2 für 10!“ ~ „OK!“ - unsere Sonnenprotektoren des Tages, mit der an jeder Ecke verschenkten Sonnencreme kam ich tatsächlich ohne Sonnenbrand durch den Tag.
Mit den frisch gekauften Sombreros ging es dann hinein in die feiernde Menge, die sich hauptsächlich um das gigantische Brahmazelt scharten, um hier einen Dreiviertelliter Bier für einen Dollar zu erstehen. Btw gab es mehr Bier als Wasser zum selben Preis...
Frisch gestärkt und mit dem hoffnungslos überteuerten Sandwich in der Hand ging es auf die Zuschauerränge der Arena. Viel kleiner als erwartet bekam ich auf den engen Sitzen der runden, steil ansteigenden Arena das erste Gefühl, mich im alten Rom zu befinden.
Nach der Schweigeminute für die gestorbenen Toreros und der Nationalhymne folgte der Einmarsch der Toreros, die sich hier schon kräftig feiern ließen. Was die beiden Toreros auf gepanzerten Pferden zu bedeuten hatten, würde sich mir erst später erschließen.
Neugierig auf den Stierkampf selbst beobachteten wir die Toreros bei ihren Vorbereitungen, Tücher schwenkend und seltsame Gerätschaften vorbereitend.
Dann machte ein Mann mit einem an Boxkämpfe erinnernden Schild die Runde in der Arena, auf dem Zuchtort und Gewicht des Stieres, sowie der Name des Matadores zu lesen waren.
Und dann kam auch schon der erste Stier unspektakulär in die Arena gelaufen.
Das erste was mich erstaunte, war die Tatsache, dass das Torerodasein ein Teamspiel ist. Sechs Toreros gegen einen Stier. Das zweite: Die roten Tücher sind rosa. Und schließlich das dritte: Die Toreros haben Zufluchtsschanzen aus Holz, welche in die Mauer der Arena eingelassen sind.Und diese Schanzen werden auch ohne Scham genutzt.
Von dem erwarteten Gefühl der Gefahr für die Toreros keine Spur.
So beschränkten sich die Toreros auch eine ganze Zeit lang darauf, mit ihren Tüchern hinter den Schanzen hervorzuwinken, woraufhin der Stier gegen das Holz rannte. Zwar ganz lustig anzusehen, aber nicht, was ich von einem Stierkampf erwartet hatte.
Nach zehn Minuten dieses Spieles, dass wohl zur Ermüdung des Stieres dienen sollte, kommen die zwei Toreros auf ihren gepanzerten Pferden hereingeritten. Die beiden tragen lange Lanzen und jetzt kommen auch die anderen aus ihren Schanzen hervor.
Von den Tüchern gereizt und angelockt läuft der Stier dicht an einem Reiter vorbei und bekommt eine Lanze zwischen die Schulterblätter. Wild geht er auf das Pferd los, das alles mit verbundenen Augen mit sich machen lässt und von den Hörnern des Stieres ein gutes Stück in die Höhe gehoben wird. Dank Panzerung passiert nichts und bald gibt der Stier das Spiel mit dem Pferd auf.
Er blutet jetzt heftig und beim nächsten Angriff auf einen Torero stolpert er ungeschickt und zieht eine Furche in den Sand der Arena.
Die schrägen Trompeten des Soldatentrios blasen und ein Torero tritt in die Mitte der Arena. Er trägt zwei Messer, an denen lange bunte Stäbe befestigt sind. Wild winkend läuft er auf den Stier zu, der prompt reagiert und auf ihn zurast.
Ein geschmeidiger Sprung, zwei Stöße und der Torero landet hinter dem Stier, aus dessen Rücken zwei Messer ragen, von denen die bunten Bänder baumeln.
Noch ein wenig wird mit dem Stier gespielt, dann ziehen sich die Toreros in ihre Schanzen zurück und der Matador betritt die Arena. Er trägt jetzt auch das rote Tuch, dass ich anfangs vermisste.
In der anderen Hand hält er ein Rapier, mit dem er das Tuch aufspannt. Er schreitet bis in die Mitte der Arena, grüßt unter dem Applaus der Menge mit seiner Mütze in die Runde und legt sie dann ab, um sich dem Stier zu stellen.
Unter den „Olé!“-Rufen der Zuschauer reizt er den Stier, lässt ihn dicht an sich vorbeilaufen, streift die Flanke und führt das Tier immer wieder in Kreisen um sich herum.
So geht es zehn Minuten weiter, bis der Stier vor Erschöpfung und Blutverlust zitternd vor dem Matador steht. Mit dramatischer Geste hebt der Matador das Rapier und zielt.
Dann ein Sprung nach vorne und ein Stoß.
Bis zum Griff steckt das Rapier in der Lunge des Stieres, der erzitternd losläuft, bis zum Rand der Arena kommt, in den Vorderbeinen einbricht.
Bebend kämpft sich der Stier noch einmal auf die Beine, die herbeigelaufenen Toreros reizen ihn mit ihren Tüchern, doch der Matador winkt ab. Er weiß, dass es vorbei ist.
Ein Zittern durchläuft die ganzen 455 Kilo Stier, dann bricht er zusammen, rollt auf den Rücken, die Beine zucken. Ein Mann läuft mit einem Messer herbei und setzt einen Todesstoß in den Nacken, als auch schon ein Karren mit zwei vorgespannten Pferden hereinrollt. Mit geübter Präzision wird der Kopf des Stieres eingespannt und die massige Gestalt aus der Arena geschleift.
Unterdessen setzt sich der Matador seinen Hut wieder auf und dreht seine Runde um die Arena.
Es regnet Rosen und Hüte, während die Menge stehend applaudiert.
Dann kommt auch schon der nächste Stier, der nächste Matador, der nächste Tod.
Man möge mich jetzt pazifistisch oder verweichlicht nennen, aber ich konnte dem Ganzen recht wenig abgewinnen. Es hat sich gelohnt, einmal im Leben einen Stierkampf gesehen zu haben, schon allein, um zu wissen, dass es der Letzte war. Zu sehen, wie das Tier so gequält wird und wenn der Matador am Ende den Todesstoß nicht setzen kann und drei, vier, fünf Anläufe braucht, bis der Stier so viel Blut verloren hat, dass er sich nicht einmal mehr bewegt, sondern nur auf den Tod wartet – Das hat nicht einmal mehr blutige Ästhetik.
Dagegen hatten die Kämpfe des weltbesten Matadores „El Juli“ etwas faszinierendes.
Die Art und Weise mit der er den Stier durch die Arena und um sich herum geführt hat, hatte definitiv etwas elegantes. Auch dass er der Einzige war, den Stier mit nur einem Stoß zu töten, ließ das Ganze wesentlich weniger grausam erscheinen und hatte etwas Symbolisches – Die Superiorität der Intelligenz über bloße Kraft.
Donnerstag, 27. November 2008
Eine Hängematte fürs Leben...
Endlich – nach etwa sechs Wochen nach erster Erwähnung – haben wir es geschafft, die Hängematte aufzuhängen. Dabei wurde mir gleich ein hervorragendes Beispiel ecuadorianischer Arbeitsweise demonstriert.
So dauerte es erstmal Wochen, bis ich selbst die notwendigen Haken und Dübel besorgt hatte, die wir für die hamaca benötigten, was jedoch kein Vergleich zur Zeit war, die es brauchte, bis eine Bohrmaschine (übrigens BOSCH) und ein passender Bohrer herbeigeschafft waren.
Als wir dann endlich alles beisammen hatten und es hieß „Samstag hängen wir Sie auf!“, dauerte es natürlich noch bis Sonntag. Aber dann ging es zur Sache.
Hätte ich nicht weitsichtigerweise (jaja – Eigenlob) Zeitung unterlegt, wäre das Ganze auch euphorisch direkt über dem Teppichboden abgelaufen. Und das ohne Staubsauger im Haus.
Also Bohrmaschine raus, in Ermangelung von Körpergröße auf einen wackeligen Stuhl gestellt und Abfahrt!
Doch schon beim Ansetzen tauchte das erste Problem auf:
Die angedachte Säule war natürlich nicht aus Hohlblocksteinen gebaut, sondern aus Zement gegossen. So mühte sich denn mein armer Gastvater mit den lausigen 110 lateinamerikanischen Volt an der Säule ab, während ich vollauf damit beschäftigt war, die krawallbegeisterten Kinder von den Werkzeugen fernzuhalten. Nach einer Viertelstunde des Bohrens war es tatsächlich geschafft: Ein dübeltiefes Loch war in der Zementsäule erschienen.
Leider war das Loch nur dübeltief, nicht jedoch dübelbreit. Der Bohrer war eine Nummer zu klein...
Doch was schert das einen Ecuadorianer?
In Ermangelung eines passenden Dübels wurde einfach mit dem selben Bohrer das Loch verbreitert. Mit dem Ergebnis, dass Dübel und damit auch der Haken wackelig und locker in der Fassung saßen.
Man spart sich die Beschreibung des zweiten Loches, nur so viel:
Im Hohlblockstein ist das Bohren einfacher, dafür verschwinden die Dübel in den zu großen Löchern allzu gern spurlos.
Nachdem also die Haken in keinem der beiden Löcher auch nur ansatzweise sicher unterzubringen waren, griff Nicholas zur ultimativen Lösung:
Die Löcher größer ausbohren, Haken rein und Zement drüber!
Und so liege ich jetzt in einer Hängematte, deren Halterungen einzementiert und für die Ewigkeit in der wand verankert sind. Der Gedanke an Morgen fehlte zwar gänzlich bei dieser Konstruktion, dafür aber hängt die hamaca und das war ja das Ziel des Ganzen.
Ein Hoch auf Nicholas!
Politik und Fußball
Lustige Anekdote:
Nicht nur, dass die Ecuadorianer an den Wahlen teilnehmen müssen, weil sie sonst anschließend keine staatlichen Dienste mehr in Anspruch nehmen können, anlässlich der Wahlen 2009 werden jetzt schon jeden Abend die Erklärungen ausgestrahlt.
Wer wen wann wählt, wie viele Abgeordnete, Abgesandte, Präsidenten es gibt, jedoch kein Wort über eventuelle Parteien oder politische Ausrichtungen der Kandidaten.
Sowieso scheint Fußball hier viel mehr zu interessieren, als Politik.
So bin ich mit der gesamten Familie bei einem Spiel von „El Nacional“ gewesen, wie der Name unmissverständlich sagt der Club der Patriotisten und Militärs von Ecuador.
Da Nicholas ja der Marine angehört und vor kurzem sogar zum Organisationskader des Fußballclubs „El Nacional“ einberufen wurde, gab es Freikarten für die ganze Familie. Böse Zungen würden behaupten, dass es die Freikarten aus Ermangelung von Zuschauern gab, war das Olympiastadion Atahualpa letztendlich nur zu 10 Prozent besetzt, aber all diese Spekulationen seien einmal verbannt.
Angesichts dieser Zuschauermassen war die Stimmung auch nur in den jeweiligen Fanblocks gut, wobei das vom 1:0, 2:0 auf Seiten der Nacionalistas zum 2:1, 2:2 zu den Macaranern wechselte.
Im Gegensatz zu diesem eher tristen Spiel gab es einen Tag darauf das Spitzenspiel „Liga“ – „Barcelona“. Wobei Barcelona natürlich die Mannschaft aus Guayaquil meint und nicht die spanische.
Nach dem Ergebnis von 2:1 zu Gunsten der „Liga“ bewiesen jedoch die Fans aus Guayaquil gute europäisch-englische Manieren und zerlegten aufs Gründlichste das Stadion der „Liga“.
Nach dem Spiel gab es die obligatorischen Prügeleien und Scharmützel mit der Polizei, ganz nach Vorbild der Spieler von denen immerhin auch 3 durch rote Karte vorzeitig ausschieden.
Man könnte durchaus sagen, dass sich das hitzige Gemüt der Latinos besonders gern bei Fußballspielen entlädt, aber generell gilt ja: „Die wollen nur spielen.“
So dauerte es erstmal Wochen, bis ich selbst die notwendigen Haken und Dübel besorgt hatte, die wir für die hamaca benötigten, was jedoch kein Vergleich zur Zeit war, die es brauchte, bis eine Bohrmaschine (übrigens BOSCH) und ein passender Bohrer herbeigeschafft waren.
Als wir dann endlich alles beisammen hatten und es hieß „Samstag hängen wir Sie auf!“, dauerte es natürlich noch bis Sonntag. Aber dann ging es zur Sache.
Hätte ich nicht weitsichtigerweise (jaja – Eigenlob) Zeitung unterlegt, wäre das Ganze auch euphorisch direkt über dem Teppichboden abgelaufen. Und das ohne Staubsauger im Haus.
Also Bohrmaschine raus, in Ermangelung von Körpergröße auf einen wackeligen Stuhl gestellt und Abfahrt!
Doch schon beim Ansetzen tauchte das erste Problem auf:
Die angedachte Säule war natürlich nicht aus Hohlblocksteinen gebaut, sondern aus Zement gegossen. So mühte sich denn mein armer Gastvater mit den lausigen 110 lateinamerikanischen Volt an der Säule ab, während ich vollauf damit beschäftigt war, die krawallbegeisterten Kinder von den Werkzeugen fernzuhalten. Nach einer Viertelstunde des Bohrens war es tatsächlich geschafft: Ein dübeltiefes Loch war in der Zementsäule erschienen.
Leider war das Loch nur dübeltief, nicht jedoch dübelbreit. Der Bohrer war eine Nummer zu klein...
Doch was schert das einen Ecuadorianer?
In Ermangelung eines passenden Dübels wurde einfach mit dem selben Bohrer das Loch verbreitert. Mit dem Ergebnis, dass Dübel und damit auch der Haken wackelig und locker in der Fassung saßen.
Man spart sich die Beschreibung des zweiten Loches, nur so viel:
Im Hohlblockstein ist das Bohren einfacher, dafür verschwinden die Dübel in den zu großen Löchern allzu gern spurlos.
Nachdem also die Haken in keinem der beiden Löcher auch nur ansatzweise sicher unterzubringen waren, griff Nicholas zur ultimativen Lösung:
Die Löcher größer ausbohren, Haken rein und Zement drüber!
Und so liege ich jetzt in einer Hängematte, deren Halterungen einzementiert und für die Ewigkeit in der wand verankert sind. Der Gedanke an Morgen fehlte zwar gänzlich bei dieser Konstruktion, dafür aber hängt die hamaca und das war ja das Ziel des Ganzen.
Ein Hoch auf Nicholas!
Politik und Fußball
Lustige Anekdote:
Nicht nur, dass die Ecuadorianer an den Wahlen teilnehmen müssen, weil sie sonst anschließend keine staatlichen Dienste mehr in Anspruch nehmen können, anlässlich der Wahlen 2009 werden jetzt schon jeden Abend die Erklärungen ausgestrahlt.
Wer wen wann wählt, wie viele Abgeordnete, Abgesandte, Präsidenten es gibt, jedoch kein Wort über eventuelle Parteien oder politische Ausrichtungen der Kandidaten.
Sowieso scheint Fußball hier viel mehr zu interessieren, als Politik.
So bin ich mit der gesamten Familie bei einem Spiel von „El Nacional“ gewesen, wie der Name unmissverständlich sagt der Club der Patriotisten und Militärs von Ecuador.
Da Nicholas ja der Marine angehört und vor kurzem sogar zum Organisationskader des Fußballclubs „El Nacional“ einberufen wurde, gab es Freikarten für die ganze Familie. Böse Zungen würden behaupten, dass es die Freikarten aus Ermangelung von Zuschauern gab, war das Olympiastadion Atahualpa letztendlich nur zu 10 Prozent besetzt, aber all diese Spekulationen seien einmal verbannt.
Angesichts dieser Zuschauermassen war die Stimmung auch nur in den jeweiligen Fanblocks gut, wobei das vom 1:0, 2:0 auf Seiten der Nacionalistas zum 2:1, 2:2 zu den Macaranern wechselte.
Im Gegensatz zu diesem eher tristen Spiel gab es einen Tag darauf das Spitzenspiel „Liga“ – „Barcelona“. Wobei Barcelona natürlich die Mannschaft aus Guayaquil meint und nicht die spanische.
Nach dem Ergebnis von 2:1 zu Gunsten der „Liga“ bewiesen jedoch die Fans aus Guayaquil gute europäisch-englische Manieren und zerlegten aufs Gründlichste das Stadion der „Liga“.
Nach dem Spiel gab es die obligatorischen Prügeleien und Scharmützel mit der Polizei, ganz nach Vorbild der Spieler von denen immerhin auch 3 durch rote Karte vorzeitig ausschieden.
Man könnte durchaus sagen, dass sich das hitzige Gemüt der Latinos besonders gern bei Fußballspielen entlädt, aber generell gilt ja: „Die wollen nur spielen.“
Samstag, 22. November 2008
Fiestas del Colegio
Tag I
Die SMS erreicht mich zu nachtschlafendert Zeit. Normalerweise muss ich erst spät in der Guarderia sein, aber heute reißt mich das penetrante Piepen meines Handys aus dem Schlaf.
„Sei um halb acht im Colegio, heute gehen die Fiestas los!“
Ich weiß zwar, dass Fiestas sind, aber wann die losgehen, was da geplant ist und überhaupt... Was weiß denn ich kleiner Volunteer da schon?
Also raus aus den Federn, schnell geduscht und gefrühstückt um mit einer halben Stunde Verspätung – man nannte es die „hora ecuatoriana“ - in der Schule anzukommen. Mein Handysaldo ist leer, damit kann ich auch in der Guarderia nicht Bescheid sagen, dass ich nicht komme. Scheiße.
Angekommen in der Schule merke ich schnell, dass ich eigentlich noch gemütlich im Bett liegen könnte, halten die Nonnen doch gerade noch ihre Messe ab. Aber immerhin komme ich so zum ersten Mal in den Genuss von Messe auf Spanisch, unter Weihrauchgemüffel und dem furiosen Ende einer Feuerwerksrakete.
Was allerdings auch der Auftaktknall für die Fiestas gewesen sein kann.
Als dann endlich alles an seinem Platz ist, Musik und Boxen gebracht werden und alle Schülerinnen sich draußen versammelt haben, kann es losgehen. Jedoch ganz anders als erwartet.
Statt Reden, Vorführungen oder anderen Dingen, die man auf einer Schulfeier in Deutschland vielleicht machen würde, stehen hier Sackhüpfen und Eierlaufen auf dem Plan.
Nachdem auch ich mich mit den anderen Lehrern einbeinig in einer Reihe aufgestellt hüpfenderweise vor den Schülerinnen zum Affen gemacht habe, kommt schließlich noch die einzige Vorführung des Vormittags:
Ein traditioneller ecuadorianischer Tanz, der in traditionellen Trachten aufgeführt wird.
Unter zahlreichen „Viva christo rey!“-Rufen vergeht so der Großteil des Vormittages, anschließend sollte eigentlich der Unterricht fortgeführt werden, aber die Lehrer haben eine Sitzung. Da es sich bei diesen Reuniones meistens nur um Glaubensfragen und Schulpolitik handelt nehme ich nicht teil, sondern schaue mir das Spektakel der Schülerinnen auf dem Schulhof an.
Denn: Man gebe Ecuadorianern Musik und eine freie Fläche und – Sie tanzen.
Mit den eben noch traditionelle Musik abspielenden Boxen und rasch aufgelegtem Reggaeton, sowie dem großen Schulhof tanzten sich meine sonst so schüchternen Schülerinnen die Seele aus dem Leib. Ohne Aufforderung, ohne Alkohol, am hellichten Tage.
Warum sieht man sowas nicht mal in deutschen Schulen?
Tag II
Wenig passiert.
Wenn man mal davon absieht, dass ich mich tatsächlich zur ersten Stunde aus dem Bett gequält habe, um dann ins Colegio zu kommen, ohne dass da irgendwas passiert, ist kaum was erwähnenswert.
Der Grund für die Unterbeschäftigung der Lehrer, die sich bei den weiblichen Beschäftigten in Kochen umsetzt, ist der Zeichnen- und Malwettbewerb, der in drei Stunden ausgeführt werden soll.
Die besten Bilder werden anschließend an einen Orthografiewettbewerb der unteren Klassen von einer fachkundigen Jury – will heißen Sekretär Ronny und den beiden für die Schule zuständigen Nonnen aus dem Kloster – ausgewählt und prämiert.
Die eigentlich für danach angedachten Sportwettbewerbe (Volleyball, Basketball und Fußball) werden kurzerhand durch Singen religiöser Lieder ersetzt.
Will hoffen, dass das morgen nicht wieder so läuft, sonst beginne ich ernsthaft an Sinn und Zweck meines Trainings zu zweifeln. Immerhin werden laut Diego Mix-Mannschaften aus Schülerinnen und Lehrern untereinander spielen. Warten wir ab, was weiß Diego schon...
Achja, abgesehen von den Fiestas gab es noch eine Volunteer-Versammlung, die nach den obligatorischen Besprechungen von Fiestas de Quito („Trinkt nicht so viel!“) über Midterm-Camp (Dank der Weltwaerts-Leute wurde das mal eben von 2 auf 5 Tage verlängert – Bei gleichem Budget) schließlich in einer Sitzung Gruppentherapie endete.
Normalerweise ja sehr offen für sowas – immerhin ehemals angehender Psychologe – konnte ich mir jedoch nach den ersten Ausführungen über eine „göttliche Essenz“ und ähnliches die Bemerkungen nicht mehr verkneifen.
So erwuchs immerhin aus den Entspannungsübungen, bei denen wir irgendwann ein „Licht“ sehen sollten eine recht interessante Diskussion, ob es etwas wie eine allgegenwärtige „Essenz“ gibt, die uns allen innewohnt und uns vereint. Den zentralen Punkt des Psychologen habe ich jedoch leider verpasst und die Nachfrage konnte auch er nicht beantworten, aber es schien um etwas wie Heimweh zu gehen... Wo da dann auch immer die Verbindung zur „göttlichen Essenz“ liegt...
Tag III
Befürchtungen wurden wahr.
Wofür trainier' ich die Mädels eigentlich, wenn die nie spielen dürfen?
Der Tag bestand neben den obligatorischen Tänzen von traditionell über RocknRoll zu HipHop eigentlich nur aus Warten und Zeit absitzen – in der man auch ohne Probleme mal ein Volleyballspiel hätte unterbringen können.
