Mittwoch, 14. Januar 2009

Einsamer Reisebericht

Nachdem Paul sich am Abend der Ankunft in Guayaquil auch schon verabschiedete und nach erfolgter hostal-Suche in den Bus zurück nach Quito setzte, blieben mir noch einige Tage, um mir Guayaquil anzuschauen und noch einmal ins schöne Cuenca zurückzukehren.
Doch schon die Suche nach einem guten und vor allem günstigen hostal in Guayaquil war schon ein Abenteuer. Zu zweit irrten wir eine Zeit lang durch die Straßen der größten Stadt Ecuadors, fanden jedoch im ganzen touristischen Viertel nur ein hostal im preislichen Rahmen, dass aber vom Zimmer her einiges zu wünschen übrig ließ.
Ratlos fragten wir schließlich bei Passanten nach, die uns jedoch nicht helfen konnten, bis wir auf Felipe trafen. Felipe, Guayaquileno von geschätzten 60 Jahren und Sicherheitschef des Rathauses, lud uns kurzerhand ins Auto und brachte uns ins hostal gegenüber seines Hauses. Dort kam ich dann auch gut unter und Paul konnte sich unbesorgt auf den Heimweg machen.
Den Abend verbrachte ich mit einigen Cervezitas bei Felipe und ließ mich touristisch beraten. Das Gespräch mündete aber schon bald in eine politische Diskussion, wobei mal wieder die Antipathie zwischen Guayaquil und dem Rest Ecuadors deutlich wurde. Abgeschlossen wurde der Abend mit der Einladung, doch am nächsten Tag im Rathaus vorbeizukommen, damit Felipe mir Guayaquil zeigen könnte.

Den nächsten Tag verbrachte ich trotz Einladung größtenteils allein und marschierte strammen Schrittes die Sehenswürdigkeiten Guayaquils ab. Persönliches Highlight definitiv „Las Penas“ und der „Parque Iguana“. Zunächst etwas unsicher, da doch viele Geschichten über die Sicherheitslage der Stadt die Runde machten, doch durch die vielen Sicherheitskräfte überall beruhigt, gab es viele Kirchen, den Zentralfriedhof, Malecón und das Künstlerviertel „Las Penas“ zu sehen, unterbrochen von historischen Denkmälern und dem Feuerwehrmuseum.
Auch der „Palacio de Cristal“, erbaut von Gustave Eiffel höchstpersönlich, wurde besichtigt, konnte mich jedoch nicht allzu sehr begeistern.
Als ich schließlich erschöpft von einem langen Besichtigungstag am Rathaus Felipe traf, hatte der jedoch wenig Mitleid mit mir und schickte mich in Begleitung eines seiner Sicherheitsmänner direkt weiter zu einem Museum. Angekommen wurde ich zunächst der Sicherheitschefin vorgestellt und bekam dann noch die persönliche Einzelführung auf Englisch vom angestellten Guayaquilhistoriker. Neben den Informationen über die Christianisierung Ecuadors bekam ich auch hier wieder Einblicke in den Widerstreit insbesondere zwischen Quito und Guayaquil, was besonders darin deutlich wurde, dass die Guayaquilenos den offiziellen Unabhängigkeitstag Ecuadors nicht anerkennen wollen.
Begeistert von der Information, dass sein Name – Wilhelm – an zwei deutsche Kaiser angelehnt ist verabschiedete ich mich schließlich von meinem sympathischen Führer, der mir zwar unbewusst mehr über Ecuador beigebracht hatte, als über Geschichte, worüber ich aber auch ganz froh war.
Am Abend ging es dann noch mit Felipe Essen, worauf auch schon der Abschied folgte, gepaart mit der Einladung, doch bald wieder nach Guayaquil zu kommen, am besten am Wochenende, damit er mir noch mehr seiner Heimatstadt zeigen könnte.

