Donnerstag, 27. November 2008

Eine Hängematte fürs Leben...

Endlich – nach etwa sechs Wochen nach erster Erwähnung – haben wir es geschafft, die Hängematte aufzuhängen. Dabei wurde mir gleich ein hervorragendes Beispiel ecuadorianischer Arbeitsweise demonstriert.

So dauerte es erstmal Wochen, bis ich selbst die notwendigen Haken und Dübel besorgt hatte, die wir für die hamaca benötigten, was jedoch kein Vergleich zur Zeit war, die es brauchte, bis eine Bohrmaschine (übrigens BOSCH) und ein passender Bohrer herbeigeschafft waren.
Als wir dann endlich alles beisammen hatten und es hieß „Samstag hängen wir Sie auf!“, dauerte es natürlich noch bis Sonntag. Aber dann ging es zur Sache.

Hätte ich nicht weitsichtigerweise (jaja – Eigenlob) Zeitung unterlegt, wäre das Ganze auch euphorisch direkt über dem Teppichboden abgelaufen. Und das ohne Staubsauger im Haus.
Also Bohrmaschine raus, in Ermangelung von Körpergröße auf einen wackeligen Stuhl gestellt und Abfahrt!
Doch schon beim Ansetzen tauchte das erste Problem auf:
Die angedachte Säule war natürlich nicht aus Hohlblocksteinen gebaut, sondern aus Zement gegossen. So mühte sich denn mein armer Gastvater mit den lausigen 110 lateinamerikanischen Volt an der Säule ab, während ich vollauf damit beschäftigt war, die krawallbegeisterten Kinder von den Werkzeugen fernzuhalten. Nach einer Viertelstunde des Bohrens war es tatsächlich geschafft: Ein dübeltiefes Loch war in der Zementsäule erschienen.
Leider war das Loch nur dübeltief, nicht jedoch dübelbreit. Der Bohrer war eine Nummer zu klein...

Doch was schert das einen Ecuadorianer?
In Ermangelung eines passenden Dübels wurde einfach mit dem selben Bohrer das Loch verbreitert. Mit dem Ergebnis, dass Dübel und damit auch der Haken wackelig und locker in der Fassung saßen.

Man spart sich die Beschreibung des zweiten Loches, nur so viel:
Im Hohlblockstein ist das Bohren einfacher, dafür verschwinden die Dübel in den zu großen Löchern allzu gern spurlos.

Nachdem also die Haken in keinem der beiden Löcher auch nur ansatzweise sicher unterzubringen waren, griff Nicholas zur ultimativen Lösung:
Die Löcher größer ausbohren, Haken rein und Zement drüber!

Und so liege ich jetzt in einer Hängematte, deren Halterungen einzementiert und für die Ewigkeit in der wand verankert sind. Der Gedanke an Morgen fehlte zwar gänzlich bei dieser Konstruktion, dafür aber hängt die hamaca und das war ja das Ziel des Ganzen.
Ein Hoch auf Nicholas!

Politik und Fußball

Lustige Anekdote:
Nicht nur, dass die Ecuadorianer an den Wahlen teilnehmen müssen, weil sie sonst anschließend keine staatlichen Dienste mehr in Anspruch nehmen können, anlässlich der Wahlen 2009 werden jetzt schon jeden Abend die Erklärungen ausgestrahlt.
Wer wen wann wählt, wie viele Abgeordnete, Abgesandte, Präsidenten es gibt, jedoch kein Wort über eventuelle Parteien oder politische Ausrichtungen der Kandidaten.

Sowieso scheint Fußball hier viel mehr zu interessieren, als Politik.
So bin ich mit der gesamten Familie bei einem Spiel von „El Nacional“ gewesen, wie der Name unmissverständlich sagt der Club der Patriotisten und Militärs von Ecuador.
Da Nicholas ja der Marine angehört und vor kurzem sogar zum Organisationskader des Fußballclubs „El Nacional“ einberufen wurde, gab es Freikarten für die ganze Familie. Böse Zungen würden behaupten, dass es die Freikarten aus Ermangelung von Zuschauern gab, war das Olympiastadion Atahualpa letztendlich nur zu 10 Prozent besetzt, aber all diese Spekulationen seien einmal verbannt.
Angesichts dieser Zuschauermassen war die Stimmung auch nur in den jeweiligen Fanblocks gut, wobei das vom 1:0, 2:0 auf Seiten der Nacionalistas zum 2:1, 2:2 zu den Macaranern wechselte.
Im Gegensatz zu diesem eher tristen Spiel gab es einen Tag darauf das Spitzenspiel „Liga“ – „Barcelona“. Wobei Barcelona natürlich die Mannschaft aus Guayaquil meint und nicht die spanische.
Nach dem Ergebnis von 2:1 zu Gunsten der „Liga“ bewiesen jedoch die Fans aus Guayaquil gute europäisch-englische Manieren und zerlegten aufs Gründlichste das Stadion der „Liga“.
Nach dem Spiel gab es die obligatorischen Prügeleien und Scharmützel mit der Polizei, ganz nach Vorbild der Spieler von denen immerhin auch 3 durch rote Karte vorzeitig ausschieden.

Man könnte durchaus sagen, dass sich das hitzige Gemüt der Latinos besonders gern bei Fußballspielen entlädt, aber generell gilt ja: „Die wollen nur spielen.“