Freitag, 26. Dezember 2008

Ferien auf dem Bauernhof

Wie schon Anfang Dezember abgemacht, wollten wir Freiwilligen alle unseren verlorenen Sohn Paul auf der Farm in Tabacundo besuchen. Tabacundo liegt ein ganzes Stück außerhalb von Quito, Luftlinie zwar maximal 50 km, dank der unfassbar ungünstigen Busverbindungen jedoch geschätzte 2 Stunden und gefühlte Ewigkeiten entfernt.
Da Paul für meinen Geburtstag ohnehin nach Quito gekommen war, hatten wir einen verlässlichen Busguide, auch wenn wir eine neue Busroute ausprobierten, die selbst Paul noch nicht bekannt war.
Angeblich kürzer erwies sich der Weg über „El Quinche“ dann doch als länger und nach einigem Warten an diversen Straßen und einem freundlichen Otavalobus, der uns schließlich doch noch mitnahm, kamen wir an der Farm an.
Zumindest an der Abzweigung der Straße, von der nur ein autotauglicher Feldweg und ein schmaler Fußpfad zur Farm hinunterführte.
5 Minuten Fußmarsch durch den dichten Eukalyptuswald später hatten wir dann endlich dieses abgelegene Stück Erde erreicht. Von den ehemalig angekündigten Freiwilligen war letztendlich doch nur Jakob mitgekommen und so erhofften wir drei uns in der guten alten Zivibesetzung ein ruhiges Wochenende machen zu können.
Das wurde jedoch gänzlich enttäuscht, als wir durch den Garten der hazienda stapften, denn vor uns breitete sich ein ganzer Schulausflug aus. Ein Dutzend Busse hatte die Schüler aus Quito hergebracht und hier in der freien Natur wurde jetzt ausgiebig Weihnachten gefeiert. Mit discomovil und allem Drum und Dran.

Doch wir ließen uns davon nicht weiter stören und uns die Farm von Paul zeigen.
Von den Meerschweinchenställen über das Freigehege der Hühner mit ihrem kämpferischen Hahn ging es vorbei an burro, dem Esel zum Prachtstück der granja und Pauls ganzem Stolz: Dem Gemüsegarten.
Hier kultiviert Paul mit den anderen Freiwilligen – wenn denn man Arbeitswillige dabei sind – sämtliches erdenkliches Gemüse, sowie Brombeeren. Dabei haben sich da ein paar schlaue Köpfe einige Gedanken gemacht, durften wir doch ökologisch verträgliche Verbesserungen der Arbeit auf dem Bauernhof bewundern. Da wurden die herumscharrenden Küken zum Beet-Umgraben benutzt und Kartoffelpflanzen in Fässern gezüchtet, um den Ertrag zu steigern. Außerdem kamen wir in den Genuss des Wissens um „gute“ und „schlechte“ Scheiße, sowie, dass Pilze nur auf Esel- und Pferdedung wachsen.
Dahingehend intellektuell gesättigt konnten wir uns schließlich mit den mitgebrachten oder selbstgeernteten Zutaten in einer Kochorgie auslassen und die leeren Mägen füllen.
Im Anschluss daran wurde mal wieder deutsches Kulturgut verbreitet, wenn auch nur unter Deutschen. Denn Jakob ließ einen erschreckenden Mangel an Skatkenntnissen erkennen, den Paul und ich alsbald behoben, wenn auch selbst Paul noch nie was von „Omma“, „Flöte“ oder „mauern“ gehört hatte.


Am nächsten Tag klingelte schon früh der Wecker bzw. kam Papa Paule ins Zimmer getrampelt, um die verschlafenen Städter auf die Beine zu bringen. Denn wir hatten uns für den Sonntag einen Trip zur Cuicocha-Kraterlagune vorgenommen.
Nach einem Frühstück aus Rührei von eigenen Hühnern und Milch, kaum älter als zwei Stunden, ging es dann der Abwechslung halber wieder mit dem Bus los. Kurzer Umstieg in Otavalo, dann in Quiroga mit der Camioneta rauf zur Lagune.
Wir genossen den beeindruckenden Blick auf den Meerschweinchen-See mit seinen zwei Inseln, auch wenn das Wetter mit Nieselregen und kühlem Wind nicht so recht mitspielen wollte. Bei den geschätzten 15 Grad konnte sich dann auch keiner von uns zu einem Bad im kalten Bergwasser hinreißen lassen, auch wenn es verlockend klar und still war.
Von der Lagune machten Jakob und ich uns direkt wieder auf den Heimweg, der Montag sollte wieder Arbeit bringen, Paul dagegen kehrte auf seine Farm zurück.
Doch schon kurz nach Weihnachten wird es wieder weitergehen, auf zur Küste, die „ruta del sol“ ruft!

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