Am nächsten Tag ging es für mich auch schon weiter nach Cuenca, wo ich das Wochenende in der Gesellschaft der zu den „fiestas de Cuenca“ kennengelernten Ecuadorianern verbrachte. Aueßrdem holte ich die Stadtrundfahrt im kabelgefährdeten Touribus nach und besuchte den „mirador“, also den Aussichtspunkt Cuencas. Von dort gab es die ganze schöne und an Spanien erinnernde Stadt von oben zu bewundern, das Bild immer geprägt von der gigantischen „catedral nuevo“, erbaut von – aufgepasst – einem Schwaben.
Neben dem Besuch der heißen Quellen von Cuenca ging es zu den Cascadas von Girón, die doch um einiges beeindruckender waren, als die eher klein geratenen Wasserfälle in Mindo.
Nach diesem Wochenende war aber auch genug mit der Reiserei und auch wenn ich die Reise ungern hinter mir ließ, war ich doch auch froh schließlich wieder daheim anzukommen, in einen geregelten Tagesablauf mit dem guten alten Colegio ohne aus der Reisetasche leben zu müssen...

Dienstag, 13. Januar 2009

Shrimps in Kokossoße oder Einmal die ecuadorianische Küstenlinie runter

Lange geplant war es dann am Abend des zweiten Weihnachtstages soweit: Ich traf mich mit Paul in Quito, um den gebuchten Bus zum Strand zu nehmen und, beginnend mit der nördlichsten Küstenprovinz Ecuadors, Esmeraldas, die gesamte Küste zu erkunden.
Das alles natürlich mit Backpackerbudget und nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Soweit der Plan kamen wir am nächsten Morgen auch schon in Atacames an. Die erste Fehlplanung der Reise wurde schon offenbar, als wir noch keine Stunde an der Küste waren: Busse nach Mompiche, unserem ersten Reiseziel fahren nur von der gleichnamigen Hauptstadt der Provinz Esmeraldas, nicht aber von Atacames aus... Also wieder ab in den Bus und die Stunde gegen die geplante Reiserichtung nach Norden gefahren. Dann aber kamen wir in Mompiche an...

Auszüge aus dem Reisetagebuch:

„Mompiche 27.12.08

Endlich! Zwei Wochen Strand, Urlaub und Meer mit Paul haben begonnen. Ich kann es immer noch nicht so richtig fassen, dass ich wenige Tage vor Sylvester am Strand in der Sonne liegen und im Meer baden kann.
Zu allem Überfluss hatten wir hier in Mompiche auch noch richtiges Glück, weil wir gleich nach der Unterkunft von einem – zugegebenermaßen etwas schmierigen – Tourivermittler empfangen wurden und jetzt im dritten Stock eines strohgedeckten Bambushauses fünf Meter oberhalb der keine 50 Meter entfernten Wellen ein Heim mitsamt den obligatorischen Hängematten gefunden haben.
Jetzt am Abend, nachdem im Meer schwimmen, Beachvolleyball spielen, Meeresfrüchte genießen und der Besuch einer einsamen Insel hinter uns liegen – das Aufschlagen und Austrinken einer eigenen Kokoskuss nicht zu vergessen – sitzen wir mit dem selbstgmixten Colabier auf der Terasse, während unter uns eine Strandparty ihren Lauf nimmt.
Aus der benachbarten Cocktailbar schallt Salsa herüber, während einige Leute unweit des Meeres um das frisch entzündete Feuer tanzen...
Unfassbar, ein toller Tag!“

Esmeraldas (Smaragde): Nördlichste Küstenprovinz Ecuadors und gleichzeitig Heimat der höchsten Population von Schwarzen von ganz Ecuador. Als die ersten Sklavensegler vor der ecuadorianischen Küste kreuzten und einer von ihnen Schiffbruch erlitt, konnten sich nur einige der schwarzen Sklaven ans Ufer retten.
Der Name Esmeraldas rührt übrigens nur von der schönen Grünfärbung des Meeres her, Edelsteine wurden hier noch keine gefunden.



