Dienstag, 11. November 2008

Que bonita es ... Cuenca!

Und schön war es in Cuenca, unserem letzten Reiseziel auf der Ecuador-Entdeckungstour.
Nach zehn Stunden Schlaf im luxuriösen Nachtbus der Panamericana, der neben unendlicher Beinfreiheit auch mit Getränkeservice aufzuwarten hatte, wachten wir in einer kleinen Nebenstraße Cuencas am Panamericana-Terminal auf.
Beim Aussteigen durften wir gleich bewundern, was den ganzen Aufenthalt in der Stadt prägen sollte: Sauberkeit!
Keine auf der Straße verteilten Müllhaufen, weder die in Quito allgegenwärtigen Müllsäcke am Straßenrand, noch mit leeren Plastikflaschen verzierte Gossen. Einfach schön!

Cuenca: Die, nach Aussagen der Cuencanos, schönste Stadt Ecuadors mit den schönsten Frauen und dem höchsten Lebensstil im ganzen Land feiert jährlich am 3. November ihre Unabhängigkeit, die sie 1820 von Spanien deklarierte. Interessante Anekdote für Deutsche: Die „Nueva Catedral“, einst als größte Kathedrale Südamerikas geplant, wurde von dem schwäbischen Architekten Dächinger geplant und erbaut.

Da wir anlässlich der „Fiestas de Cuenca“ , der Feierlichkeiten des Unabhängigkeitstages von Cuenca in diese Stadt gekommen waren, waren nicht nur alle Zimmer gnadenlos ausgebucht, sondern die wenigen freien auch noch hoffnungslos überteuert. Doch mit der von Quito aus erledigten Organisation konnten wir dann zu fünft in einem Fünfer-Zimmer unterkommen – Für den doppelten Preis.
Aber immerhin hatten wir so eine Bleibe in der Altstadt und konnten alle interessanten Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen. Dahingehend ließen wir uns auch nicht lumpen, besuchten Museen und Kirchen, wobei die „Nueva Catedral“ und das Sombreromuseum die Höhepunkte darstellten.
Die Kathedrale ist einfach nur beeindruckend gigantisch, an der höchsten Stelle 65 Meter hoch, erfrischend schlicht eingerichtet und lässt so das überladene Ambiente der Kirchen dieser Zeit angenehmerweise gänzlich vermissen. Hier finden sich bei jedem Besuch die traditionell-katholischen Cuencanos beim Gebet, teils still versunken, teils mit Gesängen ihre eigene Messe ohne Priester abhaltend. Einer der Pater verlor jedoch selbst in dieser ehrfürchtigen Atmosphäre seinen Humor nicht:
Ein Schild weist darauf hin, das Handy auszuschalten, GOTT will mit dir reden!

Im Sombreromuseum dagegen wurde die Herstellung der als Panamahüte bekannten Jipi-Japas veranschaulicht und nebenbei natürlich auch fleißig verkauft. Obwohl ich meinen schönen Hut in Otavalo erstandenen Hut auf der Ibarrafahrt verloren hatte, habe ich mir in Cuenca keinen neuen gekauft. Den verlier ich eh wieder...
Außerdem komme ich ja nochmal wieder.
Abgerundet wurde diese Sombrerotour durch den Besuch des „Casa del Sombrero“, in dem wir nicht nur die teuersten und feinsten „Sombreros Superfinos“ bewundern durften, sondern auch darauf hofften den berühmten Hutmeister Alberto Pulla zu treffen. Leider vergeblich, da er gerade geschäftlich unterwegs war.

Panamahüte, Jipi-Japas oder Superfinos: Der irrtümlicherweise als Panamahut bekannt gewordene Superfino stammt aus und wird bis heute nur in Ecuador produziert. Die Pflanze, deren Fasern zur Herstellung der feinen Hüte benötigt werden, wächst nur in Ecuador und die Versuche, aus den Fasern einer verwandten Pflanze in Mexiko ähnliche Hüte herzustellen, sind bislang von wenig Erfolg gekrönt. Je nach Qualität des Hutes werden Wochen bis Monate veranschlagt um den Hut herzustellen. Dabei gilt: Umso schmaler die verwendeten Fasern, desto hochwertiger der Sombrero. Der Maestro Alberto Pulla stellt Hüte her, die so dicht und fein gewebt sind, dass sie nicht nur wasserdicht sind, sondern auch durch einen Fingerring gezogen werden können, ohne ihre Form zu verlieren. Diese Kunstfertigkeit bezahlte Pulla jedoch mit seiner Stimme: Durch die Dämpfe der Chemikalien zur Flexibilisierung der Hutfasern ausgelöster Krebs zerfraß einst seinen Kehlkopf.

Neben den abendlichen Entdeckungstouren, die uns nicht nur bestätigten, dass Cuenca definitiv zu den teuersten Städten Ecuadors gehört, sondern auch zeigten, dass sich das cuencanische Nachtleben definitiv sehen lassen kann, sahen wir uns auch traditionelle Feierlichkeiten an.
So gab es am Montag einen Umzug zu sehen, bei dem auch althergebrachte Volkstänze aufgeführt wurden, wobei es augenscheinlich hauptsächlich darum zu gehen schien, den Hut kunstvoll durch die Gegend zu schwingen.
Auch abends waren neben Livebands und Feuerwerk auch Radrennen zu bestaunen, wobei sich Cuenca mehr für das Radrennen als die eigentlichen Feierlichkeiten zu interessieren schien.

Einen kleinen Schock mit ecuadorianischem Erlebnis hatte ich schließlich noch im Taxi. Mit cuencanischem Anhang im Taxi Richtung Friedhof unterwegs, um Colada Morada anlässlich des Totensonntags zu probieren, schnitt unser Taxista einem heranbrausenden Pizzaauslieferer auf seinem Motorrad den Weg ab. Einen Knall und eine tiefe Delle in der Seitentür später sprangen wir alle – glücklicherweise unverletzt – aus dem Taxi um nach dem Motorradfahrer zu schauen.
Auch ihm war nichts passiert, als dies jedoch sichergestellt war, begann der Taxifahrer ihn zu beschuldigen und zu fordern, seine Tür zu bezahlen.
Als dies jedoch keinen Erfolg zeigte – immerhin war das Taxi links von der Vorfahrtstraße abgebogen ohne das Motorrad zu beachten – setzte sich der Taxifahrer kurzerhand in sein Auto und brauste davon. Ohne Name, Adresse oder Nummernschild zu hinterlassen.
Von diesem Verhalten geschockt ließ ich mich kurzerhand in das Auto eines Kolumbianers dirigieren, der angehalten hatte und so freundlich war, uns zur nächsten Colada Morada zu fahren...

Totensonntag: In Ecuador lebt der Brauch, anlässlich des Totensonntages Colada Morada und Guaguas de Pan zu machen. Dieses dickflüssige Getränk aus allerlei Früchten und von Unmengen Brombeeren violett gefärbt wird mit den Guaguas, unseren Stutenmännern nicht unähnlich, auf dem Friedhof den Toten dargebracht und anschließend verzehrt. Ein leckerer Brauch!

Nach all den Feierlichkeiten und Festivitäten, Besichtigungen und Sehenswürdigkeiten ging es dann Montag Nacht wieder Richtung heimatliches Quito. In einem bei weitem nicht mehr so komfortablen, aber ausreichendem Bus ging es über Nacht wieder zurück.
Mit der festen Entschlossenheit, ins schöne Cuenca zurückzukehren und einer handfesten Erkältung kam ich schließlich Dienstagmorgen wieder in meiner Familie in Lumbisi an...

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