Dafür waren die Tänze immerhin nicht schlecht gemacht, einsame Spitze natürlich Julias Tanz mit „meinen“ Tercero-Mädels (wobei diese Wertung natürlich absolut nicht voreingenommen ist).
Zwischen Tänzen und Warten gab es dann noch die eine oder andere Vorführung, neben einem Theaterstück über ecuadorianische Exekutive hauptsächlich religiös motivierte, wobei die Aussage des jeweiligen Stückes jedoch nicht aus der Vorführung selbst hervorgehen musste, da immer eine Erklärung nachgeschoben wurde: „Die Aufführung soll zeigen, dass man immer an Gott glauben soll und er einen nicht allein lässt!“
Ansonsten sollten wir Freiwilligen noch einen vor dem ganzen Colegio austanzen, was jedoch ebenso realisiert wurde, wie das geplante Mittagessen mit allen Lehrern - Nämlich nicht.
Damit ist eigentlich auch alles über den dritten Tag der Fiestas gesagt, erwähnenswert bleibt nur noch, dass mir noch zwischen Tür und Angel mitgeteilt wurde, dass es wohl nächste Woche Trimesterexamen gibt und dass ich die doch bitte noch bei der Direktion zur Vorüberprüfung einreichen sollte. Den Schock konnte Diego glücklicherweise wieder aufheben, weil er – laut eigener Aussage – da schon was vorbereitet hat. Warten wir ab.
Summa summarum...
Waren die Fiestas ganz lustig und vor allem eins: Anders.
Von Organisation zur Einstellung der Schülerinnen, von Vorführungen zu „Viva Christo Rey!“-Rufen war dieses Schulfest in keinster Weise mit einem Deutschen zu vergleichen.
PS: Fotos stehen oben...
Die SMS erreicht mich zu nachtschlafendert Zeit. Normalerweise muss ich erst spät in der Guarderia sein, aber heute reißt mich das penetrante Piepen meines Handys aus dem Schlaf.
„Sei um halb acht im Colegio, heute gehen die Fiestas los!“
Ich weiß zwar, dass Fiestas sind, aber wann die losgehen, was da geplant ist und überhaupt... Was weiß denn ich kleiner Volunteer da schon?
Also raus aus den Federn, schnell geduscht und gefrühstückt um mit einer halben Stunde Verspätung – man nannte es die „hora ecuatoriana“ - in der Schule anzukommen. Mein Handysaldo ist leer, damit kann ich auch in der Guarderia nicht Bescheid sagen, dass ich nicht komme. Scheiße.
Angekommen in der Schule merke ich schnell, dass ich eigentlich noch gemütlich im Bett liegen könnte, halten die Nonnen doch gerade noch ihre Messe ab. Aber immerhin komme ich so zum ersten Mal in den Genuss von Messe auf Spanisch, unter Weihrauchgemüffel und dem furiosen Ende einer Feuerwerksrakete.
Was allerdings auch der Auftaktknall für die Fiestas gewesen sein kann.
Als dann endlich alles an seinem Platz ist, Musik und Boxen gebracht werden und alle Schülerinnen sich draußen versammelt haben, kann es losgehen. Jedoch ganz anders als erwartet.
Statt Reden, Vorführungen oder anderen Dingen, die man auf einer Schulfeier in Deutschland vielleicht machen würde, stehen hier Sackhüpfen und Eierlaufen auf dem Plan.
Nachdem auch ich mich mit den anderen Lehrern einbeinig in einer Reihe aufgestellt hüpfenderweise vor den Schülerinnen zum Affen gemacht habe, kommt schließlich noch die einzige Vorführung des Vormittags:
Ein traditioneller ecuadorianischer Tanz, der in traditionellen Trachten aufgeführt wird.
Unter zahlreichen „Viva christo rey!“-Rufen vergeht so der Großteil des Vormittages, anschließend sollte eigentlich der Unterricht fortgeführt werden, aber die Lehrer haben eine Sitzung. Da es sich bei diesen Reuniones meistens nur um Glaubensfragen und Schulpolitik handelt nehme ich nicht teil, sondern schaue mir das Spektakel der Schülerinnen auf dem Schulhof an.
Denn: Man gebe Ecuadorianern Musik und eine freie Fläche und – Sie tanzen.
Mit den eben noch traditionelle Musik abspielenden Boxen und rasch aufgelegtem Reggaeton, sowie dem großen Schulhof tanzten sich meine sonst so schüchternen Schülerinnen die Seele aus dem Leib. Ohne Aufforderung, ohne Alkohol, am hellichten Tage.
Warum sieht man sowas nicht mal in deutschen Schulen?
Tag II
Wenig passiert.
Wenn man mal davon absieht, dass ich mich tatsächlich zur ersten Stunde aus dem Bett gequält habe, um dann ins Colegio zu kommen, ohne dass da irgendwas passiert, ist kaum was erwähnenswert.
Der Grund für die Unterbeschäftigung der Lehrer, die sich bei den weiblichen Beschäftigten in Kochen umsetzt, ist der Zeichnen- und Malwettbewerb, der in drei Stunden ausgeführt werden soll.
Die besten Bilder werden anschließend an einen Orthografiewettbewerb der unteren Klassen von einer fachkundigen Jury – will heißen Sekretär Ronny und den beiden für die Schule zuständigen Nonnen aus dem Kloster – ausgewählt und prämiert.
Die eigentlich für danach angedachten Sportwettbewerbe (Volleyball, Basketball und Fußball) werden kurzerhand durch Singen religiöser Lieder ersetzt.
Will hoffen, dass das morgen nicht wieder so läuft, sonst beginne ich ernsthaft an Sinn und Zweck meines Trainings zu zweifeln. Immerhin werden laut Diego Mix-Mannschaften aus Schülerinnen und Lehrern untereinander spielen. Warten wir ab, was weiß Diego schon...
Achja, abgesehen von den Fiestas gab es noch eine Volunteer-Versammlung, die nach den obligatorischen Besprechungen von Fiestas de Quito („Trinkt nicht so viel!“) über Midterm-Camp (Dank der Weltwaerts-Leute wurde das mal eben von 2 auf 5 Tage verlängert – Bei gleichem Budget) schließlich in einer Sitzung Gruppentherapie endete.
Normalerweise ja sehr offen für sowas – immerhin ehemals angehender Psychologe – konnte ich mir jedoch nach den ersten Ausführungen über eine „göttliche Essenz“ und ähnliches die Bemerkungen nicht mehr verkneifen.
So erwuchs immerhin aus den Entspannungsübungen, bei denen wir irgendwann ein „Licht“ sehen sollten eine recht interessante Diskussion, ob es etwas wie eine allgegenwärtige „Essenz“ gibt, die uns allen innewohnt und uns vereint. Den zentralen Punkt des Psychologen habe ich jedoch leider verpasst und die Nachfrage konnte auch er nicht beantworten, aber es schien um etwas wie Heimweh zu gehen... Wo da dann auch immer die Verbindung zur „göttlichen Essenz“ liegt...
Tag III
Befürchtungen wurden wahr.
Wofür trainier' ich die Mädels eigentlich, wenn die nie spielen dürfen?
Der Tag bestand neben den obligatorischen Tänzen von traditionell über RocknRoll zu HipHop eigentlich nur aus Warten und Zeit absitzen – in der man auch ohne Probleme mal ein Volleyballspiel hätte unterbringen können.
Dafür waren die Tänze immerhin nicht schlecht gemacht, einsame Spitze natürlich Julias Tanz mit „meinen“ Tercero-Mädels (wobei diese Wertung natürlich absolut nicht voreingenommen ist).
Zwischen Tänzen und Warten gab es dann noch die eine oder andere Vorführung, neben einem Theaterstück über ecuadorianische Exekutive hauptsächlich religiös motivierte, wobei die Aussage des jeweiligen Stückes jedoch nicht aus der Vorführung selbst hervorgehen musste, da immer eine Erklärung nachgeschoben wurde: „Die Aufführung soll zeigen, dass man immer an Gott glauben soll und er einen nicht allein lässt!“
Ansonsten sollten wir Freiwilligen noch einen vor dem ganzen Colegio austanzen, was jedoch ebenso realisiert wurde, wie das geplante Mittagessen mit allen Lehrern - Nämlich nicht.
Damit ist eigentlich auch alles über den dritten Tag der Fiestas gesagt, erwähnenswert bleibt nur noch, dass mir noch zwischen Tür und Angel mitgeteilt wurde, dass es wohl nächste Woche Trimesterexamen gibt und dass ich die doch bitte noch bei der Direktion zur Vorüberprüfung einreichen sollte. Den Schock konnte Diego glücklicherweise wieder aufheben, weil er – laut eigener Aussage – da schon was vorbereitet hat. Warten wir ab.
Summa summarum...
Waren die Fiestas ganz lustig und vor allem eins: Anders.
Von Organisation zur Einstellung der Schülerinnen, von Vorführungen zu „Viva Christo Rey!“-Rufen war dieses Schulfest in keinster Weise mit einem Deutschen zu vergleichen.
PS: Fotos stehen oben...
Freitag, 21. November 2008
Montag, 17. November 2008
Pulchones und Quinceñera
Zeit, Zeit, Zeit.
Die Zeit vergeht hier so schnell, dass man es kaum mitbekommt.
So berichte ich heute auch wieder ueber Ereignisse, die sich schon vor zwei Wochen zugetragen haben. An diesem Wochenende war naemlich wieder grosse Familienaction geplant, eingeleitet von den Vorfuehrungen zur Indígenakultur ausgerichtet von der Escuela meiner Gastschwester Nicole.
Klar, dass das Pflichtveranstaltung war.
Ecuadorianisches Schulsystem: Das Schulsystem hier in Ecuador scheint folgendermassen aufgebaut zu sein. Eingeschult wird nach 2 optionalen Jahren Kindergarten (Guarderia) in die Grundschule (Escuela), wo die Kinder dann die 6 ersten Schuljahre verbringen, um danach auf der weiterfuehrenden Schule (Colegio) ihre Schullaufbahn zu beenden. Dabei ist es jedoch nicht auf jedem Colegio moeglich, den selben Abschluss zu erlangen. Manche Colegios schliessen nach Decimo (unserer neunten Klasse), andere fuehren bis zum Bachillerato, was der hoechste Schulabschluss ist.
Weiterhin sind die Colegios hier weitaus spezialisierter als in Deutschland. So gibt es technische Colegios, altsprachliche, medizinische, naturwissenschaftliche bis hin zu den auslaendischen Schulen, die von dem jeweiligen Land bezahlt und gefuehrt werden, dafuer auch einen grossen Teil der Stunden in der Landessprache abhalten.
Zu der Veranstaltung giung es dann Mittags ins Stadion von Lumbisi, wobei der hochtrabende Name “Stadion” jedoch eine nur eine mehr oder minder eigeebnete Grasflaeche mit Betontribuenen bezeichnet, die insgesamt vielleicht Platz fuer 300 bis 400 Zuschauer bieten.
Da dieses Fest jedoch ohnehin nicht die Kapazitaeten bot, um diesen Rahmen im entferntesten sprengen zu koennen, stoerte das niemanden. Dank des Akkus meiner Kamera, der nach 5 Fotos den Geist aufgab, kann ich die Eindruecke leider (fast) nur schreibenderweise teilen.
Zu typisch ecuadorianischer Musik fuehrten die einzelnen Klassen der Escuela ihre einstudierten Taenze vor. Gekleidet in die traditionelle Kleidung des Kitu Kara Pueblos ging es dabei hauptsaechlich darum, Sombreros rhythmisch in die Luft zu heben oder symbolisch der Sonne zu huldigen. Fuer mich persoenlich war es interessant es gesehen zu haben, ohne dabei jedoch das Gefuehl zu haben, in die ecuadorianische Kultur eingetaucht zu sein.
Kitu Kara: Das Pueblo Kitu Kara ist in der Provinz Pichincha beheimatet, wobei Pueblo nichts anderes heisst, als dass sich dieser Indígenastamm in Kleidung, Kultur von den anderen (bspw. des Oriente) abgrenzt, ohne dabei jedoch die Verwandtschaft zu leugnen. Die Trachten der Kitu Kara bestehen aus schwarzen Ponchos ueber weissen Camisetas (eine Art langaermliger, bestickter Hemden) und weissen Leinenhosen, dazu die klassischen einfach geschnuerten Sandalen.
Die Frauen tragen weinrote Ponchos ueber weissen Blusen und bestickten Roecken.
Neben dieser positiven Erfahrung ecuadorianischer Kultur, durfte ich an diesem Nachmittag auch die erste negative Erfahrung als Weisser unter Indígenas machen. Begruesst wurde ich gleich zu Anfang von der Leiterin einer Tanzgruppe mit der Bemerkung zu ihren Freundinnen, dass ich wohl mit der Gruppe der Peluchones auftreten wuerde.
Peluchones sind dabei die weissen Pfarrer der Kolonialzeit, die dafuer beruechtigt waren, den Reichtum der Ureinwohner zu horten und sich nur in Gegenwart Hoehergestellter an christliche Werte zu halten.
Diese ganze Geschichte war jedoch schnell vergessen, als es nach diesem Event zum Haus meiner Cousine ging. Die hatte naemlich ihren fuenfzehnten Geburtstag zu feiern, was hier in Ecuador soviel heisst, wie der Uebergang von Maedchen zu Frau und dementsprechend gefeiert wurde.
Die bei meiner ersten original ecuadorianischen Feier noch zur Genuege gefundenen Zweifel an Sinn und Verstand der ganzen Tanzerei habe ich mittlerweile auch gut abgelegt und neben der Fotografiererei den Abend gut auf der Tanzflaeche verbracht. Spaetnachts versuchte dann mein Gastvater Nicholas noch, mir die traditionellen Tanzschritte der Ecuadorianer beizubringen, was jedoch wenig Erfolg zeitigte.
Alles in allem war es wieder eine typische Feier der Leute hier, auch wenn sie dieses Mal weitaus groesser angelegt war. Von einer extra fuer Caro abgehaltenen Messe ueber ein grosses Abendessen bis zu den bereitgestellten “Damas y Caballeros”, welche die Quinceñera in ihr fuenfzehntes Lebensjahr ueberfuehrten war alles dabei.
Sogar ein Auftritt fake-mexikanischer Mariachis wurde noch geboten, bis der offizielle Teil schliesslich mit dem “Anbiss” der Torte endete, der -alter ecuadorianischer Brauch- dazu genutzt wurde, um Caros Gesicht grosszuegig mit Torte einzudecken.
Fotos von dieser Feier gibts zur Genuege und werden selbstverstaendlich auch nachgereicht…
Die Zeit vergeht hier so schnell, dass man es kaum mitbekommt.
So berichte ich heute auch wieder ueber Ereignisse, die sich schon vor zwei Wochen zugetragen haben. An diesem Wochenende war naemlich wieder grosse Familienaction geplant, eingeleitet von den Vorfuehrungen zur Indígenakultur ausgerichtet von der Escuela meiner Gastschwester Nicole.
Klar, dass das Pflichtveranstaltung war.
Ecuadorianisches Schulsystem: Das Schulsystem hier in Ecuador scheint folgendermassen aufgebaut zu sein. Eingeschult wird nach 2 optionalen Jahren Kindergarten (Guarderia) in die Grundschule (Escuela), wo die Kinder dann die 6 ersten Schuljahre verbringen, um danach auf der weiterfuehrenden Schule (Colegio) ihre Schullaufbahn zu beenden. Dabei ist es jedoch nicht auf jedem Colegio moeglich, den selben Abschluss zu erlangen. Manche Colegios schliessen nach Decimo (unserer neunten Klasse), andere fuehren bis zum Bachillerato, was der hoechste Schulabschluss ist.
Weiterhin sind die Colegios hier weitaus spezialisierter als in Deutschland. So gibt es technische Colegios, altsprachliche, medizinische, naturwissenschaftliche bis hin zu den auslaendischen Schulen, die von dem jeweiligen Land bezahlt und gefuehrt werden, dafuer auch einen grossen Teil der Stunden in der Landessprache abhalten.
Zu der Veranstaltung giung es dann Mittags ins Stadion von Lumbisi, wobei der hochtrabende Name “Stadion” jedoch eine nur eine mehr oder minder eigeebnete Grasflaeche mit Betontribuenen bezeichnet, die insgesamt vielleicht Platz fuer 300 bis 400 Zuschauer bieten.
Da dieses Fest jedoch ohnehin nicht die Kapazitaeten bot, um diesen Rahmen im entferntesten sprengen zu koennen, stoerte das niemanden. Dank des Akkus meiner Kamera, der nach 5 Fotos den Geist aufgab, kann ich die Eindruecke leider (fast) nur schreibenderweise teilen.
Zu typisch ecuadorianischer Musik fuehrten die einzelnen Klassen der Escuela ihre einstudierten Taenze vor. Gekleidet in die traditionelle Kleidung des Kitu Kara Pueblos ging es dabei hauptsaechlich darum, Sombreros rhythmisch in die Luft zu heben oder symbolisch der Sonne zu huldigen. Fuer mich persoenlich war es interessant es gesehen zu haben, ohne dabei jedoch das Gefuehl zu haben, in die ecuadorianische Kultur eingetaucht zu sein.
Kitu Kara: Das Pueblo Kitu Kara ist in der Provinz Pichincha beheimatet, wobei Pueblo nichts anderes heisst, als dass sich dieser Indígenastamm in Kleidung, Kultur von den anderen (bspw. des Oriente) abgrenzt, ohne dabei jedoch die Verwandtschaft zu leugnen. Die Trachten der Kitu Kara bestehen aus schwarzen Ponchos ueber weissen Camisetas (eine Art langaermliger, bestickter Hemden) und weissen Leinenhosen, dazu die klassischen einfach geschnuerten Sandalen.
Die Frauen tragen weinrote Ponchos ueber weissen Blusen und bestickten Roecken.
Neben dieser positiven Erfahrung ecuadorianischer Kultur, durfte ich an diesem Nachmittag auch die erste negative Erfahrung als Weisser unter Indígenas machen. Begruesst wurde ich gleich zu Anfang von der Leiterin einer Tanzgruppe mit der Bemerkung zu ihren Freundinnen, dass ich wohl mit der Gruppe der Peluchones auftreten wuerde.
Peluchones sind dabei die weissen Pfarrer der Kolonialzeit, die dafuer beruechtigt waren, den Reichtum der Ureinwohner zu horten und sich nur in Gegenwart Hoehergestellter an christliche Werte zu halten.
Diese ganze Geschichte war jedoch schnell vergessen, als es nach diesem Event zum Haus meiner Cousine ging. Die hatte naemlich ihren fuenfzehnten Geburtstag zu feiern, was hier in Ecuador soviel heisst, wie der Uebergang von Maedchen zu Frau und dementsprechend gefeiert wurde.
Die bei meiner ersten original ecuadorianischen Feier noch zur Genuege gefundenen Zweifel an Sinn und Verstand der ganzen Tanzerei habe ich mittlerweile auch gut abgelegt und neben der Fotografiererei den Abend gut auf der Tanzflaeche verbracht. Spaetnachts versuchte dann mein Gastvater Nicholas noch, mir die traditionellen Tanzschritte der Ecuadorianer beizubringen, was jedoch wenig Erfolg zeitigte.
Alles in allem war es wieder eine typische Feier der Leute hier, auch wenn sie dieses Mal weitaus groesser angelegt war. Von einer extra fuer Caro abgehaltenen Messe ueber ein grosses Abendessen bis zu den bereitgestellten “Damas y Caballeros”, welche die Quinceñera in ihr fuenfzehntes Lebensjahr ueberfuehrten war alles dabei.
Sogar ein Auftritt fake-mexikanischer Mariachis wurde noch geboten, bis der offizielle Teil schliesslich mit dem “Anbiss” der Torte endete, der -alter ecuadorianischer Brauch- dazu genutzt wurde, um Caros Gesicht grosszuegig mit Torte einzudecken.
Fotos von dieser Feier gibts zur Genuege und werden selbstverstaendlich auch nachgereicht…
Dienstag, 11. November 2008
Que bonita es ... Cuenca!
Und schön war es in Cuenca, unserem letzten Reiseziel auf der Ecuador-Entdeckungstour.
Nach zehn Stunden Schlaf im luxuriösen Nachtbus der Panamericana, der neben unendlicher Beinfreiheit auch mit Getränkeservice aufzuwarten hatte, wachten wir in einer kleinen Nebenstraße Cuencas am Panamericana-Terminal auf.
Beim Aussteigen durften wir gleich bewundern, was den ganzen Aufenthalt in der Stadt prägen sollte: Sauberkeit!
Keine auf der Straße verteilten Müllhaufen, weder die in Quito allgegenwärtigen Müllsäcke am Straßenrand, noch mit leeren Plastikflaschen verzierte Gossen. Einfach schön!
Cuenca: Die, nach Aussagen der Cuencanos, schönste Stadt Ecuadors mit den schönsten Frauen und dem höchsten Lebensstil im ganzen Land feiert jährlich am 3. November ihre Unabhängigkeit, die sie 1820 von Spanien deklarierte. Interessante Anekdote für Deutsche: Die „Nueva Catedral“, einst als größte Kathedrale Südamerikas geplant, wurde von dem schwäbischen Architekten Dächinger geplant und erbaut.
Da wir anlässlich der „Fiestas de Cuenca“ , der Feierlichkeiten des Unabhängigkeitstages von Cuenca in diese Stadt gekommen waren, waren nicht nur alle Zimmer gnadenlos ausgebucht, sondern die wenigen freien auch noch hoffnungslos überteuert. Doch mit der von Quito aus erledigten Organisation konnten wir dann zu fünft in einem Fünfer-Zimmer unterkommen – Für den doppelten Preis.
Aber immerhin hatten wir so eine Bleibe in der Altstadt und konnten alle interessanten Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen. Dahingehend ließen wir uns auch nicht lumpen, besuchten Museen und Kirchen, wobei die „Nueva Catedral“ und das Sombreromuseum die Höhepunkte darstellten.
Die Kathedrale ist einfach nur beeindruckend gigantisch, an der höchsten Stelle 65 Meter hoch, erfrischend schlicht eingerichtet und lässt so das überladene Ambiente der Kirchen dieser Zeit angenehmerweise gänzlich vermissen. Hier finden sich bei jedem Besuch die traditionell-katholischen Cuencanos beim Gebet, teils still versunken, teils mit Gesängen ihre eigene Messe ohne Priester abhaltend. Einer der Pater verlor jedoch selbst in dieser ehrfürchtigen Atmosphäre seinen Humor nicht:
Ein Schild weist darauf hin, das Handy auszuschalten, GOTT will mit dir reden!