„Chamanga – Pedernales – Cojimies 28.12.08

Wieder ohne Ende im Bus gesessen, dafür dann auch viel weniger erlebt als in Mompiche. Mit dem Bus raus aus Mompiche ging es nur auf die Hauptstraße, nach einstündigem Warten dann weiter nach Chamanga. Das ecuadorianische öffentliche Verkehrssystem hatte uns wieder...
Warum über Chamanga nichts in unserem Reiseführer steht, wurde klar, als wir dort ankamen: Ein kleines, hässliches und Örtchen, dessen Strand wir nicht zu Gesicht bekamen, da wir uns unverzüglich in den Bus weiter nach Pedernales setzten.
Doch auch dort war, selbst nach einem ausführlichen Stadtrundgang auf der Suche nach Essen, nichts ansehnliches zu finden, so dass wir uns nach kurzem Zwischenstopp in den für unser Budget zu teuren Cabanas „Coco Solo“ weiter nach Cojimies machten.
Nach einigem Suchen in diesem touristisch überhaupt nicht erschlossenen Örtchen fanden wir schließlich auch ein günstiges und sauberes Hostal direkt am Strand.
Der Strand hier ist sehr einsam, mit Muscheln bedeckt und ein wenig vermüllt.
Da auch der Strand touristisch nichts zu bieten hatte, beschränkten Paul und ich uns auf im Meer baden und mit einem Einheimischen unterhalten.
Einen spektakulären Sonnenuntergang, zahllose Mückenstiche und einige Runden Offiziersskat später, geht es jetzt wohl gleich ohne nächtliches Spektakel ins Bett...“

Verbindung zwischen Pedernales und Cojimies: Besteht mittlerweile in Form einer Schotterstraße. Befahren wird diese von kleinen Busetas, die starten, wenn sie voll sind, also etwa alle halbe Stunde. Verlangt wird Hitzebeständigkeit, Beschränkung auf minimalen Platz und Vertrauen in die Dachgepäckträger der scheinbar auch ohne Stoßdämpfer funktionierenden Busetas.
Kostenpunkt: 2 Dollar.



„Jama 29.12.08

Hier sind wir im Wild-West-Städtchen Ecuadors. Da hatte unser Reiseführer gar nicht so unrecht mit seiner Beschreibung, denn das hitzebrütende kleine Nest im ecuadorianischen Nirgendwo hat definitiv was von der Vorstellung des Europäers eines amerikanischen Goldgräberstädtchens aus dem 18. Jahrhundert. Hölzerne Balustraden und staubige Straßen bestimmen das Bild, fehlen eigentlich nur die vorbeipreschenden Cowboys. Angekommen gegen Mittag wurden wir recht schnell einer Bleibe fündig. Im „hostal azul“ nicht weit vom zentralen Dorfplatz entfernt nahm uns die mamita nach anfänglicher Skepsis und dem Abschreckangebot von $ 20/Nacht auf. Jetzt zahlen wir doch nur 10.
Die Habseligkeiten sicher im hostal untergebracht ging es im Mototaxi an den, mich persönlich an die Bretagne erinnernden Strand, der durch guten Wellengang und aufgewühltes Wasser glänzte. In abgelegenen, besonders in vollkommen untouristischen Gegenden ist es immer günstig, gab es – der Abwechslung halber – mal wieder Meeresfrüchte mit der obligatorischen Cerveza als Stärkung, nachdem wir den örtlichen Fischern dabei geholfen hatten, ihr Boot an Land zu ziehen.
Einige Runden Offiziersskat später, sowie um die Erkenntnis reicher, das Partys das Reisen zerstören, geht es wohl gleich ins Bett – Mückenstiche bringen Glück!“


„Canoa 30.12.08

Husten und Halsschmerzen im angehenden Surferparadies von Ecuador. So dramatisch krank bin ich dann doch nicht, aber ich hoffe, dass ich Sylvester doch noch genießen kann und morgen nicht flach liege.
Die Surfer werden hier noch vermisst, nicht aber die surftauglichen Wellen. Ansonsten ist Canoa der touristischste Ort bislang, kommt aber atmosphärisch nicht ganz an Mompiche heran. Dafür ist es hier vielleicht ein wenig zu touristisch und nicht mehr authentisch genug. Zudem sind weder Strand noch Wasser allzu großartig und über unser hostal verliert man besser nicht viele Worte...“

Canoa: Das kleine Örtchen unweit der Bucht von Caraquez, steht im Ruf in einigen Jahren das neue Montanita Ecuadors zu sein. Übersetzt nimmt der Tourismus, insbesondere der Alternativ- und Surfertourimus dort stark zu, was sich zum einen in den gebauten hostals und zum anderen in den Preisen niederschlägt.


