Mittwoch, 14. Januar 2009

Einsamer Reisebericht

Nachdem Paul sich am Abend der Ankunft in Guayaquil auch schon verabschiedete und nach erfolgter hostal-Suche in den Bus zurück nach Quito setzte, blieben mir noch einige Tage, um mir Guayaquil anzuschauen und noch einmal ins schöne Cuenca zurückzukehren.
Doch schon die Suche nach einem guten und vor allem günstigen hostal in Guayaquil war schon ein Abenteuer. Zu zweit irrten wir eine Zeit lang durch die Straßen der größten Stadt Ecuadors, fanden jedoch im ganzen touristischen Viertel nur ein hostal im preislichen Rahmen, dass aber vom Zimmer her einiges zu wünschen übrig ließ.
Ratlos fragten wir schließlich bei Passanten nach, die uns jedoch nicht helfen konnten, bis wir auf Felipe trafen. Felipe, Guayaquileno von geschätzten 60 Jahren und Sicherheitschef des Rathauses, lud uns kurzerhand ins Auto und brachte uns ins hostal gegenüber seines Hauses. Dort kam ich dann auch gut unter und Paul konnte sich unbesorgt auf den Heimweg machen.
Den Abend verbrachte ich mit einigen Cervezitas bei Felipe und ließ mich touristisch beraten. Das Gespräch mündete aber schon bald in eine politische Diskussion, wobei mal wieder die Antipathie zwischen Guayaquil und dem Rest Ecuadors deutlich wurde. Abgeschlossen wurde der Abend mit der Einladung, doch am nächsten Tag im Rathaus vorbeizukommen, damit Felipe mir Guayaquil zeigen könnte.

Den nächsten Tag verbrachte ich trotz Einladung größtenteils allein und marschierte strammen Schrittes die Sehenswürdigkeiten Guayaquils ab. Persönliches Highlight definitiv „Las Penas“ und der „Parque Iguana“. Zunächst etwas unsicher, da doch viele Geschichten über die Sicherheitslage der Stadt die Runde machten, doch durch die vielen Sicherheitskräfte überall beruhigt, gab es viele Kirchen, den Zentralfriedhof, Malecón und das Künstlerviertel „Las Penas“ zu sehen, unterbrochen von historischen Denkmälern und dem Feuerwehrmuseum.
Auch der „Palacio de Cristal“, erbaut von Gustave Eiffel höchstpersönlich, wurde besichtigt, konnte mich jedoch nicht allzu sehr begeistern.
Als ich schließlich erschöpft von einem langen Besichtigungstag am Rathaus Felipe traf, hatte der jedoch wenig Mitleid mit mir und schickte mich in Begleitung eines seiner Sicherheitsmänner direkt weiter zu einem Museum. Angekommen wurde ich zunächst der Sicherheitschefin vorgestellt und bekam dann noch die persönliche Einzelführung auf Englisch vom angestellten Guayaquilhistoriker. Neben den Informationen über die Christianisierung Ecuadors bekam ich auch hier wieder Einblicke in den Widerstreit insbesondere zwischen Quito und Guayaquil, was besonders darin deutlich wurde, dass die Guayaquilenos den offiziellen Unabhängigkeitstag Ecuadors nicht anerkennen wollen.
Begeistert von der Information, dass sein Name – Wilhelm – an zwei deutsche Kaiser angelehnt ist verabschiedete ich mich schließlich von meinem sympathischen Führer, der mir zwar unbewusst mehr über Ecuador beigebracht hatte, als über Geschichte, worüber ich aber auch ganz froh war.
Am Abend ging es dann noch mit Felipe Essen, worauf auch schon der Abschied folgte, gepaart mit der Einladung, doch bald wieder nach Guayaquil zu kommen, am besten am Wochenende, damit er mir noch mehr seiner Heimatstadt zeigen könnte.

Am nächsten Tag ging es für mich auch schon weiter nach Cuenca, wo ich das Wochenende in der Gesellschaft der zu den „fiestas de Cuenca“ kennengelernten Ecuadorianern verbrachte. Aueßrdem holte ich die Stadtrundfahrt im kabelgefährdeten Touribus nach und besuchte den „mirador“, also den Aussichtspunkt Cuencas. Von dort gab es die ganze schöne und an Spanien erinnernde Stadt von oben zu bewundern, das Bild immer geprägt von der gigantischen „catedral nuevo“, erbaut von – aufgepasst – einem Schwaben.
Neben dem Besuch der heißen Quellen von Cuenca ging es zu den Cascadas von Girón, die doch um einiges beeindruckender waren, als die eher klein geratenen Wasserfälle in Mindo.
Nach diesem Wochenende war aber auch genug mit der Reiserei und auch wenn ich die Reise ungern hinter mir ließ, war ich doch auch froh schließlich wieder daheim anzukommen, in einen geregelten Tagesablauf mit dem guten alten Colegio ohne aus der Reisetasche leben zu müssen...

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