Im Sombreromuseum dagegen wurde die Herstellung der als Panamahüte bekannten Jipi-Japas veranschaulicht und nebenbei natürlich auch fleißig verkauft. Obwohl ich meinen schönen Hut in Otavalo erstandenen Hut auf der Ibarrafahrt verloren hatte, habe ich mir in Cuenca keinen neuen gekauft. Den verlier ich eh wieder...
Außerdem komme ich ja nochmal wieder.
Abgerundet wurde diese Sombrerotour durch den Besuch des „Casa del Sombrero“, in dem wir nicht nur die teuersten und feinsten „Sombreros Superfinos“ bewundern durften, sondern auch darauf hofften den berühmten Hutmeister Alberto Pulla zu treffen. Leider vergeblich, da er gerade geschäftlich unterwegs war.
Panamahüte, Jipi-Japas oder Superfinos: Der irrtümlicherweise als Panamahut bekannt gewordene Superfino stammt aus und wird bis heute nur in Ecuador produziert. Die Pflanze, deren Fasern zur Herstellung der feinen Hüte benötigt werden, wächst nur in Ecuador und die Versuche, aus den Fasern einer verwandten Pflanze in Mexiko ähnliche Hüte herzustellen, sind bislang von wenig Erfolg gekrönt. Je nach Qualität des Hutes werden Wochen bis Monate veranschlagt um den Hut herzustellen. Dabei gilt: Umso schmaler die verwendeten Fasern, desto hochwertiger der Sombrero. Der Maestro Alberto Pulla stellt Hüte her, die so dicht und fein gewebt sind, dass sie nicht nur wasserdicht sind, sondern auch durch einen Fingerring gezogen werden können, ohne ihre Form zu verlieren. Diese Kunstfertigkeit bezahlte Pulla jedoch mit seiner Stimme: Durch die Dämpfe der Chemikalien zur Flexibilisierung der Hutfasern ausgelöster Krebs zerfraß einst seinen Kehlkopf.
Neben den abendlichen Entdeckungstouren, die uns nicht nur bestätigten, dass Cuenca definitiv zu den teuersten Städten Ecuadors gehört, sondern auch zeigten, dass sich das cuencanische Nachtleben definitiv sehen lassen kann, sahen wir uns auch traditionelle Feierlichkeiten an.
So gab es am Montag einen Umzug zu sehen, bei dem auch althergebrachte Volkstänze aufgeführt wurden, wobei es augenscheinlich hauptsächlich darum zu gehen schien, den Hut kunstvoll durch die Gegend zu schwingen.
Auch abends waren neben Livebands und Feuerwerk auch Radrennen zu bestaunen, wobei sich Cuenca mehr für das Radrennen als die eigentlichen Feierlichkeiten zu interessieren schien.
Einen kleinen Schock mit ecuadorianischem Erlebnis hatte ich schließlich noch im Taxi. Mit cuencanischem Anhang im Taxi Richtung Friedhof unterwegs, um Colada Morada anlässlich des Totensonntags zu probieren, schnitt unser Taxista einem heranbrausenden Pizzaauslieferer auf seinem Motorrad den Weg ab. Einen Knall und eine tiefe Delle in der Seitentür später sprangen wir alle – glücklicherweise unverletzt – aus dem Taxi um nach dem Motorradfahrer zu schauen.
Auch ihm war nichts passiert, als dies jedoch sichergestellt war, begann der Taxifahrer ihn zu beschuldigen und zu fordern, seine Tür zu bezahlen.
Als dies jedoch keinen Erfolg zeigte – immerhin war das Taxi links von der Vorfahrtstraße abgebogen ohne das Motorrad zu beachten – setzte sich der Taxifahrer kurzerhand in sein Auto und brauste davon. Ohne Name, Adresse oder Nummernschild zu hinterlassen.
Von diesem Verhalten geschockt ließ ich mich kurzerhand in das Auto eines Kolumbianers dirigieren, der angehalten hatte und so freundlich war, uns zur nächsten Colada Morada zu fahren...
Totensonntag: In Ecuador lebt der Brauch, anlässlich des Totensonntages Colada Morada und Guaguas de Pan zu machen. Dieses dickflüssige Getränk aus allerlei Früchten und von Unmengen Brombeeren violett gefärbt wird mit den Guaguas, unseren Stutenmännern nicht unähnlich, auf dem Friedhof den Toten dargebracht und anschließend verzehrt. Ein leckerer Brauch!
Nach all den Feierlichkeiten und Festivitäten, Besichtigungen und Sehenswürdigkeiten ging es dann Montag Nacht wieder Richtung heimatliches Quito. In einem bei weitem nicht mehr so komfortablen, aber ausreichendem Bus ging es über Nacht wieder zurück.
Mit der festen Entschlossenheit, ins schöne Cuenca zurückzukehren und einer handfesten Erkältung kam ich schließlich Dienstagmorgen wieder in meiner Familie in Lumbisi an...
Nach zehn Stunden Schlaf im luxuriösen Nachtbus der Panamericana, der neben unendlicher Beinfreiheit auch mit Getränkeservice aufzuwarten hatte, wachten wir in einer kleinen Nebenstraße Cuencas am Panamericana-Terminal auf.
Beim Aussteigen durften wir gleich bewundern, was den ganzen Aufenthalt in der Stadt prägen sollte: Sauberkeit!
Keine auf der Straße verteilten Müllhaufen, weder die in Quito allgegenwärtigen Müllsäcke am Straßenrand, noch mit leeren Plastikflaschen verzierte Gossen. Einfach schön!
Cuenca: Die, nach Aussagen der Cuencanos, schönste Stadt Ecuadors mit den schönsten Frauen und dem höchsten Lebensstil im ganzen Land feiert jährlich am 3. November ihre Unabhängigkeit, die sie 1820 von Spanien deklarierte. Interessante Anekdote für Deutsche: Die „Nueva Catedral“, einst als größte Kathedrale Südamerikas geplant, wurde von dem schwäbischen Architekten Dächinger geplant und erbaut.
Da wir anlässlich der „Fiestas de Cuenca“ , der Feierlichkeiten des Unabhängigkeitstages von Cuenca in diese Stadt gekommen waren, waren nicht nur alle Zimmer gnadenlos ausgebucht, sondern die wenigen freien auch noch hoffnungslos überteuert. Doch mit der von Quito aus erledigten Organisation konnten wir dann zu fünft in einem Fünfer-Zimmer unterkommen – Für den doppelten Preis.
Aber immerhin hatten wir so eine Bleibe in der Altstadt und konnten alle interessanten Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen. Dahingehend ließen wir uns auch nicht lumpen, besuchten Museen und Kirchen, wobei die „Nueva Catedral“ und das Sombreromuseum die Höhepunkte darstellten.
Die Kathedrale ist einfach nur beeindruckend gigantisch, an der höchsten Stelle 65 Meter hoch, erfrischend schlicht eingerichtet und lässt so das überladene Ambiente der Kirchen dieser Zeit angenehmerweise gänzlich vermissen. Hier finden sich bei jedem Besuch die traditionell-katholischen Cuencanos beim Gebet, teils still versunken, teils mit Gesängen ihre eigene Messe ohne Priester abhaltend. Einer der Pater verlor jedoch selbst in dieser ehrfürchtigen Atmosphäre seinen Humor nicht:
Ein Schild weist darauf hin, das Handy auszuschalten, GOTT will mit dir reden!
Im Sombreromuseum dagegen wurde die Herstellung der als Panamahüte bekannten Jipi-Japas veranschaulicht und nebenbei natürlich auch fleißig verkauft. Obwohl ich meinen schönen Hut in Otavalo erstandenen Hut auf der Ibarrafahrt verloren hatte, habe ich mir in Cuenca keinen neuen gekauft. Den verlier ich eh wieder...
Außerdem komme ich ja nochmal wieder.
Abgerundet wurde diese Sombrerotour durch den Besuch des „Casa del Sombrero“, in dem wir nicht nur die teuersten und feinsten „Sombreros Superfinos“ bewundern durften, sondern auch darauf hofften den berühmten Hutmeister Alberto Pulla zu treffen. Leider vergeblich, da er gerade geschäftlich unterwegs war.
Panamahüte, Jipi-Japas oder Superfinos: Der irrtümlicherweise als Panamahut bekannt gewordene Superfino stammt aus und wird bis heute nur in Ecuador produziert. Die Pflanze, deren Fasern zur Herstellung der feinen Hüte benötigt werden, wächst nur in Ecuador und die Versuche, aus den Fasern einer verwandten Pflanze in Mexiko ähnliche Hüte herzustellen, sind bislang von wenig Erfolg gekrönt. Je nach Qualität des Hutes werden Wochen bis Monate veranschlagt um den Hut herzustellen. Dabei gilt: Umso schmaler die verwendeten Fasern, desto hochwertiger der Sombrero. Der Maestro Alberto Pulla stellt Hüte her, die so dicht und fein gewebt sind, dass sie nicht nur wasserdicht sind, sondern auch durch einen Fingerring gezogen werden können, ohne ihre Form zu verlieren. Diese Kunstfertigkeit bezahlte Pulla jedoch mit seiner Stimme: Durch die Dämpfe der Chemikalien zur Flexibilisierung der Hutfasern ausgelöster Krebs zerfraß einst seinen Kehlkopf.
Neben den abendlichen Entdeckungstouren, die uns nicht nur bestätigten, dass Cuenca definitiv zu den teuersten Städten Ecuadors gehört, sondern auch zeigten, dass sich das cuencanische Nachtleben definitiv sehen lassen kann, sahen wir uns auch traditionelle Feierlichkeiten an.
So gab es am Montag einen Umzug zu sehen, bei dem auch althergebrachte Volkstänze aufgeführt wurden, wobei es augenscheinlich hauptsächlich darum zu gehen schien, den Hut kunstvoll durch die Gegend zu schwingen.
Auch abends waren neben Livebands und Feuerwerk auch Radrennen zu bestaunen, wobei sich Cuenca mehr für das Radrennen als die eigentlichen Feierlichkeiten zu interessieren schien.
Einen kleinen Schock mit ecuadorianischem Erlebnis hatte ich schließlich noch im Taxi. Mit cuencanischem Anhang im Taxi Richtung Friedhof unterwegs, um Colada Morada anlässlich des Totensonntags zu probieren, schnitt unser Taxista einem heranbrausenden Pizzaauslieferer auf seinem Motorrad den Weg ab. Einen Knall und eine tiefe Delle in der Seitentür später sprangen wir alle – glücklicherweise unverletzt – aus dem Taxi um nach dem Motorradfahrer zu schauen.
Auch ihm war nichts passiert, als dies jedoch sichergestellt war, begann der Taxifahrer ihn zu beschuldigen und zu fordern, seine Tür zu bezahlen.
Als dies jedoch keinen Erfolg zeigte – immerhin war das Taxi links von der Vorfahrtstraße abgebogen ohne das Motorrad zu beachten – setzte sich der Taxifahrer kurzerhand in sein Auto und brauste davon. Ohne Name, Adresse oder Nummernschild zu hinterlassen.
Von diesem Verhalten geschockt ließ ich mich kurzerhand in das Auto eines Kolumbianers dirigieren, der angehalten hatte und so freundlich war, uns zur nächsten Colada Morada zu fahren...
Totensonntag: In Ecuador lebt der Brauch, anlässlich des Totensonntages Colada Morada und Guaguas de Pan zu machen. Dieses dickflüssige Getränk aus allerlei Früchten und von Unmengen Brombeeren violett gefärbt wird mit den Guaguas, unseren Stutenmännern nicht unähnlich, auf dem Friedhof den Toten dargebracht und anschließend verzehrt. Ein leckerer Brauch!
Nach all den Feierlichkeiten und Festivitäten, Besichtigungen und Sehenswürdigkeiten ging es dann Montag Nacht wieder Richtung heimatliches Quito. In einem bei weitem nicht mehr so komfortablen, aber ausreichendem Bus ging es über Nacht wieder zurück.
Mit der festen Entschlossenheit, ins schöne Cuenca zurückzukehren und einer handfesten Erkältung kam ich schließlich Dienstagmorgen wieder in meiner Familie in Lumbisi an...
Samstag, 25. Oktober 2008
Angekommen in Ecuador oder Leben im Vorort von „Dogtown“
Nach dem ersten Wochenende in meiner Familie gibt es gleich nen ganzen haufen zu berichten, wenn ich es auch aus Zeit- und Internetmangel jetzt erst schaffe:
Was man bei dem für ecuadorianische Verhältnisse reichen Haus nicht erwartet hätte, ist dennoch eingetreten. Denn nach einer Woche wurde das Versprechen, mich auch im Rest der Familie einzuführen, eingehalten – Ganz im Gegensatz zum Versprechen, meine Hängematte aufzuhängen.
Dafür ging es Samstag Nachmittag nach „Lumbisi Zentrum“, was nichts anderes bedeutete, als dass die Häuserdichte von 5/Straße auf unglaubliche 15 pro Straße anwuchs. Hier ging es dann auch direkt in das Haus meiner neuen Großeltern, wo ich vor allem durch den Garten geführt wurde.
Denn wie es sich für eine traditionelle ecuadorianische Familie gehört, ist diese nicht nur groß, sondern lebt so weit es geht autark. So besitzen auch wir hier in Lumbisi einiges an Land, in dem ich demnächst wohl auch fleißig Mais, Kartoffeln und Tomaten anbauen werde.
Wo mir die Landwirtschaft doch im Blut liegt...
Aber weiter im Text.
Nach dem Besuch der Großeltern und um Dutzende von Pflanzennamen auf Spanisch reicher, die ich gleich wieder vergessen habe, wurde der nächste Teil der Familie besucht.
Die Großmutter väterlicherseits mit etlichen Cousins und Cousinen, Tanten und Onkeln, deren Namen ich entweder schon wieder vergessen oder gar nicht erst verstanden habe. Ganz davon abgesehen, dass hier in Lumbisi sowieso jeder mit jedem verwandt ist (also ist nicht nur die Bevölkerungsdichte ein Anhaltspunkt auf Verwandtschaft mit Brachbach...) kann ich zu allem Übel auch nicht zuordnen, wer jetzt über wen in welchem Verhältnis zu wem steht...
Nicht einmal das Alter ist ein Anhaltspunkt, da der Dreijährige um die Ecke ebenso gut mein Vetter, Onkel oder Neffe sein kann... Man kann nie wissen.
Abgeschlossen wurde der Tag mit dem Besuch bei Blanca, dem ecuadorianischen Part der Fundacion VASE, mit der ich jetzt auch irgendwie verwandt bin. Tante glaube ich... Kann auch nur an dem Grund liegen, dass wir beide in Lumbisi wohnen.
Nach der Einladung mit Blancas Bruder und Nicolas (mein Gastvater) am kommenden Wochenende zum Fischen in die Berge zu fahren und dort zu Campen stellten wir noch eine Mannschaft aus der Familie zusammen und liefen dann zum „Stadion“.
Erstaunlich gut ausgestattet mit zwei Basketballplätzen und drei mehr oder weniger gut in Stand gesetzten Fußballplätzen spielten wir zunächst 2 vs 2. Wobei es mehr darauf ankam, die anderen am Spiel zu halten und Spaß zu haben, als Körbe zu werfen. Aber das ist wohl die ecuadorianische Mentalität. Auch als noch vier andere Jugendliche aus Lumbisi mit ins Spiel kamen wurde das Spiel zwar gewinnorientierter, aber trotzdem nicht krampfhaft gewinnfixiert.
Ich bin mir nicht sicher, ob das verständlich erklärt ist, aber die ecuadorianische Mentalität muss man einfach selbst erleben, um es nachvollziehen zu können.
Abends fiel ich dann nur noch erschöpft und dank fehlender Sportschuhe um ein 2 € Stück großen Teil meiner Haut am Fuß ärmer ins Bett, um mich für den folgenden Familientag zu erholen.
Im Gegensatz zu der ursprünglichen Ankündigung, Sonntag um 6 Uhr morgens aufzustehen, um auf dem Feld der Familie zu arbeiten, konnte ich auch solange ausschlafen, wie es zwei Kinder im Alter von zwei und fünf Jahren eben zulassen. Zum Mittagessen ging es dann zur Schwägerin meines Gastvaters, die ein Stück außerhalb Lumbisis auf dem Land wohnt. Wobei auf dem Land hier soviel bedeutet, wie fünf Minuten Fußweg außerhalb des Zentrums.
Neben der freundlichen Einladung, ihr demnächst mal bei der Feldarbeit zu helfen, bei der ich mir bis jetzt nicht sicher bin, ob sie ironisch gemeint war, durfte ich auch Familienfotos bewundern und meine ersten beiden Live-Geflügelschlachtungen miterleben.
Schließlich sollte es zum Mittagessen Gans geben und meine Familie brauchte noch ein gerupftes und ausgenommenes Huhn für die folgende Woche.
Um es kurz zu machen:
Es war bei weitem nicht so schlimm oder eklig, wie man es sich vielleicht als verwöhnter Europäer vorstellt, nur der Moment in dem das Huhn kopflos weiterzappelt ist etwas ... gewöhnungsbedürftig.
Auch das Wissen, dass der Geschmack meiner Suppen zu einem Gutteil von Hühnerinnereien herrührt ist nicht unbedingt wünschenswert und bestätigt mich in meinem Verhalten, kein Fleisch aus der Suppe zu essen.
Dafür waren jedoch sowohl Suppe als auch die nachfolgenden Entenstücke mit Kartoffeln und einer Soße aus vorher gekochten Eiern sehr lecker, wenn auch etwas zäh. Aber da man hier ja sowieso mit den Händen isst, war das auch kein Problem. Neben diesen dorf-ecuadorianischen Erlebnissen, durfte ich auch noch mit der Manifestation des Teufels in Form einer Babykatze Bekanntschaft machen. Das der Name Beelzebub für so viel Skepsis sorgen könnte, hätte ich nicht erwartet, doch da hatte ich nicht mit dem katholischen Ecuador gerechnet. Meine Gasteltern waren beide nicht sonderlich begeistert über den Namen, während die erstaunlich aufgeklärte, wenn auch arme Besitzerin der Katze nur lachte.
Überhaupt wurde während des ganzen Wochenendes sehr viel gelacht, sehr viel geredet und sehr viel über Deutschland und Europa gefragt. Ein gelungenes Wochenende in einer riesigen, herzlichen Familie – Also genau das, was ich eigentlich von meiner ecuadorianischen Gastfamilie erhofft hatte.
Samstagsergaenzung:
Die Uebernachtung in den Bergen von Papallacta ist flachgefallen, da irgendjemand irgendwem abgesagt hat, Nicolas ne Grippe hat und es sowieso viel zu kalt war... Schade eigentlich, aber es laesst sich ja wiederholen.
Was man bei dem für ecuadorianische Verhältnisse reichen Haus nicht erwartet hätte, ist dennoch eingetreten. Denn nach einer Woche wurde das Versprechen, mich auch im Rest der Familie einzuführen, eingehalten – Ganz im Gegensatz zum Versprechen, meine Hängematte aufzuhängen.
Dafür ging es Samstag Nachmittag nach „Lumbisi Zentrum“, was nichts anderes bedeutete, als dass die Häuserdichte von 5/Straße auf unglaubliche 15 pro Straße anwuchs. Hier ging es dann auch direkt in das Haus meiner neuen Großeltern, wo ich vor allem durch den Garten geführt wurde.
Denn wie es sich für eine traditionelle ecuadorianische Familie gehört, ist diese nicht nur groß, sondern lebt so weit es geht autark. So besitzen auch wir hier in Lumbisi einiges an Land, in dem ich demnächst wohl auch fleißig Mais, Kartoffeln und Tomaten anbauen werde.
Wo mir die Landwirtschaft doch im Blut liegt...
Aber weiter im Text.
Nach dem Besuch der Großeltern und um Dutzende von Pflanzennamen auf Spanisch reicher, die ich gleich wieder vergessen habe, wurde der nächste Teil der Familie besucht.
Die Großmutter väterlicherseits mit etlichen Cousins und Cousinen, Tanten und Onkeln, deren Namen ich entweder schon wieder vergessen oder gar nicht erst verstanden habe. Ganz davon abgesehen, dass hier in Lumbisi sowieso jeder mit jedem verwandt ist (also ist nicht nur die Bevölkerungsdichte ein Anhaltspunkt auf Verwandtschaft mit Brachbach...) kann ich zu allem Übel auch nicht zuordnen, wer jetzt über wen in welchem Verhältnis zu wem steht...
Nicht einmal das Alter ist ein Anhaltspunkt, da der Dreijährige um die Ecke ebenso gut mein Vetter, Onkel oder Neffe sein kann... Man kann nie wissen.
Abgeschlossen wurde der Tag mit dem Besuch bei Blanca, dem ecuadorianischen Part der Fundacion VASE, mit der ich jetzt auch irgendwie verwandt bin. Tante glaube ich... Kann auch nur an dem Grund liegen, dass wir beide in Lumbisi wohnen.
Nach der Einladung mit Blancas Bruder und Nicolas (mein Gastvater) am kommenden Wochenende zum Fischen in die Berge zu fahren und dort zu Campen stellten wir noch eine Mannschaft aus der Familie zusammen und liefen dann zum „Stadion“.
Erstaunlich gut ausgestattet mit zwei Basketballplätzen und drei mehr oder weniger gut in Stand gesetzten Fußballplätzen spielten wir zunächst 2 vs 2. Wobei es mehr darauf ankam, die anderen am Spiel zu halten und Spaß zu haben, als Körbe zu werfen. Aber das ist wohl die ecuadorianische Mentalität. Auch als noch vier andere Jugendliche aus Lumbisi mit ins Spiel kamen wurde das Spiel zwar gewinnorientierter, aber trotzdem nicht krampfhaft gewinnfixiert.
Ich bin mir nicht sicher, ob das verständlich erklärt ist, aber die ecuadorianische Mentalität muss man einfach selbst erleben, um es nachvollziehen zu können.
Abends fiel ich dann nur noch erschöpft und dank fehlender Sportschuhe um ein 2 € Stück großen Teil meiner Haut am Fuß ärmer ins Bett, um mich für den folgenden Familientag zu erholen.