„San Vicente – Bahía – Porto Viejo – Manta – Puerto Lopez 02.01.08

Rückblick:
Aus Ermangelung an Zeit und dem, meine Motivation nicht unbedingt erhöhenden, sich verschlimmernden Husten nicht zu Schreiben gekommen, deshalb kurzer Rückblick auf die vergangenen Tage:

31.12. Bahía de Caraquez
Da mein Husten sich weiter verschlimmert hatte und der 31. für den Arztbesuch deutlich geeigneter schien, als der für die Weiterreise verplante 01. machten wir uns auf Krankenhaussuche im nicht allzu weit entfernten Bahía. Zwar sollte unser Hostalbesitzen in Canoa angeblich auch Arzt sein, war aber nicht aufzufinden und zudem wenig vertrauenerweckend.
Angekommen in Bahía gab es dann die Gruppentherapie von 10 unbeschäftigten Notdienstärztinnen, die nach langer Diskussion, jedoch auch nur wieder beim Antibiotikum landeten.
Ansonsten stellte sich im Tourbüro heraus, dass am 01. touristisch in Bahía nichts zu machen ist, also fielen die „Isla Corazón“ und eventuelles Schnorcheln auch flach.
Der Sylvesterabend zurück in Canoa ließ deutlich zu wünschen übrig. Einige Leute auf der Straße, Feuer am Strand, jedoch wenig Party. So tranken wir uns das Ganze mit einigen Cocktails schön und pünktlich kurz vor Zwölf ging auch die Böllerei los, die anos viejos wurden verbrannt und drüber gehüpft.“

Ano viejo: Sowohl der Name für Sylvester, als auch für die Puppen aus Pappmaché, welche zum neuen Jahr gebastelt werden. Dieser Brauch stammt ursprünglich aus der Sierra, wird aber mittlerweile auch an der Küste praktiziert. So werden lebensgroße Puppen aus Papier und Kleidung gebaut, mit Kopf versehen und bekommen schließlich noch eine Tafel umgehangen, auf der einige Sprüche der betreffenden Person stehen.
Sinn dieses Brauches ist nämlich, eine Person darzustellen, über die sich im vergangenen Jahr besonders viel geärgert wurde. Um 12 wird die Puppe dann symbolisch verbrannt, damit das selbe im neuen Jahr nicht nochmal passiert.


„01.01. Reisetag nach Puerto Lopez

Wenig gibt es da zu berichten, außer, dass am 01. wenig Busse fahren. So kam es dann nach eklig versalzenen Panes de Yuca im ersten Bus zu einer $ 40 teuren Taxifahrt von Manta nach Puerto Lopez. Zum Ausgleich hatten wir immerhin die nette Gesellschaft von zwei Schweizerinnen, die jetzt hier im fantastischen hostal „Itâpoa“ gleich nebenan einquartiert sind.
Abgesehen davon haben wir gestern wenig gemacht, außer anzukommen, was zu essen und uns in Puerto Lopez umzuschauen. Erste Preisveranschlagung für die „Isla de la Plata“ waren $ 40 + Nationalparkgebühr, laut Juliane, die wir noch am Strand trafen, liegt der Preis aber wohl bei $ 35 + Gebühr.“

Censo und Gebühren: Als Freiwillige mit einem Aufenthalt von einem ganzen Jahr haben wir ja das Glück, uns einen Censo ausstellen zu lassen, was nichts anderes ist, als ein euadorianischer Personalausweis für Ausländer. Dieses Dokument bescheinigt einen Wohnsitz in Ecuador und der Besitzer muss behandelt werden, wie ein Einwohner. Das schlägt sich insbesondere auf Eintrittsgebühren nieder. So bezahlten Paul und ich als Nationalparkeintritt für sowohl die “Isla de la Plata” als auch den restlichen Park am Festland $ 5, während die Schweizerinnen nur für den Festlandeintritt jeweils $ 12 bezahlen mussten.


