Dienstag, 13. Januar 2009

Weihnachten in Ecuador

Jetzt wo der ganze Trubel vorbei ist, mache ich mal einen Rundumschlag zum Thema Weihnachten in Ecuador.
Wie schon oft gesagt und immer wieder betont, sowie an den Erfahrungen anderer Volunteers verifiziert, kann man hier in Ecuador absolut keine Weihnachtsstimmung empfinden. Das beginnt schon mit dem Weihnachtsbaum, der so unfassbar mit Kitsch vollgehangen ist, dass es schier zum Weglaufen ist, geht weiter bei mit Lichternetzen geschmückten Palmen, die lautstark spanische Weinachtslieder piepen und hört selbst bei eben diesen Weihnachtslieder auf, die sich überhaupt nicht weihnachtlich anhören. Man höre sich nur mal die „Belen“ an...
Das Ganze könnte man vielleicht noch mit etwas Selbstbetrug übersehen, wenn wenigstens das Wetter mitspielen würde. Aber bei strahlendem Sonnenschein, in T-Shirt den Schweiß auf der Stirn – Tut mir Leid, das ist alles, aber nicht Weihnachten.

Dem entgegen stehen jedoch die zahlreichen Traditionen, die hier zelebriert werden. Insgesamt ist Weihnachten viel chaotischer aber viel geplanter als in Deutschland. Was sich nach Gegensatz anhört, schaffen die Ecuadorianer folgendermaßen:
Jeder weiß was gemacht werden muss und allen ist bekannt, wann man sich wo mit wem trifft, aber mit der unfassbaren Verplantheit, die hier so gut wie jeder an den Tag legt, wird aus diesem Wissen heraus nicht geplant oder vorbereitet, sondern alles kommt, wie es eben kommt.
Zwei Minuten bevor die Messe in der 10 Minuten entfernten Kirche beginnt, wird auf einmal ein furchtbarer Stress geschoben, noch angefangen sich zu duschen und umzuziehen, was meistens alles nur halb umgesetzt wird, um dann eben noch das Abendmahl in der Kirche mitzunehmen und wieder nach Hause zu gehen.
Ebenso im colegio.
Das jeder Kurs eine Novena, also ein Krippenspiel vorführen muss, ist eigentlich das ganze Jahr über bekannt. Doch die Vorbereitungen beginnen bei den gut organisierten Lehrern eine Woche vorher, Diego auf der anderen Seite wollte mit einem Kurs und unserer Hilfe ein Lied einstudieren und kam mit der Idee exakt einen Tag vor der Vorführung an.

Das Weihnachtsfest in der Familie dagegen war, abgesehen von der vollkommen der Wahrheit entsprechenden „hora ecuatoriana“, regelrecht geplant und vorbereitet. Da waren die Frauen für Essen eingeteilt, die Männer fuhren die obligatorische Cerveza kaufen und bereiteten die Räumlichkeiten vor und – man vermag es kaum zu glauben – am Ende hatten wir einen hergerichteten Raum, genug zu essen und zu trinken und konnten ohne weitere Umstände Weihnachten feiern. Das jedoch lief ganz anders ab, als zu hause, nämlich am Nachmittag. Auch das die ganze Familie sich an nur einem Tag versammelt war mir neu - selbst der Onkel aus Peru war gekommen - dann gab es die obligatorischen Ansprachen, die an Weihnachten jedoch auf die gesamte erwachsene Familie ausgedehnt werden, in denen hauptsächlich Gott gepriesen wurde und schließlich mussten sich die Kinder ihre Weihnachtssüßsigkeiten noch durch vorgetragene Lieder verdienen. Die Aufforderung, auf Deutsch ein Weihnachtslied zu singen, musste ich jedoch leider ablehnen.
Anschließend wurde gegessen bis zum Umfallen und schließlich von Blanca, der guten Weihnachtsfee, die Geschenke verteilt. Hierbei beschränkten sich die Geschenke für die Erwachsenen jedoch auf Grußkarten, eventuell mit etwas Geld, die Kinder wurden dagegen jedoch mit Spielzeug überschüttet.

Nach der Bescherung wurde die Zeit mit Tanzen, Trinken, Tanzwettbewerben und Kinderspielen totgeschlagen - Wobei die Kinder aber nicht mitspielen durften. So war die Attraktion des Tages die „Reise nach Jerusalem“, die jedoch gänzlich ohne Regeln gespielt wurden und ich vermute, dass ich verloren habe, weil ich mich nach dem Ausscheiden nicht einfach nochmal unter die Spielenden gemischt habe.
Abgeschlossen und beendet wurde die Weihnachtsfeier der Lucanos, der Familie väterlicherseits, dann mit einem Fußballspiel, bei dem sich tio Pedro den Miniskus zerstörte und wir deshalb zu Volleyball übergingen.

Nachdem die ganze Sippe wieder verschwunden war, machten wir uns zum anderen Teil der Familie, zu den Eltern von Maria auf. Hier erwarteten uns nur die beiden Großeltern, nachdem aber der von abuelito Paco selbstgepanschte Honigschnaps auf dem Tisch aufgetaucht war, wurde auch diese Runde zunehmend lustiger und länger, was mir das Aufwachen erschweren sollte, da ich mich am nächsten Tag mit meinen Cousinen zum Besuch der „Casa del Terror“ verabredet hatte...

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