Im Gegensatz zu der ursprünglichen Ankündigung, Sonntag um 6 Uhr morgens aufzustehen, um auf dem Feld der Familie zu arbeiten, konnte ich auch solange ausschlafen, wie es zwei Kinder im Alter von zwei und fünf Jahren eben zulassen. Zum Mittagessen ging es dann zur Schwägerin meines Gastvaters, die ein Stück außerhalb Lumbisis auf dem Land wohnt. Wobei auf dem Land hier soviel bedeutet, wie fünf Minuten Fußweg außerhalb des Zentrums.
Neben der freundlichen Einladung, ihr demnächst mal bei der Feldarbeit zu helfen, bei der ich mir bis jetzt nicht sicher bin, ob sie ironisch gemeint war, durfte ich auch Familienfotos bewundern und meine ersten beiden Live-Geflügelschlachtungen miterleben.
Schließlich sollte es zum Mittagessen Gans geben und meine Familie brauchte noch ein gerupftes und ausgenommenes Huhn für die folgende Woche.
Um es kurz zu machen:
Es war bei weitem nicht so schlimm oder eklig, wie man es sich vielleicht als verwöhnter Europäer vorstellt, nur der Moment in dem das Huhn kopflos weiterzappelt ist etwas ... gewöhnungsbedürftig.
Auch das Wissen, dass der Geschmack meiner Suppen zu einem Gutteil von Hühnerinnereien herrührt ist nicht unbedingt wünschenswert und bestätigt mich in meinem Verhalten, kein Fleisch aus der Suppe zu essen.
Dafür waren jedoch sowohl Suppe als auch die nachfolgenden Entenstücke mit Kartoffeln und einer Soße aus vorher gekochten Eiern sehr lecker, wenn auch etwas zäh. Aber da man hier ja sowieso mit den Händen isst, war das auch kein Problem. Neben diesen dorf-ecuadorianischen Erlebnissen, durfte ich auch noch mit der Manifestation des Teufels in Form einer Babykatze Bekanntschaft machen. Das der Name Beelzebub für so viel Skepsis sorgen könnte, hätte ich nicht erwartet, doch da hatte ich nicht mit dem katholischen Ecuador gerechnet. Meine Gasteltern waren beide nicht sonderlich begeistert über den Namen, während die erstaunlich aufgeklärte, wenn auch arme Besitzerin der Katze nur lachte.
Überhaupt wurde während des ganzen Wochenendes sehr viel gelacht, sehr viel geredet und sehr viel über Deutschland und Europa gefragt. Ein gelungenes Wochenende in einer riesigen, herzlichen Familie – Also genau das, was ich eigentlich von meiner ecuadorianischen Gastfamilie erhofft hatte.
Samstagsergaenzung:
Die Uebernachtung in den Bergen von Papallacta ist flachgefallen, da irgendjemand irgendwem abgesagt hat, Nicolas ne Grippe hat und es sowieso viel zu kalt war... Schade eigentlich, aber es laesst sich ja wiederholen.
Samstag, 18. Oktober 2008
Trautes Heim, Glueck allein und “¡Yo tengo un Corazon para mi profe!”
Eine Woche im neuen Zuhause mit einer weiteren Arbeit ist ins Land gezogen und langsam wird es auch mal wieder Zeit den Blog auf den neuesten Stand zu bringen. Das wird aber auch in naechster Zeit wohl immer ein wenig laenger dauern, da ich jetzt auf Internetcafès angewiesen bin und nicht mehr das Glueck habe, bequem von zuhause den Blog aktualisieren zu koennen.
Doch von vorne:
Nach der Zeit bei Tato ging es letzte Woche Dienstag in meine neue Familie in Lumbisi, einem kleinen Ort etwas naeher an Quito und vor allem auch naeher an meinem Projekt. Hier wohne ich jetzt im zweiten Stock eines grossen Hauses, dessen untere Etage jedoch fuer einen Schreibwarenladen genutzt wird.
Alles in allem muss ich auch weiterhin keine grossen Abstriche an Lebensqualitaet machen, wie das anderen Volunteers bereits passiert ist, da ich ein eigenes Zimmer mit eigenem Bad und mehr oder weniger warmes Wasser habe. Alles nicht so gross, wie bei Salazars, auch kein Internet, aber ich fuehle mich doch deutlich wohler.
Meine neue Familie besteht aus Maria und Marinesoldat Nicolas, sowie den beiden Kindern Nicole (5) und Mattheo (2), alles in allem also eine sehr junge Familie, die mich sehr herzlich aufgenommen haben, und in der ich mich gleich als Teil der Familie gefuehlt habe. Hier ersetzen jetzt Gespraeche das Internet und die Versuche, Mattheo von meiner Laptoptastatur fernzuhalten die Bitten um Deutschnachhilfe.
Zudem, ich haette es ja nicht gedacht, kann ecuadorianisches Essen wirklich lecker sein!
Mit ein paar Gewuerzen und Kraeutern anstelle eines Ernaehrungsplans kann man auch aus “Pollo y arroz” (Haehnchen und Reis) eine wohlschmeckende Mahlzeit zubereiten…
Auch sonst kann ich mich kaum beklagen, hat meine Familie doch gleich mein ganzes Wochenende verplant und wird mich wohl spaeter am Tag noch dem Rest der Familie vorstellen und einiges mit mir unternehmen.
Der kleine Wermutstropfen ist die ecuadorianische Erziehung, die dazu fuehrt, dass die beiden Kinder im Haus wenig hoeren, dafuer aber umso mehr Scheisse bauen. Aber dafuer gibts ja dann meine vierzehnjaehrige Cousine vor Ort, die Tag fuer Tag mitisst und entweder in der Papeleria mit Hausaufgaben hinter dem Tresen steht oder aber auf die Kinder aufpasst.
Im Gegensatz zu meiner ersten Familie liess sich hier auch schon der eine der andere Kulturschock erleben, da sich das Bildungsgefaelle ind er ecuadorianischen Gesellschaft doch deutlich zu zeigen beginnt.
So habe ich die ersten zwei Tage nur mit dem Loeffel gegessen, auf meine spaetere Frage nach Messer und Gabel wurde erst verdutzt geschaut und dann das alte Marinegeschenk des Vaters, ein sechsteiliges Besteckset hervorgekramt.
Von diesem Tag an ist auch der Rest der Familie fleissig das Essen mit Messer und Gabel am Ueben.
Auch die Esskultur im Ganzen bleibt ein wenig auf der Strecke, da weder zusammen gegessen wird, noch das Essen genossen, sondern mehr geschlungen wird.
Ebenso wie mit Emma – btw¡Ich VERMISSE Emma!- gab es dann auch schon einen kurzen Geografieexkurs, sowie eine kleine Erklaerung, warum denn in Europa alles teurer ist und woher die verdammten Gringos eigentlich soviel mehr Geld haben als der Rest.
Dafuer weiss ich mittlerweile, was die “buque” ist, habe einen Einblick in das Leben eines ecuadorianischen Marinesoldaten bekommen, presse mir jeden Morgen meinen Orangensaft selbst und geniesse das Leben in einer auesserst warmherzigen Familie mit manchmal recht anstrengenden Kindern.
A propos anstrengende Kinder.
Mittlerweile helfe ich ja ein bisschen in einem Kindergarten aus, da die Leiterin Yolita ueber den ehemaligen Volunteer Dominik in der Fundación VASE nach Hilfe gefragt hat. Da ich sowieso in der Naehe arbeite und ja ein kinderlieber Mensch bin, mache ich meine Unterichtsvorbereitung jetzt nachmittags und gehe dafuer in meinen Freistunden Richtung “Guarderia Santa Inèz”.
Nach meinen ersten Stunden in der Guarderia weiss ich auch, warum die Latinos sprichwoertlich den Rhythmus im Blut haben. Denn die Minuten, in denen in der Guarderia keine Musik laeuft, gesungen oder getanzt wird lassen sich an einer Hand abzaehlen. Unter der Leitung der unglaublich energischen und liebevollen Yolita werden hier zu allen moeglichen lateinamerikanischen Kinderliedern Lieder fuer das Wetter gesungen, mit den Haenden ganze Stapel von Blaettern gelb angemalt und kleine Papierschnipsel aufgeklebt.
Und obwohl sich der Kindergarten rein durch Spenden finanziert, erhalten die Kinder Fruehstueck und Mittagessen, haben eine Vielzahl von Spielsachen und Material zum Basteln und Malen. Aeusserst beeindruckend.
Ebenso beeindruckend fortschrittlich fuer das doch sehr rassistische Ecuador ist das Erziehungskonzept von Gleichheit und gegenseitigem Verstaendnis. Auch wenn ich diese Arbeit weder fuer den Rest meines Lebens machen wollte, noch laenger als vier Stunden am Tag, so kann ich hier doch sehr viel mitnehmen, nicht zuletzt die Hochachtung vor Kindergaertnerinnen, die acht Stunden oder laenger am Tag mit einer Horde unerzogener Blagen aushalten muessen, ohne dass diese sich gegenseitig umbringen.
Eine Anekdote aus dem Kindergarten zum Abschluss:
Ich konnte es kaum glauben, als der groesste, kraeftigste Junge der Guarderia am zweiten Tag meiner Arbeit zu mir kam und mir wehmuetig eroeffnete: “Profe, ich habe keine Freunde!” Damit nicht genug hatte er auch noch die feste Absicht mich als seinen Freund zu gewinnen mit den Worten: “Ich habe ein Herz fuer meinen Profe!”
Sehr verdutzt habe ich ihn einfach nur zu den anderen geschickt und ihm gesagt, dass alle hier seine Freunde sind… Komische Welt…
Al fin: Fotos aus Tatos Haus sowie vom Trip nach Ibarra stehen auf Picasa online, Fotos aus der Guarderia, von meiner Familie und hoffentlich auch mal aus meinem Colegio kommen spaeter…
Doch von vorne:
Nach der Zeit bei Tato ging es letzte Woche Dienstag in meine neue Familie in Lumbisi, einem kleinen Ort etwas naeher an Quito und vor allem auch naeher an meinem Projekt. Hier wohne ich jetzt im zweiten Stock eines grossen Hauses, dessen untere Etage jedoch fuer einen Schreibwarenladen genutzt wird.
Alles in allem muss ich auch weiterhin keine grossen Abstriche an Lebensqualitaet machen, wie das anderen Volunteers bereits passiert ist, da ich ein eigenes Zimmer mit eigenem Bad und mehr oder weniger warmes Wasser habe. Alles nicht so gross, wie bei Salazars, auch kein Internet, aber ich fuehle mich doch deutlich wohler.
Meine neue Familie besteht aus Maria und Marinesoldat Nicolas, sowie den beiden Kindern Nicole (5) und Mattheo (2), alles in allem also eine sehr junge Familie, die mich sehr herzlich aufgenommen haben, und in der ich mich gleich als Teil der Familie gefuehlt habe. Hier ersetzen jetzt Gespraeche das Internet und die Versuche, Mattheo von meiner Laptoptastatur fernzuhalten die Bitten um Deutschnachhilfe.
Zudem, ich haette es ja nicht gedacht, kann ecuadorianisches Essen wirklich lecker sein!
Mit ein paar Gewuerzen und Kraeutern anstelle eines Ernaehrungsplans kann man auch aus “Pollo y arroz” (Haehnchen und Reis) eine wohlschmeckende Mahlzeit zubereiten…
Auch sonst kann ich mich kaum beklagen, hat meine Familie doch gleich mein ganzes Wochenende verplant und wird mich wohl spaeter am Tag noch dem Rest der Familie vorstellen und einiges mit mir unternehmen.
Der kleine Wermutstropfen ist die ecuadorianische Erziehung, die dazu fuehrt, dass die beiden Kinder im Haus wenig hoeren, dafuer aber umso mehr Scheisse bauen. Aber dafuer gibts ja dann meine vierzehnjaehrige Cousine vor Ort, die Tag fuer Tag mitisst und entweder in der Papeleria mit Hausaufgaben hinter dem Tresen steht oder aber auf die Kinder aufpasst.
Im Gegensatz zu meiner ersten Familie liess sich hier auch schon der eine der andere Kulturschock erleben, da sich das Bildungsgefaelle ind er ecuadorianischen Gesellschaft doch deutlich zu zeigen beginnt.
So habe ich die ersten zwei Tage nur mit dem Loeffel gegessen, auf meine spaetere Frage nach Messer und Gabel wurde erst verdutzt geschaut und dann das alte Marinegeschenk des Vaters, ein sechsteiliges Besteckset hervorgekramt.
Von diesem Tag an ist auch der Rest der Familie fleissig das Essen mit Messer und Gabel am Ueben.
Auch die Esskultur im Ganzen bleibt ein wenig auf der Strecke, da weder zusammen gegessen wird, noch das Essen genossen, sondern mehr geschlungen wird.
Ebenso wie mit Emma – btw¡Ich VERMISSE Emma!- gab es dann auch schon einen kurzen Geografieexkurs, sowie eine kleine Erklaerung, warum denn in Europa alles teurer ist und woher die verdammten Gringos eigentlich soviel mehr Geld haben als der Rest.
Dafuer weiss ich mittlerweile, was die “buque” ist, habe einen Einblick in das Leben eines ecuadorianischen Marinesoldaten bekommen, presse mir jeden Morgen meinen Orangensaft selbst und geniesse das Leben in einer auesserst warmherzigen Familie mit manchmal recht anstrengenden Kindern.
A propos anstrengende Kinder.
Mittlerweile helfe ich ja ein bisschen in einem Kindergarten aus, da die Leiterin Yolita ueber den ehemaligen Volunteer Dominik in der Fundación VASE nach Hilfe gefragt hat. Da ich sowieso in der Naehe arbeite und ja ein kinderlieber Mensch bin, mache ich meine Unterichtsvorbereitung jetzt nachmittags und gehe dafuer in meinen Freistunden Richtung “Guarderia Santa Inèz”.
Nach meinen ersten Stunden in der Guarderia weiss ich auch, warum die Latinos sprichwoertlich den Rhythmus im Blut haben. Denn die Minuten, in denen in der Guarderia keine Musik laeuft, gesungen oder getanzt wird lassen sich an einer Hand abzaehlen. Unter der Leitung der unglaublich energischen und liebevollen Yolita werden hier zu allen moeglichen lateinamerikanischen Kinderliedern Lieder fuer das Wetter gesungen, mit den Haenden ganze Stapel von Blaettern gelb angemalt und kleine Papierschnipsel aufgeklebt.
Und obwohl sich der Kindergarten rein durch Spenden finanziert, erhalten die Kinder Fruehstueck und Mittagessen, haben eine Vielzahl von Spielsachen und Material zum Basteln und Malen. Aeusserst beeindruckend.
Ebenso beeindruckend fortschrittlich fuer das doch sehr rassistische Ecuador ist das Erziehungskonzept von Gleichheit und gegenseitigem Verstaendnis. Auch wenn ich diese Arbeit weder fuer den Rest meines Lebens machen wollte, noch laenger als vier Stunden am Tag, so kann ich hier doch sehr viel mitnehmen, nicht zuletzt die Hochachtung vor Kindergaertnerinnen, die acht Stunden oder laenger am Tag mit einer Horde unerzogener Blagen aushalten muessen, ohne dass diese sich gegenseitig umbringen.
Eine Anekdote aus dem Kindergarten zum Abschluss:
Ich konnte es kaum glauben, als der groesste, kraeftigste Junge der Guarderia am zweiten Tag meiner Arbeit zu mir kam und mir wehmuetig eroeffnete: “Profe, ich habe keine Freunde!” Damit nicht genug hatte er auch noch die feste Absicht mich als seinen Freund zu gewinnen mit den Worten: “Ich habe ein Herz fuer meinen Profe!”
Sehr verdutzt habe ich ihn einfach nur zu den anderen geschickt und ihm gesagt, dass alle hier seine Freunde sind… Komische Welt…
Al fin: Fotos aus Tatos Haus sowie vom Trip nach Ibarra stehen auf Picasa online, Fotos aus der Guarderia, von meiner Familie und hoffentlich auch mal aus meinem Colegio kommen spaeter…
Leben bei Tato und eine Reise in den Norden
Eine kurze Übergangszeit bei Tato, meinem Kurzzeitvater und Besitzer des wahrscheinlich größten Bed&Breakfast von ganz Ecuador leitete mein „neues“ Leben hier in Ecuador ein.
Mit selbst für europäische Verhältnisse großem Luxus, riesigen Zimmern, eigenem Badezimmer mit Badewanne und einem begehbaren Kleiderschrank von der Größe eines eigenen Zimmers ließ sich die Übergangszeit bis zum Umzug in die neue Familie einfach verbringen.
Doch nicht nur der Luxus in diesem Haus war gigantisch, auch die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Menschen, die es bewohnen.
Tatos Bed&Breakfast: Nur 20 Betten, dafür aber in einer Villa, die einem spanischen Kolonialherren würdig wäre. Etwas außerhalb von Quito in Cumbaya gelegen, was aber kein Problem darstellt, da der englischsprachige Besitzer gerne einen Abholservice vom Flughafen organisiert. Große Zimmer, warmes Wasser, Internet, dazu Hängematten, die dazu einladen in der Sonne der Sierra zu entspannen.
Dazu familiäre Besitzer mit einem riesigen Herz und das alles für 25$ (EZ), 35$ (DZ), 45$ (3er).
Schon allein wegen der Tipps zu sehenswerten Plätzen sowie zugehöriger Organisation des Besitzers den Besuch wert.
Tato, der Besitzer des Bed&Breakfast mit zahlreichen Nebenjobs und seinem Studium in den USA, seine Frau Christina, die als Chemie und Biologielehrerin arbeitet, sowie ihr überaus aktiver Sohn Nicholas nahmen mich so freundlich auf, dass ich mich nie als Kunde, denn mehr als Teil der Familie fühlte. Dieses Gefühl verstärkte sich nur noch mehr, als ich eines Tages -zugegeben nach einer langen Partynacht zuvor- hundeelend und mit mehr als nur einer Magenverstimmung im Bett lag und ich kurzerhand mit zu Tatos Familie genommen wurde.
„Ich will dich in meiner Nähe haben, wenn es dir schlecht geht!“
Doch nicht nur dies war in Tatos Haus zu erleben, da auch Jakob und Parviz ihre Familie wechseln, lebten wir drei für nahezu eine Woche, zusammen mit Vera und ihrer Mutter, die wieder nach Hause geflogen ist und zum Übergang ebenfalls bei Tato wohnte.
So hatten wir einige lustige Abende und lehrreiche Erfahrungen über die Mentalität der Latinos am Beispiel Tatos:
Schneide niemals ein Auto! Der Besitzer verfolgt dich bis ans Ende der Welt... Wenn er dich nicht aufgrund eines langsamen Autos ziehen lassen muss.
Respektiere deinen Gegenüber! Wenn eine Gruppe zu einem Barbecue eingeladen ist und sich plötzlich überlegt, doch lieber in den Kurzurlaub zu fahren, ohne Bescheid zu sagen...
Einer der einfachsten Wege, selbst die geduldigsten Leute zu vergraulen.
Abgeschlossen wurde diese Zeit von einer Wochenendreise nach Ibarra.
Ibarra: Oder „Die weiße Stadt“ liegt nach aktuellen Reiseführern etwa 2,5 h nördlich von Quito, man sollte jedoch immer die Anfahrtszeit zum entsprechenden Busbahnhof einberechnen, was den Weg schonmal au 4 Stunden bringen kann. Ibarra dient als Ausgangspunkt für Reisen nach Otavalo oder Cotacachi und ist bei Touristen als Startpunkt für die Zugfahrt Ibarra-Salinas bekannt. Persönlicher Tipp: Außer für den Zug nicht die Reise wert.
Nachdem sich unser Start um einen Tag verschoben hatte (s.o.), dafür aber eine Begleitperson mehr eingebracht hatte, machten sich Julia und Jakob, sowie meine Wenigkeit auf den Weg nach Ibarra. Wir hatten die Reise schon vorher geplant, doch die Planung so oft umgeworfen und erneuert/ergänzt, dass es uns schließlich nichts ausmachte, sie ganz über Bord zu werfen, als uns der andauernde Regen endgültig einen Strich durch die Rechnung machte.
So war am ersten Tag statt einem Lagunenbesuch nicht mehr drin als der erneute Besuch von Otavalo, wo Julia und ich nach einigem Feilschen jeweils eine Hängematte für unschlagbare 11 Dollar erstanden.
Otavalo: Der größte Indígena-Markt der Andenregion wartet mit einer unglaublichen Vielzahl von handgemachten Produkten aus Wolle, Holz und Vulkangestein auf. Die hier lebenden Indígenas sind durch die hohe Zahl von Touristen sehr wohlhabend, ohne dabei jedoch ihre Wurzeln zu vergessen oder gar verleugnen zu wollen – wie man es oft in Quito findet. Hier wird noch die traditionelle Tracht getragen und barfuß gelaufen, um mit Pacha Mama in Verbindung zu bleiben. Dagegen weist der Markt selbst oftmals ein Schwarzmarktflair auf, das seinesgleichen gesucht. Gefälschte Ware zu Dumpingpreisen zwischen den authentischen handgefertigten Ponchos und Panamahüten, sowie die Möglichkeit den Preis jeder Ware um 30% bis 80% zu drücken machen den Besuch von Otavalo zum Erlebnis.
Von dort ging es auf direktem Wege weiter nach Ibarra, wo wir uns eine Herberge suchten. Das war jedoch mit dem Problem verbunden, dass jeder Herbergsvater uns auf unsere Hautfarbe reduzierte und die Dollarzeichen in den Augen zu blinken begannen.
So lehnten wir denn auch die erste Herberge ab, in der uns gnadenlos überteuerte Preise nicht zu verhandeln waren. Dafür kehrten wir dann in der zweiten Herberge ein, deren Besitzer uns nicht nur herzlich willkommen hieß, sondern uns auch eifrig seine Vielzahl an gesammelten Schnapsfläschchen zeigte.
Belustigt und mit der Gewissheit, eine Unterkunft für die Nacht zu haben, machten wir uns auf den Weg, dass angeblich beste Eis Ecuadors zu essen und etwas zu essen zu suchen, um danach gestärkt das Nachtleben Ibarras unsicher zu machen.
Das Eis war in Ordnung, die zuvor ausgesprochenen Lobeshymnen konnten jedoch nicht bestätigt werden, auch wenn das Eis noch traditionell aus großen Bronzepfannen geschabt wird.
Dafür gab es ein Abendessen, dass sich mit allem messen konnte, was ich jemals gegessen habe – Selbstgekochtes mal ausgeklammert.