Puerto Lopez – Isla de la Plata 02.01.09

„Wie von Juliane erfahren, so umgesetzt, ging es heute für $ 35 mit dem Boot rüber zur „Isla de la Plata“, dem „Galapagos für Arme“. Nach der einstündigen Fahrt im Boot gemeinsam mit 15 anderen Touristen hatte die Insel selbst zunächst wenig zu bieten, auch der freundliche, hakennasige Pfadfinderführer konnte da wenig durch Erzählungen auflockern.
So bewunderten wir mit abnehmender Begeisterung Dutzende von Blaufußtölpeln mitsamt Kindern und die, sich leider außerhalb der Balzzeit befindenden Fregattvögel.
Die Rotfußtölpel ließen sich nicht blicken, ebenso war die Frage nach Albatrossen gleich zu Anfang abgeschmettert worden, da diese sich erst wieder ab April auf der Insel niederlassen. Der einsame Seehund der Insel war wohl auch auf Nahrungssuche und wollte sich partout nicht ablichten lassen, so dass wir recht schnell wieder aufs Boot zurückkehrten.
Hier jedoch bekamen wir die Möglichkeit, zunächst die großen Wasserschildkröten zu füttern und anschließend mit ihnen zu schnorcheln. Ich konnte unfassbar nah an die großen Amphibien heranschwimmen und bekam ganz nebenbei noch Clownsfische und zahlreiche andere bunte Fischarten zu sehen. Auch ein großer Kugelfisch ließ sich blicken, so dass ich voll für die eher triste Insel entschädigt wurde.
Der zweite Schnorchelspot hatte dagegen weniger zu bieten, neben dem ohnehin schon gesehenen waren nur kleine Korallenpopulationen zu bewundern. Zudem machte mir mein Husten, den ich großzügigerweise mittlerweile mit Paul teilte, im kalten Wasser zusätzlich zu schaffen.“


Montanita 04.01.09

„Bevor es nach Montanita ging hatten wir erst noch einen Tag in Puerto Lopez, den wir dazu nutzten, mit den Schweizerinnen die „Playa de los Frailes“ zu besuchen. Der „Mönchsstrand“ gehört laut einem Tourguide unter Berufung auf National Geographic zu den 10 schönsten Badestränden der Welt. Ob das so exakt stimmt, sei mal dahingestellt, er ist aber defintiv der schönste Strand Ecuadors bis jetzt.
Nach dem Strandbesuch gab es zunächst schlecht und wenig im Restaurant, dafür anschließend lecker und viel vom Früchtemarkt zu essen.
Nachdem wir uns von der Schweiz verabschiedet hatten ging es im Bus weiter nach Montanita.
Die Bustour war der Hammer!
Ein stetiges Auf-und-Ab im südamerikanischen Bus, der halb auseinanderfallend die Berge hinaufschnaufte, um anschließend im halsbrecherischem Tempo die Kuppe entlang zu rasen, von aus man fast nur Regenwald zu Gesicht bekam. Über die tropischen Bäume und das dichte Grün hinweg blitzte immer wieder das sich spiegelnde Abendrot der letzten Sonne im Meer herüber.
Von der Sonne im Osten begleitet kamen wir bald in Montanita an, das mit Touristen schier überlaufen war. Das war dann auch der Grund, warum Paul und ich in der teuersten „habitación“ der ganzen Reise zusammen in einem Ehebett schlafen mussten.
Auch der Abend selbst war kein großer Erfolg, da Montanita mehr zum durch-die-Gassen-schlendern geeignet schien, um die großartige Atmosphäre zu genießen, und weniger um Party zu machen. Die Atmosphäre jedoch ist wirklich genial!
Die bis zu 5-stöckigen Bambushäuser auf beiden Seiten, in einem Strom alternativer Surfer und Guayaquil-Urlauber an der von rhythmischen Trommeln geprägten Straßenmusik vorbeizutreiben, war ein super Erlebnis. Dazu gab es noch ein „Club“ - wohlgemerkt aus der großen Flasche. Der Abend endete dennoch relativ früh und nach einigem Stunden schlechten Schlaf ging es nach ausgiebigstem Frühstück an den Strand.
Dort gab es jedoch außer den teilweise wirklich guten Surfern kaum etwas zu bewundern, auch der Strand selbst war nach „Los Frailes“ eher mau.
So kletterten wir noch auf eine Landspitze, ließen uns von der Brandung duschen und werden uns gleich auf den Weg zum angeblichen „Betonstrand“ von Salinas machen.“


Salinas 04.01.09

„Rückblickend ein super Tag, da zu der europäischen Strandpromenade auch noch hervorragende Beachvolleyballspiele und eine günstige „habitación“ hinzukamen.
Aber von vorne: Angekommen in Salinas nach hitzegeprägter Busgurkerei im angeblichen „Betonloch“ der Küste suchten wir zunächst eine ordentliche Unterkunft. Die einladend Aussehenden waren jedoch altbekannt zu teuer und so verschlug es uns letztendlich vor einen alten, niedrigen Bau, der mit der doppelten Vergitterung an Garten und Tür mehr an Gefängnis als an hostal erinnerte.
Innen jedoch lockten Landheimflair und billiger Preis, so dass wir kurzerhand mit der freundlichen Besitzerin einschlugen. Diese war ganz besonders begeistert davon, dass ihr hostal sogar im „Feser“ eingetragen ist und erzählte uns kurzerhand einige Storys aus der gerade vergangenen Hochsaison.
Nach einer Stranderkundung, die militärisch eingeschränkt wurde kamen wir zu einem hervorragenden, wenn auch niedrigen Beachvolleyballfeld, an dem gegen die voll im Training stehenden Ecuadorianer jedoch wenig zu gewinnen war.
Dafür waren die Leute alle cool drauf und es ging noch ins beste und leckerste Restaurant der ganzen Reise: Bella Italia in Salinas mit den – bis jetzt – besten Pizzen Ecuador.“


Playas 05.01.09

„Angekommen in Playas fanden wir nach erstaunlich kurzem Suchen eine auf den ersten Blick als perfekte Unterkunft erscheinende Bleibe, mit die billigste der ganzen Reise, und verbrachten einen Großteil des Tages mit Unterhaltungen am Strand. Mit der langen Strandwanderung abschließend, die uns an einen der schönsten bebauten Plätze der ecuadorianischen Küste brachte, genossen wir auch noch den letzten Sonnenuntergang unserer Reise. Unterhalb von wunderschönen Villen mit gepflegten Gärten und Palmen hinter dem Haus führte uns der kilometerlange Strand schließlich an eine einsame Landzunge, deren Steilklippe natürlich noch bestiegen wurde, um das letzte Sonnenuntergangsfotoshootin abzuhalten.
Morgen geht es dann voraussichtlich noch zum letzten Mal ins Meer, zum letzten Mal an den unspektakulären Strand von Playas, danach ins Internet und schließlich weiter nach Guayaquil.
Dann muss ich mir noch die Fotos von Paul besorgen, auch wenn das bestimmt hunderte von Blaufußtölpeln beinhaltet, da ich meine eigene Kamera fast überhaupt nicht benutzt habe. In Guayaquil treffe ich hoffentlich nochmal mit der Schweiz zusammen, sonst muss ich die Tage bis zur Weiterreise nach Cuenca allein totschlagen...“

Zahlen, Daten, Fakten

Reisetage _______________________________ 11
Zurückgelegte Strecke (ca.)______________ 800 km
Genutzte Fahrzeuge ______________________ 33
Gesamttransportkosten ___________________ $ 60,15
Transportkosten im Schnitt ______________ $ 5,46
Gesamtkosten Unterkunft _________________ $ 83,50
Kosten Unterkunft im Schnitt ____________ $ 7,60
Gesamtkosten Verpflegung ________________ $ 88,90
Kosten Verpflegung im Schnitt ___________ $ 8,08

Gesamtkosten Urlaub _____________________ $ 308,80
Gesamtkosten Urlaub im Schnitt __________ $ 28,07

Gesamtkosten Urlaub in € ________________ 220,00 €
Gesamtkosten Urlaub in € im Schnitt _____ 20,00 €

Weihnachten in Ecuador

Jetzt wo der ganze Trubel vorbei ist, mache ich mal einen Rundumschlag zum Thema Weihnachten in Ecuador.
Wie schon oft gesagt und immer wieder betont, sowie an den Erfahrungen anderer Volunteers verifiziert, kann man hier in Ecuador absolut keine Weihnachtsstimmung empfinden. Das beginnt schon mit dem Weihnachtsbaum, der so unfassbar mit Kitsch vollgehangen ist, dass es schier zum Weglaufen ist, geht weiter bei mit Lichternetzen geschmückten Palmen, die lautstark spanische Weinachtslieder piepen und hört selbst bei eben diesen Weihnachtslieder auf, die sich überhaupt nicht weihnachtlich anhören. Man höre sich nur mal die „Belen“ an...
Das Ganze könnte man vielleicht noch mit etwas Selbstbetrug übersehen, wenn wenigstens das Wetter mitspielen würde. Aber bei strahlendem Sonnenschein, in T-Shirt den Schweiß auf der Stirn – Tut mir Leid, das ist alles, aber nicht Weihnachten.