„Donde el Argentino“ verwöhnte uns mit unglaublich guten Steaks, die nicht nur mit Qualität, sondern auch mit Quantität auftrumpfen konnten. Ein Steak, wie ich es besser noch nicht gegessen habe!
Gesättigt und zufrieden rollten wir Richtung „Cafe Arte“, wo wir nicht nur einen guten Wiskhey und eine, dem Namen alle Ehre machende Speisekarte antrafen, sondern auch die in Ecuador offenbar allgegenwärtigen Deutschen. Doch nach den Strapazen des Tages und Vortages waren wir alle nicht in allzu großer Partystimmung und machten uns deshalb früh wieder auf zu den Schnapsfläschchen, um eine angenehme Nacht zu verbringen.
Schließlich sollte es am nächsten Morgen schon um 7 Uhr weitergehen. Die Zugfahrt stand auf dem Plan.
Nach einer kleinen und äußerst günstigen Stärkung in einer örtlichen Panaderia konnten wir uns auch im Schienenbus platzieren. Der seinem Namen alle Ehre machte, da der ganze „Zug“ nur aus einem auf Schienen gestellten Bus bestand, mit der Ausnahme, dass die Möglichkeit bestand, sich auch aufs Dach zu setzen.
Zwar war dies während der Fahrt durch Ibarra selbst nicht möglich...
... da seit einigen Jahren, das Fahren auf dem Dach verboten ist. Dies geht auf den Fall zweier Japaner zurück, die während der Fahrt die Bekanntschaft von den in Ecuador üblichen Siemens Luftleitungen machten. Mit tödlichem Ausgang.
Doch nach dem Verlassen der Stadt konnten wir uns alle einen Platz auf dem Dach sichern, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die langsam vorbeiziehende Sierra-Landschaft hat und konnten auch eine Vielzahl an Fotos schießen. Aufgelockert wurde die zweistündige Fahrt durch acht Tunnel, durch die mit besonders hoher Geschwindigkeit und lautem Gekreisch der Passagiere gefahren wurde.
Nebenbei trafen wir auch ein Pärchen aus Ecuadorianerin und Schweden, die ebenfalls auf Entdeckungsreise durch Ibarra und Umgebung waren und uns empfahlen, den „Parque del Condor“ zu besuchen, was wir auch nach Abschluss der Zugreise gerne in Angriff nahmen.
Mit dem Bus ging es wieder zurück nach Ibarra -die Busfahrt dauerte 45 Minuten, der Zug benötigte für die selbe Strecke zwei Stunden- und von dort nach Otavalo.
Zum Kondorpark kamen wir dann via Taxi, doch der Park selbst hielt keine Dinge von großem Unterhaltungswert bereit, wenn man mal von dem Erlebnis absieht, einen 1,20 Meter großen Kondor aus drei Meter Entfernung bestaunen zu können.
Auch die nächste Flugshow war leider zu spät für uns, da wir schließlich noch nach Quito zurück mussten. So verließen wir den recht kleinen Park bald wieder und machten uns auf den Weg zurück in die kalte Hauptstadt Ecuadors.
Hier wurden wir auch prompt wieder von Regenschauern empfangen, so dass wir alle uns nur so schnell wie möglich auf den Weg nach Hause machten...
Mit selbst für europäische Verhältnisse großem Luxus, riesigen Zimmern, eigenem Badezimmer mit Badewanne und einem begehbaren Kleiderschrank von der Größe eines eigenen Zimmers ließ sich die Übergangszeit bis zum Umzug in die neue Familie einfach verbringen.
Doch nicht nur der Luxus in diesem Haus war gigantisch, auch die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Menschen, die es bewohnen.
Tatos Bed&Breakfast: Nur 20 Betten, dafür aber in einer Villa, die einem spanischen Kolonialherren würdig wäre. Etwas außerhalb von Quito in Cumbaya gelegen, was aber kein Problem darstellt, da der englischsprachige Besitzer gerne einen Abholservice vom Flughafen organisiert. Große Zimmer, warmes Wasser, Internet, dazu Hängematten, die dazu einladen in der Sonne der Sierra zu entspannen.
Dazu familiäre Besitzer mit einem riesigen Herz und das alles für 25$ (EZ), 35$ (DZ), 45$ (3er).
Schon allein wegen der Tipps zu sehenswerten Plätzen sowie zugehöriger Organisation des Besitzers den Besuch wert.
Tato, der Besitzer des Bed&Breakfast mit zahlreichen Nebenjobs und seinem Studium in den USA, seine Frau Christina, die als Chemie und Biologielehrerin arbeitet, sowie ihr überaus aktiver Sohn Nicholas nahmen mich so freundlich auf, dass ich mich nie als Kunde, denn mehr als Teil der Familie fühlte. Dieses Gefühl verstärkte sich nur noch mehr, als ich eines Tages -zugegeben nach einer langen Partynacht zuvor- hundeelend und mit mehr als nur einer Magenverstimmung im Bett lag und ich kurzerhand mit zu Tatos Familie genommen wurde.
„Ich will dich in meiner Nähe haben, wenn es dir schlecht geht!“
Doch nicht nur dies war in Tatos Haus zu erleben, da auch Jakob und Parviz ihre Familie wechseln, lebten wir drei für nahezu eine Woche, zusammen mit Vera und ihrer Mutter, die wieder nach Hause geflogen ist und zum Übergang ebenfalls bei Tato wohnte.
So hatten wir einige lustige Abende und lehrreiche Erfahrungen über die Mentalität der Latinos am Beispiel Tatos:
Schneide niemals ein Auto! Der Besitzer verfolgt dich bis ans Ende der Welt... Wenn er dich nicht aufgrund eines langsamen Autos ziehen lassen muss.
Respektiere deinen Gegenüber! Wenn eine Gruppe zu einem Barbecue eingeladen ist und sich plötzlich überlegt, doch lieber in den Kurzurlaub zu fahren, ohne Bescheid zu sagen...
Einer der einfachsten Wege, selbst die geduldigsten Leute zu vergraulen.
Abgeschlossen wurde diese Zeit von einer Wochenendreise nach Ibarra.
Ibarra: Oder „Die weiße Stadt“ liegt nach aktuellen Reiseführern etwa 2,5 h nördlich von Quito, man sollte jedoch immer die Anfahrtszeit zum entsprechenden Busbahnhof einberechnen, was den Weg schonmal au 4 Stunden bringen kann. Ibarra dient als Ausgangspunkt für Reisen nach Otavalo oder Cotacachi und ist bei Touristen als Startpunkt für die Zugfahrt Ibarra-Salinas bekannt. Persönlicher Tipp: Außer für den Zug nicht die Reise wert.
Nachdem sich unser Start um einen Tag verschoben hatte (s.o.), dafür aber eine Begleitperson mehr eingebracht hatte, machten sich Julia und Jakob, sowie meine Wenigkeit auf den Weg nach Ibarra. Wir hatten die Reise schon vorher geplant, doch die Planung so oft umgeworfen und erneuert/ergänzt, dass es uns schließlich nichts ausmachte, sie ganz über Bord zu werfen, als uns der andauernde Regen endgültig einen Strich durch die Rechnung machte.
So war am ersten Tag statt einem Lagunenbesuch nicht mehr drin als der erneute Besuch von Otavalo, wo Julia und ich nach einigem Feilschen jeweils eine Hängematte für unschlagbare 11 Dollar erstanden.
Otavalo: Der größte Indígena-Markt der Andenregion wartet mit einer unglaublichen Vielzahl von handgemachten Produkten aus Wolle, Holz und Vulkangestein auf. Die hier lebenden Indígenas sind durch die hohe Zahl von Touristen sehr wohlhabend, ohne dabei jedoch ihre Wurzeln zu vergessen oder gar verleugnen zu wollen – wie man es oft in Quito findet. Hier wird noch die traditionelle Tracht getragen und barfuß gelaufen, um mit Pacha Mama in Verbindung zu bleiben. Dagegen weist der Markt selbst oftmals ein Schwarzmarktflair auf, das seinesgleichen gesucht. Gefälschte Ware zu Dumpingpreisen zwischen den authentischen handgefertigten Ponchos und Panamahüten, sowie die Möglichkeit den Preis jeder Ware um 30% bis 80% zu drücken machen den Besuch von Otavalo zum Erlebnis.
Von dort ging es auf direktem Wege weiter nach Ibarra, wo wir uns eine Herberge suchten. Das war jedoch mit dem Problem verbunden, dass jeder Herbergsvater uns auf unsere Hautfarbe reduzierte und die Dollarzeichen in den Augen zu blinken begannen.
So lehnten wir denn auch die erste Herberge ab, in der uns gnadenlos überteuerte Preise nicht zu verhandeln waren. Dafür kehrten wir dann in der zweiten Herberge ein, deren Besitzer uns nicht nur herzlich willkommen hieß, sondern uns auch eifrig seine Vielzahl an gesammelten Schnapsfläschchen zeigte.
Belustigt und mit der Gewissheit, eine Unterkunft für die Nacht zu haben, machten wir uns auf den Weg, dass angeblich beste Eis Ecuadors zu essen und etwas zu essen zu suchen, um danach gestärkt das Nachtleben Ibarras unsicher zu machen.
Das Eis war in Ordnung, die zuvor ausgesprochenen Lobeshymnen konnten jedoch nicht bestätigt werden, auch wenn das Eis noch traditionell aus großen Bronzepfannen geschabt wird.
Dafür gab es ein Abendessen, dass sich mit allem messen konnte, was ich jemals gegessen habe – Selbstgekochtes mal ausgeklammert.
„Donde el Argentino“ verwöhnte uns mit unglaublich guten Steaks, die nicht nur mit Qualität, sondern auch mit Quantität auftrumpfen konnten. Ein Steak, wie ich es besser noch nicht gegessen habe!
Gesättigt und zufrieden rollten wir Richtung „Cafe Arte“, wo wir nicht nur einen guten Wiskhey und eine, dem Namen alle Ehre machende Speisekarte antrafen, sondern auch die in Ecuador offenbar allgegenwärtigen Deutschen. Doch nach den Strapazen des Tages und Vortages waren wir alle nicht in allzu großer Partystimmung und machten uns deshalb früh wieder auf zu den Schnapsfläschchen, um eine angenehme Nacht zu verbringen.
Schließlich sollte es am nächsten Morgen schon um 7 Uhr weitergehen. Die Zugfahrt stand auf dem Plan.
Nach einer kleinen und äußerst günstigen Stärkung in einer örtlichen Panaderia konnten wir uns auch im Schienenbus platzieren. Der seinem Namen alle Ehre machte, da der ganze „Zug“ nur aus einem auf Schienen gestellten Bus bestand, mit der Ausnahme, dass die Möglichkeit bestand, sich auch aufs Dach zu setzen.
Zwar war dies während der Fahrt durch Ibarra selbst nicht möglich...
... da seit einigen Jahren, das Fahren auf dem Dach verboten ist. Dies geht auf den Fall zweier Japaner zurück, die während der Fahrt die Bekanntschaft von den in Ecuador üblichen Siemens Luftleitungen machten. Mit tödlichem Ausgang.
Doch nach dem Verlassen der Stadt konnten wir uns alle einen Platz auf dem Dach sichern, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die langsam vorbeiziehende Sierra-Landschaft hat und konnten auch eine Vielzahl an Fotos schießen. Aufgelockert wurde die zweistündige Fahrt durch acht Tunnel, durch die mit besonders hoher Geschwindigkeit und lautem Gekreisch der Passagiere gefahren wurde.
Nebenbei trafen wir auch ein Pärchen aus Ecuadorianerin und Schweden, die ebenfalls auf Entdeckungsreise durch Ibarra und Umgebung waren und uns empfahlen, den „Parque del Condor“ zu besuchen, was wir auch nach Abschluss der Zugreise gerne in Angriff nahmen.
Mit dem Bus ging es wieder zurück nach Ibarra -die Busfahrt dauerte 45 Minuten, der Zug benötigte für die selbe Strecke zwei Stunden- und von dort nach Otavalo.
Zum Kondorpark kamen wir dann via Taxi, doch der Park selbst hielt keine Dinge von großem Unterhaltungswert bereit, wenn man mal von dem Erlebnis absieht, einen 1,20 Meter großen Kondor aus drei Meter Entfernung bestaunen zu können.
Auch die nächste Flugshow war leider zu spät für uns, da wir schließlich noch nach Quito zurück mussten. So verließen wir den recht kleinen Park bald wieder und machten uns auf den Weg zurück in die kalte Hauptstadt Ecuadors.
Hier wurden wir auch prompt wieder von Regenschauern empfangen, so dass wir alle uns nur so schnell wie möglich auf den Weg nach Hause machten...
Mittwoch, 1. Oktober 2008
Strandurlaub in Tonsupa
Nach nunmehr acht Wochen im Hochland Ecuadors beschlossen wir Freiwillige, dass wir endlich die dicht beieinander liegenden und extrem unterschiedlichen Gebiete Ecuadors ausnutzen wollten und tauschten kurzerhand den schneebedeckten Cotopaxi und die versmogte Luft Quitos gegen Strand und Palmen Esmeraldas.
Die Provinz Esmeraldas liegt nordwestlich von Quito und war früher ein Zufluchtsort für geflohene Sklaven, weshalb hier der größte Teil der Afro-Ecuadorianer beheimatet ist. Zusätzlich gilt die Provinz als ein extrem artenreiches und ökologisch wertvolles Gebiet, dass jedoch durch industrielle Garnelenzucht und Abholzung der tropischen Wälder stark gefährdet ist. Besonders die Mangrovensümpfe sind sehenswert und könnten die Region vor den schlimmsten Folgen des Naturphänomens "El Nino" bewahren, wenn sie nicht durch die Garnelenzucht mittlerweile zum Großteil zerstört wären.
In dieses tropische Gebiet also machten wir uns dann heiter, fröhlich und mit ausreichend Verpflegung ausgestattet auf. Nach sieben Stunden Busfahrt erreichten wir dann auch Atacames. Bis heute weiß niemand, warum wir nicht direkt in Tonsupa, unserem eigentlichen Zielort, ausgestiegen sind. Nicht das der Bus nicht ohnehin durch Tonsupa gefahren ist.
Aber so hatten wir immerhin die Möglichkeit für den gnadenlos überteuerten Preis von 2$ pro Person mit dem Mototaxi von Atacames nach Tonsupa zu fahren.
Mototaxis: Das sind Motorräder bzw. Mopeds, die mit Hilfe von zwei bis vier zusätzlichen Rädern von ausrangierten Fahrrädern und einem unerklärbaren zusätzlichen Aufbau mit mehr oder weniger ausreichenden Sitzen für Fahrgäste aufgemotzt wurden. Dabei scheint die Rechnung der Fahrer folgende zu sein:
1.Der Fahrpreis ist pro Person.
2.Umso mehr Personen, desto mehr Dinero
3.Das Mototaxi für gequetschte 3 Personen findet auf einmal Platz für 6-8
Hier hatte uns Parviz schon versprochen ein Haus zu kennen, in dem man für einen fairen Preis eine ganze Haushälfte mieten könnte. Nach etwas planlosem Herumfahren im Mototaxi fanden wir dann schließlich auch besagtes Haus und -Oh Wunder- es war tatsächlich eine Haushälfte frei.
Im Nachhinein nicht verwunderlich, hat die Schulzeit doch vor kurzem wieder angefangen und dementsprechend gab es auch kaum Touristen aus der Sierra.
So hatten wir sieben Freiwillige – Paul und Simon, Julia, Anna, Parviz, Kai und Ich – denn eine Residenz für unseren Urlaub gefunden.
Drei Schlaf-, ein Wohnzimmer, Küche und zwei Bäder samt Swimmingpool waren unser!
Wir konnten uns sogar hin und wieder dazu aufraffen die Küche zu nutzen und besonders Kai und Parviz waren extrem von dem vorhandenen Kabelfernsehen angetan. Trotz der Schwarz-Weiß-Beschränkung.
Auch der Pool musste so manche Party Wümmball ertragen, die wir im Innenhof des Hauses austrugen, nachdem uns Kai mit diesem Spiel vertraut gemacht hatte.
Wümmball: Man nehme zwei Mannschaften, einen ausreichend großen Platz und einen Swimmingpool. Spielgerät ist ein Ball beliebiger Form und Größe. Anschließend stelle man sich eine Horde wildgewordener Halbstarker vor, mische das mit Rugby und Wasserball, gebe eine Prise Brutalität dazu und schon hat man das sagenumwobene Spiel “Wümmball”.
Aber da wir schon so nah am Meer waren, nutzten wir auch diesen Umstand natürlich großzügig aus. Gleich am ersten Morgen der Ankunft machten Paul, Simon und ich uns auf, Strand und Meer zu erkunden. Leider geht die Sonne hier in Ecuador ja immer schon um 6 Uhr auf, so dass wir leider zu spät für den Sonnenaufgang waren. Da es aber sowieso das ganze Wochenende über bewölkt blieb, war das dann doch nicht so tragisch.
Nachdem wir gefrühstückt hatten und die anderen zu uns gestoßen waren, gammelten wir eigentlich nur den ganzen Tag am Strand und im Meer rum. Immer wieder aufgelockert wurde diese Zeit durch die ecuadorianischen Strandverkäufer, die in uns das Geschäft ihres Lebens witterten.
So durften wir also immer wieder die Saftverkäufer („Jugooo, quieres Jugo? Naranja!“) und Pseudofriseurinnen („Trensas?! Bonito, bonito!“) abwimmeln, die alle fünf Minuten aufs Neue vorbeikamen und teilweise einfach anfingen den Mädels die Haare zu flechten.
Als dann der erste Saft gekauft und die ersten Haare geflochten waren, hatten wir dann auch endlich unsere Ruhe und konnten unseren Abend planen... Wenn da nicht was gewesen wäre: Ley seco!
Ley seco: Zu deutsch „Trockenheitsgesetz“ bedeutet nichts anderes, als das zu Zeiten von Wahlen nichts getrunken werden darf. Sämtliche Kneipen und Clubs sind geschlossen und es ist ab 12 Uhr mittags zwei Tage vor der Wahl bis um Mitternacht des Wahltages nicht möglich Alkohol zu kaufen. Die Polizei fährt regelmäßig Streife und verhängt sehr hohe Strafen über Alkohol ausschenkende Lokale. Wer betrunken in der Öffentlichkeit aufgegriffen wird, wird einkassiert und verbringt die nächste Zeit hinter schwedischen Gardinen.
Also blieb die Partymeile Atacames für dieses Mal für uns verschlossen und es wurde spontan in ein entspanntes Wochenende umgeplant. Nachdem Parviz und Kai aus dubiosen Quellen doch noch etwas Alkohol aufgetrieben hatten war die Sache auch geritzt und wir machten uns abends unsere eigene Party im Haus.
Doch zuvor trafen wir noch drei andere Freiwillige aus unserer Gruppe, die offensichtlich nichts davon mitbekommen hatten, dass wir uns auch an den Strand aufmachen wollten und deshalb allein gefahren waren. Mit ihnen zusammen buchten wir noch eine Whale-Watching-Tour für den nächsten Tag und hatten damit unseren Freitag auch schon gut rumgebracht.
Nach ausgiebigem hausgemachtem Frühstück startete unsere Waltour morgens um 11 vom Strand Tonsupas aus. Mit wenig Hoffnung machten wir uns auf den Weg, da die eigentliche Saison um Wale zu sehen schon zu Ende war. Der ausschlaggebende Punkt für die Tour war der Preis gewesen und die Geldzurück-Garantie unseres Bootsführers.
Ausgestattet mit eher alibimäßigen Rettungswesten ließen wir in das wenig vertrauenerweckende Boot zu Wasser und waren schon bald weit draußen auf dem Meer auf der Suche nach Walen.
Mehr als eine halbe Stunde verging, ohne das wir auch nur einen Fisch gesehen hätten und wir machten uns gerade die Tour damit schmackhaft, dass so eine Rundfahrt auf dem Meer ja auch mal ganz schön ist, als plötzlich der Bootsführer aufgeregt in eine Richtung deutete und das Boot auf Maximalgeschwindigkeit beschleunigte.
Etwa 100 Meter vor uns war eine Finne aus dem Wasser aufgetaucht.
Doch bevor wir auch nur annähernd in die Nähe gekommen waren, verschwand der Wal auch schon wieder und ließ uns enttäuscht im Boot zurück. Auch die fünf anderen Whale-Watching-Boote hatten den Wal entdeckt und schon bald trieben wir in einem Pulk von sechs Booten auf der Stelle herum. Etwas ratlos kreuzte der Bootsführer im Meer herum, bis der Wal wieder auftauchte.
Näher als zuvor, doch wieder gab es wenig zu sehen, bevor der Wal abtauchte.
Kurze Zeit später entdeckten wir ihn wieder, doch anstatt diese Stelle anzusteuern, schipperte unser guter Ecuadorianer gemächlich davon und hielt die richtige Zeit für gekommen, den Preis neu zu verhandeln. Als wir uns schließlich auf eine weitere halbe Stunde geeinigt hatten, hatte sich der Wal schon wieder von dannen gemacht.
Gerade begannen wir uns zu fragen, ob sich das zusätzliche Geld wirklich gelohnt hatte, als unser Boot sich von den anderen zu entfernen begann und schließlich einsam ein gutes Stück entfernt im Meer trieb. Ob es Absicht des Bootsführers gewesen war oder nur Zufall.
Keine halbe Minute später tauchte keine 5 Meter von unserem Boot entfernt eine ganze Walfamilie auf. Die anschließende Zeit in der wir die Wale beim Spielen beobachten konnten war schlicht unbeschreiblich.
Ich kann nur jedem empfehlen, der die Möglichkeit hat, diese Erfahrung ebenfalls zu machen.
Nach der Rückkehr an den Strand bekamen wir das Angebot einen Ritt auf einer überdimensionalen Banane mitzumachen, aber nach dem gerade Erlebten fühlte sich niemand danach.
So ließen wir den Nachmittag an uns vorübertröpfeln und beschlossen am Abend Pizza essen zu gehen. Wir kehrten im Pizzapoint Tonsupa ein, wo uns der argentinische Wirt auch sofort begeistert empfing. (An Pauline: Ja, ich hab mich dran erinnert und ihn gefragt) Die Pizza war hervorragend, auch wenn der Wirt sich erstmal auf sein Quad schwingen musste, um die Zutaten einzukaufen.
An alle angehenden Tonsupabesucher: Hingehen!
Am nächsten Tag stand der Besuch von Muisne auf dem Programm, einer Insel, die berühmt für ihre Mangrovensümpfe ist. Nach einstündiger Busfahrt in dem überfülltesten Bus, den ich jemals in Ecuador gesehen habe, und einer kurzen Fährenfahrt erreichten wir Muisne.
Im dortigen Tourismusbüro wurden wir jedoch mit der Frage nach der Mangroventour nur abgewimmelt, dass heute geschlossen wäre. So machten wir uns etwas enttäuscht an den Strand auf und aßen die allgegenwärtigen Meeresfrüchte. Doch neben dem guten Essen ergab sich auch noch etwas anderes.
Der Besitzer des Restaurants kannte jemanden, der jemand kannte... Bis wir schließlich jemanden gefunden hatten, der doch noch mit uns in die Mangrovensümpfe fuhr.
Mangroven: Baumart, die an den Küsten Amerikas, Afrikas und Asiens vorkommt, dabei jedoch auf warmes Klima angewiesen ist. Mangroven wachsen an brackigen Flussmündungen oder direkt am Meer und sind an den hohen Salzgehalt des Wassers angepasst, indem sie überschüssige Salze ausscheiden und zusätzliches Wasser einlagern. Mangroven bilden ein ökologisch äußerst wertvolles Ökosystem, da sie durch die typischen Stelzwurzeln Laichplätze für viele Fische bieten und ihre Baumkronen gleichzeitig als Nistplatz für Seevögel dienen.
Hauptsächlich durch Garnelenzucht sind die Mangrovenbestände der Welt mittlerweile um 25% zurückgegangen, was für die örtliche Fischerei unmittelbare Folgen hat: Die Erträge gehen durch diese Zerstörung drastisch zurück.
Leider beschränkte sich die Tour auf eine Fahrt den Fluss hinauf und hinunter, zwar an den Mangroven vorbei, doch nicht wirklich begeisternd. Da auch das Wetter nicht wirklich mitspielte und wir auf dem Boot den einzigen Regen des ganzen Wochenendes miterlebten hielt sich diese Erfahrung in Grenzen. Sollte ich nochmal in der Gegend sein - was sicher der Fall sein wird – werde ich versuchen, mit einem Kanu direkt in die Sümpfe hineinzukommen.
Nach der Rückkehr nach Tonsupa und einem weiteren Abendessen beim argentinischen Surferkoch ließen wir uns schließlich mit dem Mototaxi nach Atacames fahren und stiegen dort in den Nachtbus. Nach einer mehr oder weniger bequemen Fahrt mit mehr oder weniger viel Schlaf erreichten wir Montagmorgen gegen 5 Uhr wieder Quito.
Die regnerische, kalte Sierra Ecuadors hatte uns wieder...
(Fotos finden sich wie immer in meinen Picasa-Alben...)
Die Provinz Esmeraldas liegt nordwestlich von Quito und war früher ein Zufluchtsort für geflohene Sklaven, weshalb hier der größte Teil der Afro-Ecuadorianer beheimatet ist. Zusätzlich gilt die Provinz als ein extrem artenreiches und ökologisch wertvolles Gebiet, dass jedoch durch industrielle Garnelenzucht und Abholzung der tropischen Wälder stark gefährdet ist. Besonders die Mangrovensümpfe sind sehenswert und könnten die Region vor den schlimmsten Folgen des Naturphänomens "El Nino" bewahren, wenn sie nicht durch die Garnelenzucht mittlerweile zum Großteil zerstört wären.
In dieses tropische Gebiet also machten wir uns dann heiter, fröhlich und mit ausreichend Verpflegung ausgestattet auf. Nach sieben Stunden Busfahrt erreichten wir dann auch Atacames. Bis heute weiß niemand, warum wir nicht direkt in Tonsupa, unserem eigentlichen Zielort, ausgestiegen sind. Nicht das der Bus nicht ohnehin durch Tonsupa gefahren ist.
Aber so hatten wir immerhin die Möglichkeit für den gnadenlos überteuerten Preis von 2$ pro Person mit dem Mototaxi von Atacames nach Tonsupa zu fahren.
Mototaxis: Das sind Motorräder bzw. Mopeds, die mit Hilfe von zwei bis vier zusätzlichen Rädern von ausrangierten Fahrrädern und einem unerklärbaren zusätzlichen Aufbau mit mehr oder weniger ausreichenden Sitzen für Fahrgäste aufgemotzt wurden. Dabei scheint die Rechnung der Fahrer folgende zu sein:
1.Der Fahrpreis ist pro Person.
2.Umso mehr Personen, desto mehr Dinero
3.Das Mototaxi für gequetschte 3 Personen findet auf einmal Platz für 6-8
Hier hatte uns Parviz schon versprochen ein Haus zu kennen, in dem man für einen fairen Preis eine ganze Haushälfte mieten könnte. Nach etwas planlosem Herumfahren im Mototaxi fanden wir dann schließlich auch besagtes Haus und -Oh Wunder- es war tatsächlich eine Haushälfte frei.
Im Nachhinein nicht verwunderlich, hat die Schulzeit doch vor kurzem wieder angefangen und dementsprechend gab es auch kaum Touristen aus der Sierra.
So hatten wir sieben Freiwillige – Paul und Simon, Julia, Anna, Parviz, Kai und Ich – denn eine Residenz für unseren Urlaub gefunden.
Drei Schlaf-, ein Wohnzimmer, Küche und zwei Bäder samt Swimmingpool waren unser!
Wir konnten uns sogar hin und wieder dazu aufraffen die Küche zu nutzen und besonders Kai und Parviz waren extrem von dem vorhandenen Kabelfernsehen angetan. Trotz der Schwarz-Weiß-Beschränkung.
Auch der Pool musste so manche Party Wümmball ertragen, die wir im Innenhof des Hauses austrugen, nachdem uns Kai mit diesem Spiel vertraut gemacht hatte.
Wümmball: Man nehme zwei Mannschaften, einen ausreichend großen Platz und einen Swimmingpool. Spielgerät ist ein Ball beliebiger Form und Größe. Anschließend stelle man sich eine Horde wildgewordener Halbstarker vor, mische das mit Rugby und Wasserball, gebe eine Prise Brutalität dazu und schon hat man das sagenumwobene Spiel “Wümmball”.
Aber da wir schon so nah am Meer waren, nutzten wir auch diesen Umstand natürlich großzügig aus. Gleich am ersten Morgen der Ankunft machten Paul, Simon und ich uns auf, Strand und Meer zu erkunden. Leider geht die Sonne hier in Ecuador ja immer schon um 6 Uhr auf, so dass wir leider zu spät für den Sonnenaufgang waren. Da es aber sowieso das ganze Wochenende über bewölkt blieb, war das dann doch nicht so tragisch.
Nachdem wir gefrühstückt hatten und die anderen zu uns gestoßen waren, gammelten wir eigentlich nur den ganzen Tag am Strand und im Meer rum. Immer wieder aufgelockert wurde diese Zeit durch die ecuadorianischen Strandverkäufer, die in uns das Geschäft ihres Lebens witterten.
So durften wir also immer wieder die Saftverkäufer („Jugooo, quieres Jugo? Naranja!“) und Pseudofriseurinnen („Trensas?! Bonito, bonito!“) abwimmeln, die alle fünf Minuten aufs Neue vorbeikamen und teilweise einfach anfingen den Mädels die Haare zu flechten.
Als dann der erste Saft gekauft und die ersten Haare geflochten waren, hatten wir dann auch endlich unsere Ruhe und konnten unseren Abend planen... Wenn da nicht was gewesen wäre: Ley seco!
Ley seco: Zu deutsch „Trockenheitsgesetz“ bedeutet nichts anderes, als das zu Zeiten von Wahlen nichts getrunken werden darf. Sämtliche Kneipen und Clubs sind geschlossen und es ist ab 12 Uhr mittags zwei Tage vor der Wahl bis um Mitternacht des Wahltages nicht möglich Alkohol zu kaufen. Die Polizei fährt regelmäßig Streife und verhängt sehr hohe Strafen über Alkohol ausschenkende Lokale. Wer betrunken in der Öffentlichkeit aufgegriffen wird, wird einkassiert und verbringt die nächste Zeit hinter schwedischen Gardinen.
Also blieb die Partymeile Atacames für dieses Mal für uns verschlossen und es wurde spontan in ein entspanntes Wochenende umgeplant. Nachdem Parviz und Kai aus dubiosen Quellen doch noch etwas Alkohol aufgetrieben hatten war die Sache auch geritzt und wir machten uns abends unsere eigene Party im Haus.
Doch zuvor trafen wir noch drei andere Freiwillige aus unserer Gruppe, die offensichtlich nichts davon mitbekommen hatten, dass wir uns auch an den Strand aufmachen wollten und deshalb allein gefahren waren. Mit ihnen zusammen buchten wir noch eine Whale-Watching-Tour für den nächsten Tag und hatten damit unseren Freitag auch schon gut rumgebracht.
Nach ausgiebigem hausgemachtem Frühstück startete unsere Waltour morgens um 11 vom Strand Tonsupas aus. Mit wenig Hoffnung machten wir uns auf den Weg, da die eigentliche Saison um Wale zu sehen schon zu Ende war. Der ausschlaggebende Punkt für die Tour war der Preis gewesen und die Geldzurück-Garantie unseres Bootsführers.
Ausgestattet mit eher alibimäßigen Rettungswesten ließen wir in das wenig vertrauenerweckende Boot zu Wasser und waren schon bald weit draußen auf dem Meer auf der Suche nach Walen.
Mehr als eine halbe Stunde verging, ohne das wir auch nur einen Fisch gesehen hätten und wir machten uns gerade die Tour damit schmackhaft, dass so eine Rundfahrt auf dem Meer ja auch mal ganz schön ist, als plötzlich der Bootsführer aufgeregt in eine Richtung deutete und das Boot auf Maximalgeschwindigkeit beschleunigte.
Etwa 100 Meter vor uns war eine Finne aus dem Wasser aufgetaucht.
Doch bevor wir auch nur annähernd in die Nähe gekommen waren, verschwand der Wal auch schon wieder und ließ uns enttäuscht im Boot zurück. Auch die fünf anderen Whale-Watching-Boote hatten den Wal entdeckt und schon bald trieben wir in einem Pulk von sechs Booten auf der Stelle herum. Etwas ratlos kreuzte der Bootsführer im Meer herum, bis der Wal wieder auftauchte.
Näher als zuvor, doch wieder gab es wenig zu sehen, bevor der Wal abtauchte.
Kurze Zeit später entdeckten wir ihn wieder, doch anstatt diese Stelle anzusteuern, schipperte unser guter Ecuadorianer gemächlich davon und hielt die richtige Zeit für gekommen, den Preis neu zu verhandeln. Als wir uns schließlich auf eine weitere halbe Stunde geeinigt hatten, hatte sich der Wal schon wieder von dannen gemacht.
Gerade begannen wir uns zu fragen, ob sich das zusätzliche Geld wirklich gelohnt hatte, als unser Boot sich von den anderen zu entfernen begann und schließlich einsam ein gutes Stück entfernt im Meer trieb. Ob es Absicht des Bootsführers gewesen war oder nur Zufall.
Keine halbe Minute später tauchte keine 5 Meter von unserem Boot entfernt eine ganze Walfamilie auf. Die anschließende Zeit in der wir die Wale beim Spielen beobachten konnten war schlicht unbeschreiblich.
Ich kann nur jedem empfehlen, der die Möglichkeit hat, diese Erfahrung ebenfalls zu machen.
Nach der Rückkehr an den Strand bekamen wir das Angebot einen Ritt auf einer überdimensionalen Banane mitzumachen, aber nach dem gerade Erlebten fühlte sich niemand danach.
So ließen wir den Nachmittag an uns vorübertröpfeln und beschlossen am Abend Pizza essen zu gehen. Wir kehrten im Pizzapoint Tonsupa ein, wo uns der argentinische Wirt auch sofort begeistert empfing. (An Pauline: Ja, ich hab mich dran erinnert und ihn gefragt) Die Pizza war hervorragend, auch wenn der Wirt sich erstmal auf sein Quad schwingen musste, um die Zutaten einzukaufen.
An alle angehenden Tonsupabesucher: Hingehen!
Am nächsten Tag stand der Besuch von Muisne auf dem Programm, einer Insel, die berühmt für ihre Mangrovensümpfe ist. Nach einstündiger Busfahrt in dem überfülltesten Bus, den ich jemals in Ecuador gesehen habe, und einer kurzen Fährenfahrt erreichten wir Muisne.
Im dortigen Tourismusbüro wurden wir jedoch mit der Frage nach der Mangroventour nur abgewimmelt, dass heute geschlossen wäre. So machten wir uns etwas enttäuscht an den Strand auf und aßen die allgegenwärtigen Meeresfrüchte. Doch neben dem guten Essen ergab sich auch noch etwas anderes.
Der Besitzer des Restaurants kannte jemanden, der jemand kannte... Bis wir schließlich jemanden gefunden hatten, der doch noch mit uns in die Mangrovensümpfe fuhr.
Mangroven: Baumart, die an den Küsten Amerikas, Afrikas und Asiens vorkommt, dabei jedoch auf warmes Klima angewiesen ist. Mangroven wachsen an brackigen Flussmündungen oder direkt am Meer und sind an den hohen Salzgehalt des Wassers angepasst, indem sie überschüssige Salze ausscheiden und zusätzliches Wasser einlagern. Mangroven bilden ein ökologisch äußerst wertvolles Ökosystem, da sie durch die typischen Stelzwurzeln Laichplätze für viele Fische bieten und ihre Baumkronen gleichzeitig als Nistplatz für Seevögel dienen.
Hauptsächlich durch Garnelenzucht sind die Mangrovenbestände der Welt mittlerweile um 25% zurückgegangen, was für die örtliche Fischerei unmittelbare Folgen hat: Die Erträge gehen durch diese Zerstörung drastisch zurück.
Leider beschränkte sich die Tour auf eine Fahrt den Fluss hinauf und hinunter, zwar an den Mangroven vorbei, doch nicht wirklich begeisternd. Da auch das Wetter nicht wirklich mitspielte und wir auf dem Boot den einzigen Regen des ganzen Wochenendes miterlebten hielt sich diese Erfahrung in Grenzen. Sollte ich nochmal in der Gegend sein - was sicher der Fall sein wird – werde ich versuchen, mit einem Kanu direkt in die Sümpfe hineinzukommen.
Nach der Rückkehr nach Tonsupa und einem weiteren Abendessen beim argentinischen Surferkoch ließen wir uns schließlich mit dem Mototaxi nach Atacames fahren und stiegen dort in den Nachtbus. Nach einer mehr oder weniger bequemen Fahrt mit mehr oder weniger viel Schlaf erreichten wir Montagmorgen gegen 5 Uhr wieder Quito.
Die regnerische, kalte Sierra Ecuadors hatte uns wieder...
(Fotos finden sich wie immer in meinen Picasa-Alben...)
Dienstag, 23. September 2008
Montag, 22. September 2008
Mindo oder „Grün, Grün, Grün ist alles was ich seh'“
Sonntag war wieder Zeit für ein Unternehmen mit der Gruppe Freiwilliger unter Kommando von Gina, auch wenn einige von uns vorher Fahnenflucht begingen.
Mit einem gemieteten Kleinbus machten wir 12 uns dann auf den Weg zu unserer ersten Reise aus der Sierra, dem Andengebiet Ecuadors heraus Richtung Dschungel.
Auch wenn wir nicht ganz im Regenwald ankamen, reichte es immerhin bis in den Nebelwald von Mindo. Schon auf der zweistündigen Fahrt konnte man die Landschaft dabei beobachten, wie sie sich stetig und im passenden Verhältnis zur Temperatur veränderte. Immer grüner und grüner wurde der Blick aus dem Fenster, bis wir schließlich im Ort Mindo ankamen, mitten im Nebelwald, der seinen Namen auch nicht ohne Grund trägt.
Hier herrschten geschätzte 90% und gefühlte 150% Luftfeuchtigkeit, so dass wir uns alle schon auf das versprochene Bad im Wasserfall freuten. Doch zuvor ging es zum berühmt-berüchtigten Ziplining über die Bäume des Nebelwaldes hinweg.
Auf gut Deutsch hieß das für uns Freiwillige: Mit Bergsteigergurt und nicht mehr als zwei simplen Haken an einem vertrauenerweckend dünnen und rostigen Drahtseil befestigt eine Seilbahnfahrt nach der anderen über den subtropischen Wald hinweg zu unternehmen. Doch spätestens nach der zweiten Fahrt mit unglaublichem Blick auf das Grün des Waldes, durchzogen von schmalen silbernen Flüssen war das Vertrauen jedes Freiwilligen in die ecuadorianische Technik gewonnen und wir ließen uns sogar mit Begleitung der Guides zu weiterem Nervenkitzel am Seil hinreißen, wie dem „Mariposa“ (Kopfüber-hängend, mit gespreizten Armen und Beinen einen Schmetterling imitierend) oder dem „Superman“ (der Name sagt alles, spricht man hier, wie ein Deutscher, der nie Englisch gehört hat).
Mit Adrenalin vollgepumpt und von dem Abenteuer begeistert verließen wir schließlich mit Hilfe der letzten und schnellsten Seilbahn das Gelände und machten uns in unserem treuen Gefährt auf die Nahrungssuche. Das fanden wir auch schon bald in einem sehr westlich angehauchten Restaurant in Mindo, in dem es neben Hamburgern und Pommes für den Teil unter Entzug stehender Freiwilliger auch frischen Lachs aus den Flüssen Mindos gab, den ich nur empfehlen kann. Nach der kurzen Stärkung ließen wir uns dann zum Wanderpart des Nachmittages fahren.
Doch bevor wir damit beginnen konnten, den Nebelwald zu Fuß zu erkunden, mussten wir erst noch auf den gegenüberliegenden Berg übersetzen.
Und wie es sich für Mindo und Umgebung gehört, natürlich nicht mit dem Auto, sondern mit Hilfe einer Gondel, die per Drahtseil und Dieselmotor alle Wanderwilligen auf die andere Seite beförderte.
Nach dieser Fahrt 50 Meter über die Palmen und Schlingpflanzen hinweg machten wir uns schließlich auf den schmalen und schlammigen Pfaden des Nebelwaldes auf zu den Wasserfällen, für die Mindo berühmt ist. Zeitweise bewahrten uns nur algig-glitschige Seile davor, in den undurchsichtigen Nebelwald gleich neben dem Pfad zu fallen, von dem man nur wusste, dass es sehr weit nach unten gehen würde. Immer wieder hörten wir Vögel und auch andere Tiere, ohne jedoch auch nur einmal eines zu Gesicht zu bekommen. Nur das Rascheln im Gebüsch und die plötzliche Bewegung der Äste eines Baumes zeugten von der Anwesenheit der Tiere. Doch was an Tieren fehlte, machte die Natur locker wett.
Unglaublich viele verschiedene Pflanzen zogen die Blicke auf sich, das Grün immer wieder durchbrochen von den Blüten der hier wachsenden Blumen. Jeder Baum ist behangen mit Moos, Flechten und Schlingpflanzen, welche die Sicht neben dem freigehackten Pfad unmöglich machten.
Doch trotz der Schönheit dieses Teils von Ecuador und der Tatsache, dass er als einer der artenreichsten Orte der Welt gilt und als offizielles Naturschutzgebiet Ecuadors deklariert ist, verhindert es nicht, dass wir an vielen Ecken Müll fanden. Und das trotz der aufgestellten Mülleimer.
Doch das mangelnde Naturschutzbewusstsein der Ecuadorianer in dieser Hinsicht wäre noch nicht so tragisch, wenn man nicht wüsste, dass die größte Ölpipeline Ecuadors sich ihren Weg mitten durch dieses ökologische Gebiet schneidet.
Diese tristen Gedanken wurden jedoch weggespült, als wir die Wasserfälle erreichten. Und uns prompt ins Wasser stürzten, dass sogar eine angenehme Temperatur besaß. Bei dem Versuch den Wasserfall schwimmend zu erreichen, sind wir jedoch alle gescheitert, was jedoch weniger an unseren -besonders meinen- nicht vorhandenen Schwimmkünsten lag, sondern vielmehr an der unglaublichen Gewalt des herabstürzenden Wassers.
Nass und geschafft, jedoch glücklich und begeistert machten wir uns anschließend auf den Rückweg, über nasse Hängebrücken und schlammige Pfade, bis es nach einer Rückfahrt mit der Gondel schließlich wieder Richtung Heimat ging. Hier machte auch der Nebelwald seinem Namen alle Ehre und bescherte unserem Busfahrer eine dicke Nebelsuppe, was diesen jedoch nicht davon abhielt, mit allem was das Auto hergab Richtung Quito zu brettern.
Einige gewagte Überholmanöver und schlechte Witze auf Englisch später erreichten wir das Terminal Rio Coca und ich verließ den Bus noch viel gespannter auf den hoffentlich bald folgenden Trip in den echten Regenwald des Oriente, denn: Wenn der Nebenwald schon so unglaublich schön ist, wie wird es dann erst im Dschungel?!
Bilder sind in Arbeit
Musik: In Extremo - Spielmannsfluch
Mit einem gemieteten Kleinbus machten wir 12 uns dann auf den Weg zu unserer ersten Reise aus der Sierra, dem Andengebiet Ecuadors heraus Richtung Dschungel.
Auch wenn wir nicht ganz im Regenwald ankamen, reichte es immerhin bis in den Nebelwald von Mindo. Schon auf der zweistündigen Fahrt konnte man die Landschaft dabei beobachten, wie sie sich stetig und im passenden Verhältnis zur Temperatur veränderte. Immer grüner und grüner wurde der Blick aus dem Fenster, bis wir schließlich im Ort Mindo ankamen, mitten im Nebelwald, der seinen Namen auch nicht ohne Grund trägt.
Hier herrschten geschätzte 90% und gefühlte 150% Luftfeuchtigkeit, so dass wir uns alle schon auf das versprochene Bad im Wasserfall freuten. Doch zuvor ging es zum berühmt-berüchtigten Ziplining über die Bäume des Nebelwaldes hinweg.