Dem entgegen stehen jedoch die zahlreichen Traditionen, die hier zelebriert werden. Insgesamt ist Weihnachten viel chaotischer aber viel geplanter als in Deutschland. Was sich nach Gegensatz anhört, schaffen die Ecuadorianer folgendermaßen:
Jeder weiß was gemacht werden muss und allen ist bekannt, wann man sich wo mit wem trifft, aber mit der unfassbaren Verplantheit, die hier so gut wie jeder an den Tag legt, wird aus diesem Wissen heraus nicht geplant oder vorbereitet, sondern alles kommt, wie es eben kommt.
Zwei Minuten bevor die Messe in der 10 Minuten entfernten Kirche beginnt, wird auf einmal ein furchtbarer Stress geschoben, noch angefangen sich zu duschen und umzuziehen, was meistens alles nur halb umgesetzt wird, um dann eben noch das Abendmahl in der Kirche mitzunehmen und wieder nach Hause zu gehen.
Ebenso im colegio.
Das jeder Kurs eine Novena, also ein Krippenspiel vorführen muss, ist eigentlich das ganze Jahr über bekannt. Doch die Vorbereitungen beginnen bei den gut organisierten Lehrern eine Woche vorher, Diego auf der anderen Seite wollte mit einem Kurs und unserer Hilfe ein Lied einstudieren und kam mit der Idee exakt einen Tag vor der Vorführung an.

Das Weihnachtsfest in der Familie dagegen war, abgesehen von der vollkommen der Wahrheit entsprechenden „hora ecuatoriana“, regelrecht geplant und vorbereitet. Da waren die Frauen für Essen eingeteilt, die Männer fuhren die obligatorische Cerveza kaufen und bereiteten die Räumlichkeiten vor und – man vermag es kaum zu glauben – am Ende hatten wir einen hergerichteten Raum, genug zu essen und zu trinken und konnten ohne weitere Umstände Weihnachten feiern. Das jedoch lief ganz anders ab, als zu hause, nämlich am Nachmittag. Auch das die ganze Familie sich an nur einem Tag versammelt war mir neu - selbst der Onkel aus Peru war gekommen - dann gab es die obligatorischen Ansprachen, die an Weihnachten jedoch auf die gesamte erwachsene Familie ausgedehnt werden, in denen hauptsächlich Gott gepriesen wurde und schließlich mussten sich die Kinder ihre Weihnachtssüßsigkeiten noch durch vorgetragene Lieder verdienen. Die Aufforderung, auf Deutsch ein Weihnachtslied zu singen, musste ich jedoch leider ablehnen.
Anschließend wurde gegessen bis zum Umfallen und schließlich von Blanca, der guten Weihnachtsfee, die Geschenke verteilt. Hierbei beschränkten sich die Geschenke für die Erwachsenen jedoch auf Grußkarten, eventuell mit etwas Geld, die Kinder wurden dagegen jedoch mit Spielzeug überschüttet.

Nach der Bescherung wurde die Zeit mit Tanzen, Trinken, Tanzwettbewerben und Kinderspielen totgeschlagen - Wobei die Kinder aber nicht mitspielen durften. So war die Attraktion des Tages die „Reise nach Jerusalem“, die jedoch gänzlich ohne Regeln gespielt wurden und ich vermute, dass ich verloren habe, weil ich mich nach dem Ausscheiden nicht einfach nochmal unter die Spielenden gemischt habe.
Abgeschlossen und beendet wurde die Weihnachtsfeier der Lucanos, der Familie väterlicherseits, dann mit einem Fußballspiel, bei dem sich tio Pedro den Miniskus zerstörte und wir deshalb zu Volleyball übergingen.

Nachdem die ganze Sippe wieder verschwunden war, machten wir uns zum anderen Teil der Familie, zu den Eltern von Maria auf. Hier erwarteten uns nur die beiden Großeltern, nachdem aber der von abuelito Paco selbstgepanschte Honigschnaps auf dem Tisch aufgetaucht war, wurde auch diese Runde zunehmend lustiger und länger, was mir das Aufwachen erschweren sollte, da ich mich am nächsten Tag mit meinen Cousinen zum Besuch der „Casa del Terror“ verabredet hatte...