Auf gut Deutsch hieß das für uns Freiwillige: Mit Bergsteigergurt und nicht mehr als zwei simplen Haken an einem vertrauenerweckend dünnen und rostigen Drahtseil befestigt eine Seilbahnfahrt nach der anderen über den subtropischen Wald hinweg zu unternehmen. Doch spätestens nach der zweiten Fahrt mit unglaublichem Blick auf das Grün des Waldes, durchzogen von schmalen silbernen Flüssen war das Vertrauen jedes Freiwilligen in die ecuadorianische Technik gewonnen und wir ließen uns sogar mit Begleitung der Guides zu weiterem Nervenkitzel am Seil hinreißen, wie dem „Mariposa“ (Kopfüber-hängend, mit gespreizten Armen und Beinen einen Schmetterling imitierend) oder dem „Superman“ (der Name sagt alles, spricht man hier, wie ein Deutscher, der nie Englisch gehört hat).
Mit Adrenalin vollgepumpt und von dem Abenteuer begeistert verließen wir schließlich mit Hilfe der letzten und schnellsten Seilbahn das Gelände und machten uns in unserem treuen Gefährt auf die Nahrungssuche. Das fanden wir auch schon bald in einem sehr westlich angehauchten Restaurant in Mindo, in dem es neben Hamburgern und Pommes für den Teil unter Entzug stehender Freiwilliger auch frischen Lachs aus den Flüssen Mindos gab, den ich nur empfehlen kann. Nach der kurzen Stärkung ließen wir uns dann zum Wanderpart des Nachmittages fahren.
Doch bevor wir damit beginnen konnten, den Nebelwald zu Fuß zu erkunden, mussten wir erst noch auf den gegenüberliegenden Berg übersetzen.
Und wie es sich für Mindo und Umgebung gehört, natürlich nicht mit dem Auto, sondern mit Hilfe einer Gondel, die per Drahtseil und Dieselmotor alle Wanderwilligen auf die andere Seite beförderte.
Nach dieser Fahrt 50 Meter über die Palmen und Schlingpflanzen hinweg machten wir uns schließlich auf den schmalen und schlammigen Pfaden des Nebelwaldes auf zu den Wasserfällen, für die Mindo berühmt ist. Zeitweise bewahrten uns nur algig-glitschige Seile davor, in den undurchsichtigen Nebelwald gleich neben dem Pfad zu fallen, von dem man nur wusste, dass es sehr weit nach unten gehen würde. Immer wieder hörten wir Vögel und auch andere Tiere, ohne jedoch auch nur einmal eines zu Gesicht zu bekommen. Nur das Rascheln im Gebüsch und die plötzliche Bewegung der Äste eines Baumes zeugten von der Anwesenheit der Tiere. Doch was an Tieren fehlte, machte die Natur locker wett.
Unglaublich viele verschiedene Pflanzen zogen die Blicke auf sich, das Grün immer wieder durchbrochen von den Blüten der hier wachsenden Blumen. Jeder Baum ist behangen mit Moos, Flechten und Schlingpflanzen, welche die Sicht neben dem freigehackten Pfad unmöglich machten.
Doch trotz der Schönheit dieses Teils von Ecuador und der Tatsache, dass er als einer der artenreichsten Orte der Welt gilt und als offizielles Naturschutzgebiet Ecuadors deklariert ist, verhindert es nicht, dass wir an vielen Ecken Müll fanden. Und das trotz der aufgestellten Mülleimer.
Doch das mangelnde Naturschutzbewusstsein der Ecuadorianer in dieser Hinsicht wäre noch nicht so tragisch, wenn man nicht wüsste, dass die größte Ölpipeline Ecuadors sich ihren Weg mitten durch dieses ökologische Gebiet schneidet.
Diese tristen Gedanken wurden jedoch weggespült, als wir die Wasserfälle erreichten. Und uns prompt ins Wasser stürzten, dass sogar eine angenehme Temperatur besaß. Bei dem Versuch den Wasserfall schwimmend zu erreichen, sind wir jedoch alle gescheitert, was jedoch weniger an unseren -besonders meinen- nicht vorhandenen Schwimmkünsten lag, sondern vielmehr an der unglaublichen Gewalt des herabstürzenden Wassers.
Nass und geschafft, jedoch glücklich und begeistert machten wir uns anschließend auf den Rückweg, über nasse Hängebrücken und schlammige Pfade, bis es nach einer Rückfahrt mit der Gondel schließlich wieder Richtung Heimat ging. Hier machte auch der Nebelwald seinem Namen alle Ehre und bescherte unserem Busfahrer eine dicke Nebelsuppe, was diesen jedoch nicht davon abhielt, mit allem was das Auto hergab Richtung Quito zu brettern.
Einige gewagte Überholmanöver und schlechte Witze auf Englisch später erreichten wir das Terminal Rio Coca und ich verließ den Bus noch viel gespannter auf den hoffentlich bald folgenden Trip in den echten Regenwald des Oriente, denn: Wenn der Nebenwald schon so unglaublich schön ist, wie wird es dann erst im Dschungel?!
Bilder sind in Arbeit
Musik: In Extremo - Spielmannsfluch
Donnerstag, 18. September 2008
Gegenanzeige
Aus dem Kommentar zu meinem letzten Blogeintrag entnehme ich, dass meine Darstellung arg negativ rüberkommt... Dafür dann mal direkt die Gegendarstellung:
Anekdoten und Tipps für den geneigten Ecuadorfahrer - Part II
Numero Seis: Bars und Menschen
a) Es gibt hier in Quito einen Haufen Bars und Discos. Und fast jede ist es wert besucht zu werden. Nicht unbedingt aufgrund des Ambientes, den hübschen Kellnerinnen und schon gar nicht wegen des Bieres.
Aber dafür umso mehr für die Menschen, die in jeder Bar sitzen und nicht zögern, dich an ihren Tisch einzuladen und sich dann auch für Stunden mit dir unterhalten können. Oder versuchen, besonders beliebt bei den Frauen, deinem ungelenken Salsahüftschwung mehr Eleganz zu verleihen.
b) Was die manchmal ein bisschen verrückt anmutenden Conductores (siehe Part I) sich verscherzen, dass macht dann der Rest des freundlichen ecuadorianischen Völkchens wieder wett. Mit herzlicher Gastfreundschaft, aufrichtiger Wärme und nicht zuletzt einer unglaublichen Liebe zu ihrem Land bei einer humoristischen Abneigung gegenüber allem, das Politik auf den Fahnen stehen hat.
c) Und nicht zuletzt: In welcher europäischen Bar kosten Cocktails 1-2$ ? Wo bekommt man ein Schokoladeneis, das tatsächlich Schokolade enthält für 60 Ct die Kugel? Und das dazu mit einer Bedienungsfreundlichkeit, die manchem Kellner daheim gut zu Gesicht stände...
...to be continued...
Musik: Eisregen - Dreizehn
Anekdoten und Tipps für den geneigten Ecuadorfahrer - Part II
Numero Seis: Bars und Menschen
a) Es gibt hier in Quito einen Haufen Bars und Discos. Und fast jede ist es wert besucht zu werden. Nicht unbedingt aufgrund des Ambientes, den hübschen Kellnerinnen und schon gar nicht wegen des Bieres.
Aber dafür umso mehr für die Menschen, die in jeder Bar sitzen und nicht zögern, dich an ihren Tisch einzuladen und sich dann auch für Stunden mit dir unterhalten können. Oder versuchen, besonders beliebt bei den Frauen, deinem ungelenken Salsahüftschwung mehr Eleganz zu verleihen.
b) Was die manchmal ein bisschen verrückt anmutenden Conductores (siehe Part I) sich verscherzen, dass macht dann der Rest des freundlichen ecuadorianischen Völkchens wieder wett. Mit herzlicher Gastfreundschaft, aufrichtiger Wärme und nicht zuletzt einer unglaublichen Liebe zu ihrem Land bei einer humoristischen Abneigung gegenüber allem, das Politik auf den Fahnen stehen hat.
c) Und nicht zuletzt: In welcher europäischen Bar kosten Cocktails 1-2$ ? Wo bekommt man ein Schokoladeneis, das tatsächlich Schokolade enthält für 60 Ct die Kugel? Und das dazu mit einer Bedienungsfreundlichkeit, die manchem Kellner daheim gut zu Gesicht stände...
...to be continued...
Musik: Eisregen - Dreizehn
Dienstag, 16. September 2008
Anekdoten und Tipps für den geneigten Ecuadorfahrer
Das hatte ich mir schon seit längerem vorgenommen, mal so einen Post auf den Blog zu stellen und hier ist es allso nun. Sehnsüchtig erwartet und lange vermisst:
Einige Anekdoten und Tipps aus dem täglichen Leben eines Freiwilligen in Ecuador!
Numero Uno: Essen
a) Iss niemals in der Straße!
b) Iss auch keine Ceviche in der Straße!
c) Erst recht nicht, wenn du dabei feiernderweise Bier trinkst!
Die Flge dieses Verhaltens ist grundsätzlich ein wunderschönes Wochenende mit Fieber, Bett und Kotzerei. Außerdem verlassen sämtliche Nahrungsmittel den Körper für die nächste Woche ausschließlich in flüssiger Form.
Numero Dos: Busfahren
a) Fahre viel und häufig Bus, da du sonst auf Taxis angewiesen bist - Dazu später mehr.
b) Es gibt gute Busse - Und es gibt böse Busse. Niemand weiß, ob der Bus in den er einsteigt ein guter oder ein böser ist, aber spätestens an der Fahne des Busfahrers oder dem sorgfältigen Bedenken des Marienplakats im Bus mit Gebeten von allen Seiten merkst du: Dies ist ein böser Bus!
c) In bösen Bussen hilft nur: Hoffen und Beten!
Numero Tres: Menschen im Bus
a) Jeder fährt Bus
b) Wo viele Menschen, da viel Geld
c) Wo viel Geld, da viele Verkäufer
d) Wundere dich nicht über Zeitungsverkäufer im Bus. Warum auch, sind geschäftstüchtige Leute. Auch nicht über Mandarinenverkäufer.
Aber der Bonbonverkäufer ist doch etwas seltsam. Und was bitte, versucht DER den Leuten anzudrehen? Ganz zu schweigen von dem Hobbyprediger dahinter...
Numero Cuatro: Taxi fahren
a) Fährst du mit dem Taxi, mach dich nach Ankunft auf Diskussionen über den Preis mit dem Taxifahrer gefasst
b) Verhandelst du den Preis vor Fahrtantritt, gewöhn dich an umfassende Beschwerden über die Entfernung während der gesamten Fahrt. Und stell dich auf eine Preisdiskussion am Ende ein.
c) Gehe nie, NIEMALS auf die Beschwerden des Fahrers während der Fahrt ein. Solange du nichts dazu kommentierst ist es nur Standardgelaber. Wenn er jdeoch am Ende der Fahrt gereizt ist - Jeder Fahrer hat eine Waffe im Auto.
Numero Cinco: Schule
a) Der Unterricht beginnt, wenn der Lehrer da ist. Was im allgemeinen soviel heißt, wie 10 bis 20 Minuten nach der Schulklingel.
b) Inhaltliche Struktur ist unnötig und vollkommen überbewertet.
c) Frontalunterricht ist toll!
d) Die Schummelkultur der hiesigen Schüler ist vergleichbar mit der Beteiligung. Quasi nicht vorhanden. Es wird laut hörbar vorgesagt - Falsch natürlich. Ergebnisse werden in die Hand geschrieben (ganz geschickt) und unter den Augen des Lehrers abgelesen.
Soviel Blödheit kann dann auch keiner mehr noch zusätzlich bestrafen.
To be continued...
Einige Anekdoten und Tipps aus dem täglichen Leben eines Freiwilligen in Ecuador!
Numero Uno: Essen
a) Iss niemals in der Straße!
b) Iss auch keine Ceviche in der Straße!
c) Erst recht nicht, wenn du dabei feiernderweise Bier trinkst!
Die Flge dieses Verhaltens ist grundsätzlich ein wunderschönes Wochenende mit Fieber, Bett und Kotzerei. Außerdem verlassen sämtliche Nahrungsmittel den Körper für die nächste Woche ausschließlich in flüssiger Form.
Numero Dos: Busfahren
a) Fahre viel und häufig Bus, da du sonst auf Taxis angewiesen bist - Dazu später mehr.
b) Es gibt gute Busse - Und es gibt böse Busse. Niemand weiß, ob der Bus in den er einsteigt ein guter oder ein böser ist, aber spätestens an der Fahne des Busfahrers oder dem sorgfältigen Bedenken des Marienplakats im Bus mit Gebeten von allen Seiten merkst du: Dies ist ein böser Bus!
c) In bösen Bussen hilft nur: Hoffen und Beten!
Numero Tres: Menschen im Bus
a) Jeder fährt Bus
b) Wo viele Menschen, da viel Geld
c) Wo viel Geld, da viele Verkäufer
d) Wundere dich nicht über Zeitungsverkäufer im Bus. Warum auch, sind geschäftstüchtige Leute. Auch nicht über Mandarinenverkäufer.
Aber der Bonbonverkäufer ist doch etwas seltsam. Und was bitte, versucht DER den Leuten anzudrehen? Ganz zu schweigen von dem Hobbyprediger dahinter...
Numero Cuatro: Taxi fahren
a) Fährst du mit dem Taxi, mach dich nach Ankunft auf Diskussionen über den Preis mit dem Taxifahrer gefasst
b) Verhandelst du den Preis vor Fahrtantritt, gewöhn dich an umfassende Beschwerden über die Entfernung während der gesamten Fahrt. Und stell dich auf eine Preisdiskussion am Ende ein.
c) Gehe nie, NIEMALS auf die Beschwerden des Fahrers während der Fahrt ein. Solange du nichts dazu kommentierst ist es nur Standardgelaber. Wenn er jdeoch am Ende der Fahrt gereizt ist - Jeder Fahrer hat eine Waffe im Auto.
Numero Cinco: Schule
a) Der Unterricht beginnt, wenn der Lehrer da ist. Was im allgemeinen soviel heißt, wie 10 bis 20 Minuten nach der Schulklingel.
b) Inhaltliche Struktur ist unnötig und vollkommen überbewertet.
c) Frontalunterricht ist toll!
d) Die Schummelkultur der hiesigen Schüler ist vergleichbar mit der Beteiligung. Quasi nicht vorhanden. Es wird laut hörbar vorgesagt - Falsch natürlich. Ergebnisse werden in die Hand geschrieben (ganz geschickt) und unter den Augen des Lehrers abgelesen.
Soviel Blödheit kann dann auch keiner mehr noch zusätzlich bestrafen.
To be continued...
Sonntag, 7. September 2008
Eine Woche im Buen Pastor
Die erste "Arbeitswoche" in meiner Schule ist vorbei und ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit hier in Ecuador.
Nach der Willkommens- und Einführungsobligatorik, die hauptsächlich aus der Eröffnungszeremonie der Schule (bei der ich prompt meinen Einsatz Aufzustehen verpasste) und zahlreichen Gesprächen mit dem Englischlehrer Diego, der jetzt für das nächste Jahr mein Mentor an der Schule sein wird, bestand, ging meine Arbeit dann auch schon los.
Diese Arbeit bestand zu Anfang nur aus dem Mitlaufen mit Diego, Vorstellen auf Spanisch und anschließend kleineren Hilfsdiensten, wie Ausprache korrigieren und ein wenig Aufpassen.
Das änderte sich jedoch, als sich Diego in einer Pause "Gimme five minutes!" mit seinem Handy entschuldigte, aber nach Ende der Pause weit und breit nirgendwo zu finden war. So ging ich kurz entschlossen allein in die Klasse, in der wir Unterricht hatten und zog das Programm eben allein durch.
Was auch kein großes Problem war, bedenkt man, dass die Mädels hier selbst in der achten-neunten Klasse (zumindest in der ersten Woche) nicht mehr machen, als sich auf Englisch vorzustellen.
Und so vergingen meine ersten Englischstunden in jeder Klasse mit den selben Fragen, den selben Antworten, den selben Übungen:
"How old are you?" - "I have 17 years old!" - "No, en ingles esta: ..."
Auch die Sportstunden liefen bislang recht locker ab, meine erste hatte ich noch zusammen mit Diego, aber mangels eines Stundenkonzeptes und Unterrichtsmaterialien mussten sich die Mädchen 40 Minuten lang aufwärmen und dehnen...
Was mich gleich zu einem großen Problem der Schule bezüglich des Sportunterrichts bringt. Das im Buen Pastor überhaupt Sport unterrichtet wird, ist nur dem Curriculum zu verdanken, da die Nonnen von dieser Art Unterricht eigentlich überhaupt nichts halten.
Da Sport aber unterrichtet werden muss, bleibt ihnen nichts, als einfach keine Unterrichtsmatrialien anzuschaffen, um das ganze wenigstens ein bisschen zu blockieren. So kommt es, dass die Schule zwar einen Basketball-, Fußball- und sogar Volleyballplatz hat, aber insgesamt nur einen einzigen Basketball...
Laut Dominik, einem Volunteer, der vor zwei Jahren im selben Projekt war, muss es zwar irgendwo noch die Bälle geben, die er damals mit einer anderen Freiwilligen besorgt hat, doch sie blieben unauffindbar und auch die Nonnen wollen nichts von ihnen wissen.
Bis zu meiner letzten Sportstunde, Freitag, letzte Stunde. Da tauchten nämlich neben dem besagten einzigen Basketball auch noch ein weiterer Basketball, zwei Volleybälle und ein Fußball auf... Leider alle platt.
Also wird meine nächste Aufgabe daraus bestehen, eine Pumpe ausfindig zu machen, wobe ich da jedoch recht optimistisch bin, Auch Diego hat mir versprochen, nächste Woche eine Ballpumpe mitzubringen, aber er hat mir auch schon Montag versprochen, Kopien des Stundenplans und seines Unterrichtskonzeptes zu machen - Die ich bis heute nicht bekommen habe. Versprechen von Ecuadorianern eben :D
Wobei ich mittlerweile bezweifle, den Stundenplan überhaupt zu wollen, da die Schule eine enorme Diskrepanz zwischen offiziellem Stundenplan und dem enthält, was tatsächlich unterrichtet wird.
So bin ich Donnerstag in die Schule gekommen und habe mich zu Diego in den Unterricht gesetzt, woraufhin er mich entgeistert angeschaut hat und mich fragte, was ich denn hier wolle, schließlich habe er jetzt Informatik und nicht Englisch. Ganz im Gegensatz zu dem, was auf dem Stundenplan stand.
Alles in allem gibt es hier zahlreiche Dinge, die sehr ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig sind, seien es
der seltsame Stundenplan (die Mädchen haben 1 Stunde Sport und 2 Stunden Englisch in der Woche, dafür aber Vormittageweise "Practica", was soviel wie Werken bedeutet)
die Disziplinlosigkeit (es gehört für Lehrer uns Schüler zum guten Ton, den Unterricht 10-20 Minuten später zu beginnen)
oder die Methoden zum Vorsagen (es wird einfach möglichst laut im Flüsterton die Antwort gewispert, die jedoch zu allem Überfluss auch noch meistens falsch ist)
Ich denke, dass die Arbeit hier im Buen Pastor eine angenehme wird, nicht zuletzt, da die Nonnen sehr lieb sind und auf meinen Wunsch tatsächlich einige Bälle für den Sportunterricht anschaffen werden. Auch Diego ist ein sehr angenehmer Zeitgenosse, mit dem ich Freitag nach der Schule noch kurz in einer Tienda einen Trinken war und mit dem ich mich sehr gut verstehe.
Also: Kein Grund sich Sorgen zu machen, bis zum nächsten Mal!
Kai
Nach der Willkommens- und Einführungsobligatorik, die hauptsächlich aus der Eröffnungszeremonie der Schule (bei der ich prompt meinen Einsatz Aufzustehen verpasste) und zahlreichen Gesprächen mit dem Englischlehrer Diego, der jetzt für das nächste Jahr mein Mentor an der Schule sein wird, bestand, ging meine Arbeit dann auch schon los.
Diese Arbeit bestand zu Anfang nur aus dem Mitlaufen mit Diego, Vorstellen auf Spanisch und anschließend kleineren Hilfsdiensten, wie Ausprache korrigieren und ein wenig Aufpassen.
Das änderte sich jedoch, als sich Diego in einer Pause "Gimme five minutes!" mit seinem Handy entschuldigte, aber nach Ende der Pause weit und breit nirgendwo zu finden war. So ging ich kurz entschlossen allein in die Klasse, in der wir Unterricht hatten und zog das Programm eben allein durch.
Was auch kein großes Problem war, bedenkt man, dass die Mädels hier selbst in der achten-neunten Klasse (zumindest in der ersten Woche) nicht mehr machen, als sich auf Englisch vorzustellen.
Und so vergingen meine ersten Englischstunden in jeder Klasse mit den selben Fragen, den selben Antworten, den selben Übungen:
"How old are you?" - "I have 17 years old!" - "No, en ingles esta: ..."
Auch die Sportstunden liefen bislang recht locker ab, meine erste hatte ich noch zusammen mit Diego, aber mangels eines Stundenkonzeptes und Unterrichtsmaterialien mussten sich die Mädchen 40 Minuten lang aufwärmen und dehnen...
Was mich gleich zu einem großen Problem der Schule bezüglich des Sportunterrichts bringt. Das im Buen Pastor überhaupt Sport unterrichtet wird, ist nur dem Curriculum zu verdanken, da die Nonnen von dieser Art Unterricht eigentlich überhaupt nichts halten.
Da Sport aber unterrichtet werden muss, bleibt ihnen nichts, als einfach keine Unterrichtsmatrialien anzuschaffen, um das ganze wenigstens ein bisschen zu blockieren. So kommt es, dass die Schule zwar einen Basketball-, Fußball- und sogar Volleyballplatz hat, aber insgesamt nur einen einzigen Basketball...
Laut Dominik, einem Volunteer, der vor zwei Jahren im selben Projekt war, muss es zwar irgendwo noch die Bälle geben, die er damals mit einer anderen Freiwilligen besorgt hat, doch sie blieben unauffindbar und auch die Nonnen wollen nichts von ihnen wissen.
Bis zu meiner letzten Sportstunde, Freitag, letzte Stunde. Da tauchten nämlich neben dem besagten einzigen Basketball auch noch ein weiterer Basketball, zwei Volleybälle und ein Fußball auf... Leider alle platt.
Also wird meine nächste Aufgabe daraus bestehen, eine Pumpe ausfindig zu machen, wobe ich da jedoch recht optimistisch bin, Auch Diego hat mir versprochen, nächste Woche eine Ballpumpe mitzubringen, aber er hat mir auch schon Montag versprochen, Kopien des Stundenplans und seines Unterrichtskonzeptes zu machen - Die ich bis heute nicht bekommen habe. Versprechen von Ecuadorianern eben :D
Wobei ich mittlerweile bezweifle, den Stundenplan überhaupt zu wollen, da die Schule eine enorme Diskrepanz zwischen offiziellem Stundenplan und dem enthält, was tatsächlich unterrichtet wird.
So bin ich Donnerstag in die Schule gekommen und habe mich zu Diego in den Unterricht gesetzt, woraufhin er mich entgeistert angeschaut hat und mich fragte, was ich denn hier wolle, schließlich habe er jetzt Informatik und nicht Englisch. Ganz im Gegensatz zu dem, was auf dem Stundenplan stand.
Alles in allem gibt es hier zahlreiche Dinge, die sehr ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig sind, seien es
der seltsame Stundenplan (die Mädchen haben 1 Stunde Sport und 2 Stunden Englisch in der Woche, dafür aber Vormittageweise "Practica", was soviel wie Werken bedeutet)
die Disziplinlosigkeit (es gehört für Lehrer uns Schüler zum guten Ton, den Unterricht 10-20 Minuten später zu beginnen)
oder die Methoden zum Vorsagen (es wird einfach möglichst laut im Flüsterton die Antwort gewispert, die jedoch zu allem Überfluss auch noch meistens falsch ist)
Ich denke, dass die Arbeit hier im Buen Pastor eine angenehme wird, nicht zuletzt, da die Nonnen sehr lieb sind und auf meinen Wunsch tatsächlich einige Bälle für den Sportunterricht anschaffen werden. Auch Diego ist ein sehr angenehmer Zeitgenosse, mit dem ich Freitag nach der Schule noch kurz in einer Tienda einen Trinken war und mit dem ich mich sehr gut verstehe.
Also: Kein Grund sich Sorgen zu machen, bis zum nächsten Mal!
Kai
Freitag, 5. September 2008
Technisches Update #2
Soooo... Da ich keinen Schimmer habe, wie ich den Direktlink mit dem schönen Titelbild in die rechte Gadgetzeile eingefügt habe, gibt es jetzt einfach einen Link zu meiner öffentlichen Picasagalerie, wo ihr euch alle meine Fotos zumindest ein wenig größer anschauen könnt.
Bildunterschriften/Kommentare gibts gleich dazu. Viel Spaß damit!
Bildunterschriften/Kommentare gibts gleich dazu. Viel Spaß damit!
Donnerstag, 4. September 2008
Touriprogramm und eine lustige Busfahrt
Endlich mal wieder Zeit zum Bloggen.
Letztes Wochenende war ein von Gina voll verplantes und ausgefülltes Wochenende, an dem wir Freitag mit ihr ins Centro Historico gefahren sind, Samstag mit Tato Otavalo und Peguche abgeklappert und am selben Abend noch eine große Party mit sämtlichen Volunteers (und Kai :P ) gestartet haben.
Kurzer Einwurf:
Das mit den Links zu den Picasa-Alben funktioniert vorne und hinten nicht, deshalb habe ich sie jetzt als Diashows eingefügt. Die Bilder gibts dann in groß und guter Qualität in einem Jahr...
Der Tag im Centro Historico war sehr interessant, weil wir die klassische Altstadt Quitos, die als erste Altstadt der Welt zum Weltkulturerbe erklärt wurde, besichtigt haben. Es ging durch die Companía de Jesus, eine der ältesten Kirchen Ecuadors, die der Jungfrau Maria gewidmet ist und im Inneren mit ca 7 Tonnen Blattgold ausgekleidet ist. Leider hatten wir an diesem Tag kaum Sonne, normalerweise ist das Innere der Kirche durch die Reflexion der Sonnenstrahlen im Gold hell ausgeleuchtet. Und das mit nur acht kleinen Fenstern... Ich muss mal an einem sonnigen Tag wiederkommen.
Von der Companía ging es dann über ein kleines Wachskabinett, dass den Unabhängigkeitskampf Quitos darstellte in den Palast des Präsidenten. Nach einigen Sicherheitsvorkehrungen seitens der präsidentialen Garde durften wir dann auch in den Palast, jedoch nur mit Führer und permanent in ordentlicher Doppelreihe aufgestellt (woran wir uns jedoch nicht so recht gehalten haben - und das mit 95% Deutschen ;) ). Leider hat just im Palast meine Kamera den Geist aufgegeben, so dass ich nur Pauls Fotos einstellen kann.
Im Anschluss dann ging es noch in eine vollständig nach historischem Vorbild restaurierte Straße, in der wir gigantische Empanadas gegessen und Canelasso - ein heißes Getränk auf Basis von Orangensaft mit einigen Gewürzen und ortstypischem SChnaps versetzt - getrunken haben.
Am nächsten Tag machten wir uns dann um 9:00 Uhr morgens mit Tato und Parviz in einem gemieteten Kleinbus auf den Weg nach Otavalo. Dort findet regelmäßig ein großer Indigenenmarkt statt, auf dem man alle möglichen handgemachten Gegenstände aber auch moderne Markenware -natürlich gefälscht- kaufen kann.
Doch bevor wir Otavalo erreichten, erzählte uns Tato während der Fahrt Interessantes über Ecuador mit der Drohung, auf der Rückfahrt eine Abfrage des Erzählten zu starten. Mit zwei Zwischenstopps, an einem sehr schönen Aussichtspunkt mit Blick auf die Anden und an einer Bäckerei, die regionaltypische Bizcoches -eine gebackene Blätterteigstange mit eingebackenem Käse- , erreichten wir dann schließlich Otavalo.
Nachdem wir uns alle mit mehr oder minder großem Erfolg im Feilschen geübt hatten und ich einen touritypischen Panamahut erstanden hatte (siehe rechts), ging es weiter zum Wasserfall von Peguche.
Schon von fern hörten wir das Rauschen des Wasserfalls und standen bald mitten in einem Wald von "Gigantes de los Andes" auf einer Brücke unterhalb der donnernden Wassermassen.
Kurz entschlossen entledigten wir uns -zumindest ein paar- unserer Kleidung bis auf die Badehose und wateten Richtung Wasserfall. Eine halbe Stunde später tauchten wir nass, aber vollgepumpt mit Adrenalin und glücklich wieder aus dem Wasserfall auf und können jetzt stolz von uns behaupten, schon einmal unter einem Wasserfall geduscht zu haben.
Nach diesem Abenteuer hatte keiner mehr so recht Interesse am eigentlich geplanten letzten Programmpunkt, dem Besuch eines Marktes für Lederwaren. Also wurde noch schnell das vom Essen übrig gebliebene Geld in einen landestypischen Schnaps investiert und so ging es dann mit weniger Abfragen, als mit zahlreichen "Salud" und "Viva Ecuador"-Rufen im Bus Richtung Heimat.
Nach drei Stunden Rückfahrt, dem einen oder anderen Schluck Zhumir und einer Salsaeinlage von Parviz und Tato waren wir dann endlich wieder daheim und konnten uns für den Abend in der Mariscal ausruhen...
Letztes Wochenende war ein von Gina voll verplantes und ausgefülltes Wochenende, an dem wir Freitag mit ihr ins Centro Historico gefahren sind, Samstag mit Tato Otavalo und Peguche abgeklappert und am selben Abend noch eine große Party mit sämtlichen Volunteers (und Kai :P ) gestartet haben.
Kurzer Einwurf:
Das mit den Links zu den Picasa-Alben funktioniert vorne und hinten nicht, deshalb habe ich sie jetzt als Diashows eingefügt. Die Bilder gibts dann in groß und guter Qualität in einem Jahr...
Der Tag im Centro Historico war sehr interessant, weil wir die klassische Altstadt Quitos, die als erste Altstadt der Welt zum Weltkulturerbe erklärt wurde, besichtigt haben. Es ging durch die Companía de Jesus, eine der ältesten Kirchen Ecuadors, die der Jungfrau Maria gewidmet ist und im Inneren mit ca 7 Tonnen Blattgold ausgekleidet ist. Leider hatten wir an diesem Tag kaum Sonne, normalerweise ist das Innere der Kirche durch die Reflexion der Sonnenstrahlen im Gold hell ausgeleuchtet. Und das mit nur acht kleinen Fenstern... Ich muss mal an einem sonnigen Tag wiederkommen.
Von der Companía ging es dann über ein kleines Wachskabinett, dass den Unabhängigkeitskampf Quitos darstellte in den Palast des Präsidenten. Nach einigen Sicherheitsvorkehrungen seitens der präsidentialen Garde durften wir dann auch in den Palast, jedoch nur mit Führer und permanent in ordentlicher Doppelreihe aufgestellt (woran wir uns jedoch nicht so recht gehalten haben - und das mit 95% Deutschen ;) ). Leider hat just im Palast meine Kamera den Geist aufgegeben, so dass ich nur Pauls Fotos einstellen kann.
Im Anschluss dann ging es noch in eine vollständig nach historischem Vorbild restaurierte Straße, in der wir gigantische Empanadas gegessen und Canelasso - ein heißes Getränk auf Basis von Orangensaft mit einigen Gewürzen und ortstypischem SChnaps versetzt - getrunken haben.
Am nächsten Tag machten wir uns dann um 9:00 Uhr morgens mit Tato und Parviz in einem gemieteten Kleinbus auf den Weg nach Otavalo. Dort findet regelmäßig ein großer Indigenenmarkt statt, auf dem man alle möglichen handgemachten Gegenstände aber auch moderne Markenware -natürlich gefälscht- kaufen kann.
Doch bevor wir Otavalo erreichten, erzählte uns Tato während der Fahrt Interessantes über Ecuador mit der Drohung, auf der Rückfahrt eine Abfrage des Erzählten zu starten. Mit zwei Zwischenstopps, an einem sehr schönen Aussichtspunkt mit Blick auf die Anden und an einer Bäckerei, die regionaltypische Bizcoches -eine gebackene Blätterteigstange mit eingebackenem Käse- , erreichten wir dann schließlich Otavalo.
Nachdem wir uns alle mit mehr oder minder großem Erfolg im Feilschen geübt hatten und ich einen touritypischen Panamahut erstanden hatte (siehe rechts), ging es weiter zum Wasserfall von Peguche.
Schon von fern hörten wir das Rauschen des Wasserfalls und standen bald mitten in einem Wald von "Gigantes de los Andes" auf einer Brücke unterhalb der donnernden Wassermassen.
Kurz entschlossen entledigten wir uns -zumindest ein paar- unserer Kleidung bis auf die Badehose und wateten Richtung Wasserfall. Eine halbe Stunde später tauchten wir nass, aber vollgepumpt mit Adrenalin und glücklich wieder aus dem Wasserfall auf und können jetzt stolz von uns behaupten, schon einmal unter einem Wasserfall geduscht zu haben.
Nach diesem Abenteuer hatte keiner mehr so recht Interesse am eigentlich geplanten letzten Programmpunkt, dem Besuch eines Marktes für Lederwaren. Also wurde noch schnell das vom Essen übrig gebliebene Geld in einen landestypischen Schnaps investiert und so ging es dann mit weniger Abfragen, als mit zahlreichen "Salud" und "Viva Ecuador"-Rufen im Bus Richtung Heimat.
Nach drei Stunden Rückfahrt, dem einen oder anderen Schluck Zhumir und einer Salsaeinlage von Parviz und Tato waren wir dann endlich wieder daheim und konnten uns für den Abend in der Mariscal ausruhen...
Dienstag, 2. September 2008
Technisches Update
Da ich heute mal ausnehmend viel Freizeit und nichts zu tun hatte, habe ich mich mal in das Posten von Webalben via picasa eingearbeitet ;) und es gibt neue Fotos...
Donnerstag, 28. August 2008
Seminar oder Bald gehts los!
So, es wird mal langsam wieder Zeit den Blog zu aktualisieren, weil in der Zwischenzeit doch das eine oder andere Neue passiert ist.
So sind die neuen Freiwilligen eingetroffen, die ebenfalls sechs bis zwoelf Monate mit uns hier in Ecuador verbringen werden.
Einige von ihnen haben wir dann gemeinsam mit Tato auch vom Flughafen abgeholt, andere haben wir dann erst auf dem Seminar getroffen.
Die Neuen sind alle so Flug fuer Flug hier reingetroepfelt, bis dann Dienstag alle da waren und wir in Quito mit einem Seminar begonnen haben...
Noch ein Seminar...
Alles in allem war es keine schlechte Zeit, wir haben viel ueber Erwartungen und auftretende Probleme gesprochen, aber wirklich gebracht hat es - wie die meisten Seminare bislang - nicht viel.
Kann natuerlich auch daran liegen, dass wir 4 (Pau, Jakob, Kai und Ich) jetzt auch schon seit drei Wochen hier in Quito sind und damit viele Informationen einfach ueberfluessig waren, weil wir es schon selbst erlebt hatten.
Immerhin haben wir noch eine kleine Einheit zum Unterrichten in Schulen gemacht, was wenigstens mal etwas mit dem zu tun hatte, was wir die naechsten 10 Monate hier in Ecuador machen.
Ansonsten gabs noch die obligatorische interkulturelle Nacht, bei der jedes Land eine kleine Praesentation zu ihrem Land vorstelle sollte.
Die Idee war ja an und fuer sich nicht schlecht, wenn nicht 14 der 18 Freiwilligen Deutsche waeren.
Aber immerhin hatte Blanca eine ecuadorianische Tanzgruppe organisiert und so verging der Abend neben Schweizer Schokolade, der amerikanischen Nationalhymne und einem finnischen Video mit ecuadorianischer Musik zu der alle durch den Raum getanzt sind und kraeftig irgendeinen scharfen ecuadorianischen Schaps getrunken haben.
Die unglaubliche Praesentation von uns vieren bestand dann aus der imoprovisierten Darstellung von Haensel&Gretel... Wobei wir irgendwie eine ganz eigene Version dieses Maerchens vorgespielt haben, dass relativ wenig mit der Ursprungsgeschichte zu tun hatte... Aber immerhin lustig wars.
Jetzt ist das Seminar auch schon wieder fast vorbei und wir muessen uns gleich nur noch zwei weitere Vortraege anhoeren, bevor es dann fuer die anderen zum ersten Mal in die Gastfamilien geht und wir wohl auch zuhause chillen werden.
Am Montag geht es dann aber endlich los, die Schulferien sind vorbei und damit koennen unsere projekte endlich starten.
Mittlerweile habe ich auch richtig Lust darauf und hoffe, dass der Einstieg ins Projekt gut verlaeuft.
Aber das wird schon ;)
So sind die neuen Freiwilligen eingetroffen, die ebenfalls sechs bis zwoelf Monate mit uns hier in Ecuador verbringen werden.
Einige von ihnen haben wir dann gemeinsam mit Tato auch vom Flughafen abgeholt, andere haben wir dann erst auf dem Seminar getroffen.
Die Neuen sind alle so Flug fuer Flug hier reingetroepfelt, bis dann Dienstag alle da waren und wir in Quito mit einem Seminar begonnen haben...
Noch ein Seminar...
Alles in allem war es keine schlechte Zeit, wir haben viel ueber Erwartungen und auftretende Probleme gesprochen, aber wirklich gebracht hat es - wie die meisten Seminare bislang - nicht viel.
Kann natuerlich auch daran liegen, dass wir 4 (Pau, Jakob, Kai und Ich) jetzt auch schon seit drei Wochen hier in Quito sind und damit viele Informationen einfach ueberfluessig waren, weil wir es schon selbst erlebt hatten.
Immerhin haben wir noch eine kleine Einheit zum Unterrichten in Schulen gemacht, was wenigstens mal etwas mit dem zu tun hatte, was wir die naechsten 10 Monate hier in Ecuador machen.
Ansonsten gabs noch die obligatorische interkulturelle Nacht, bei der jedes Land eine kleine Praesentation zu ihrem Land vorstelle sollte.
Die Idee war ja an und fuer sich nicht schlecht, wenn nicht 14 der 18 Freiwilligen Deutsche waeren.
Aber immerhin hatte Blanca eine ecuadorianische Tanzgruppe organisiert und so verging der Abend neben Schweizer Schokolade, der amerikanischen Nationalhymne und einem finnischen Video mit ecuadorianischer Musik zu der alle durch den Raum getanzt sind und kraeftig irgendeinen scharfen ecuadorianischen Schaps getrunken haben.
Die unglaubliche Praesentation von uns vieren bestand dann aus der imoprovisierten Darstellung von Haensel&Gretel... Wobei wir irgendwie eine ganz eigene Version dieses Maerchens vorgespielt haben, dass relativ wenig mit der Ursprungsgeschichte zu tun hatte... Aber immerhin lustig wars.
Jetzt ist das Seminar auch schon wieder fast vorbei und wir muessen uns gleich nur noch zwei weitere Vortraege anhoeren, bevor es dann fuer die anderen zum ersten Mal in die Gastfamilien geht und wir wohl auch zuhause chillen werden.
Am Montag geht es dann aber endlich los, die Schulferien sind vorbei und damit koennen unsere projekte endlich starten.
Mittlerweile habe ich auch richtig Lust darauf und hoffe, dass der Einstieg ins Projekt gut verlaeuft.
Aber das wird schon ;)
Freitag, 22. August 2008
Ein Abend bei Tato
Leute, Leute, Leute
Was nen Abend :D
Nach einem eher wenig ereigisreichen Tag mit Spanischunterricht und letzten Nachwehen meiner Krankheit (ja, mich hatte es dann letztendlich auch mit Hals- und Kopfschmerzen erwischt) hattenw ir uns vorgenommen, Tato zu besuchen.
Renato, kurz Tato, ist so etwas wie der Drumherumorganisator, Fahrer etc. unserer Organisation und hilft einfach immer aus, wenn es brennt.
Er hatte uns eingeladen, ihn mal in seinem Bed&Breakfast in Cumbaya zu besuchen und so fuhren wir dann (ich für meinen Teil ohne allzu große Erwartungen) nach Cumbaya, um einen entspannten Abend mit dem einen oder anderen Bier bei ihm zu verbringen.
Am Busbahnhof von Parviz abgeholt, machten wir uns auf den Weg durch typisch staubige Straßen, an alten Verkaufsständen und Straßenkindern vorbei, Richtung Tato.
Umso näher wir seinem Haus kamen, desto sauberer und luxuriöser wurde die Gegend, bis wir ein Tor samt Security passierten und schließlich vor einer großen Mauer mit 2 Garagentoren und einer großen Eingangstür standen.
Der erste Eindruck, als wir reingingen war - bombastisch.
Man geht eine Treppe hinaus und steht mitten in einem riesigen Garten, mit exotischen Pflanzen, dann eine breite Treppe zur Einganstür die -wir Tato uns dann später sagte- aus einem Holz ist, dass es in Ecuador kaum mehr gibt, und wo uns Tato erwartete.
Durch einen großen Flur, ein Zimmer mit Bar geht es in das Hauptwohnzimmer von geschätzten 45 Quadratmetern PLUS einen Ausbau mit Whirlpool.
In diesem wohnzimmer haben wir dann den ganzen Abend entspannt mit unserem Bier gesessen und uns über alles mögliche unterhalten.
Zwischenzeitlich ging es dann mal in die Hängematten im Atrium des Hauses, dass nach altem spanischen Kolonialstil gebaut ist...
Nachdem dann jeder von uns in seinem eigenen Zimmer, im eigenen Doppelbett, mit eigenem Badezimmer übernachtet hatte, gab es noch ein sehr umfangreiches Frühstück und dann ab nach Hause. Vorher kam dann noch der äußerst gastfreundliche Spruch "Mi casa es su casa!" von Tato, so dass wir sicherlich noch das eine oder andere Mal bei ihm vorbeischauen werden.
Nächstes Mal nehme ich auch meine Kamera mit, aber ich versuche mal das eine oder andere Foto von Paul zu ergattern...
Mamma mia, was ne Hütte :D
Was nen Abend :D
Nach einem eher wenig ereigisreichen Tag mit Spanischunterricht und letzten Nachwehen meiner Krankheit (ja, mich hatte es dann letztendlich auch mit Hals- und Kopfschmerzen erwischt) hattenw ir uns vorgenommen, Tato zu besuchen.
Renato, kurz Tato, ist so etwas wie der Drumherumorganisator, Fahrer etc. unserer Organisation und hilft einfach immer aus, wenn es brennt.
Er hatte uns eingeladen, ihn mal in seinem Bed&Breakfast in Cumbaya zu besuchen und so fuhren wir dann (ich für meinen Teil ohne allzu große Erwartungen) nach Cumbaya, um einen entspannten Abend mit dem einen oder anderen Bier bei ihm zu verbringen.
Am Busbahnhof von Parviz abgeholt, machten wir uns auf den Weg durch typisch staubige Straßen, an alten Verkaufsständen und Straßenkindern vorbei, Richtung Tato.
Umso näher wir seinem Haus kamen, desto sauberer und luxuriöser wurde die Gegend, bis wir ein Tor samt Security passierten und schließlich vor einer großen Mauer mit 2 Garagentoren und einer großen Eingangstür standen.
Der erste Eindruck, als wir reingingen war - bombastisch.
Man geht eine Treppe hinaus und steht mitten in einem riesigen Garten, mit exotischen Pflanzen, dann eine breite Treppe zur Einganstür die -wir Tato uns dann später sagte- aus einem Holz ist, dass es in Ecuador kaum mehr gibt, und wo uns Tato erwartete.
Durch einen großen Flur, ein Zimmer mit Bar geht es in das Hauptwohnzimmer von geschätzten 45 Quadratmetern PLUS einen Ausbau mit Whirlpool.
In diesem wohnzimmer haben wir dann den ganzen Abend entspannt mit unserem Bier gesessen und uns über alles mögliche unterhalten.
Zwischenzeitlich ging es dann mal in die Hängematten im Atrium des Hauses, dass nach altem spanischen Kolonialstil gebaut ist...
Nachdem dann jeder von uns in seinem eigenen Zimmer, im eigenen Doppelbett, mit eigenem Badezimmer übernachtet hatte, gab es noch ein sehr umfangreiches Frühstück und dann ab nach Hause. Vorher kam dann noch der äußerst gastfreundliche Spruch "Mi casa es su casa!" von Tato, so dass wir sicherlich noch das eine oder andere Mal bei ihm vorbeischauen werden.
Nächstes Mal nehme ich auch meine Kamera mit, aber ich versuche mal das eine oder andere Foto von Paul zu ergattern...
Mamma mia, was ne Hütte :D
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