Mittwoch, 3. Dezember 2008

Adventskalender und Fußball

Mit der kräftigen Bastelhilfe meiner kleinen Cousine und meiner Gasteltern wird hier in Ecuador eifrig die deutsche Kultur verbreitet. Denn als auf die Frage, ob man hier denn Adventskalender kennen würde nur ein unverständliches Nein geantwortet wurde, fasste ich kurz entschlossen den Plan, einen Adventskalender für meine Gastgeschwister zu bauen.
Also ging es auf in den SuperPaco, Schreibwarenladen meines Vertrauens, und mit Tonpapier, Geschenkband und Schere beladen, sowie drei Kilo Süßigkeiten im Gepäck ging es an die Arbeit.

Der Entwurf für ein selbstgebasteltes Geschenk war schnell gemacht, Dank an die Geometriestunden beim guten alten Otti. Einige Stunden Arbeit, zahllose Klebereien und 24 Schleifen mit Geschenkband später konnte ich stolz den ersten Adventskalender meines Lebens aufhängen und die Nummer Eins mit Schokolade bestücken.
Nur eins steht fest: Der nächste Adventskalender in meinem Leben wird gekauft.

Die hintergründige Absicht hinter dem Bau war ursprünglich, den beiden Kindern beizubringen zu teilen – Immerhin gibt’s nur einen Kalender für beide. Da gabs aber heute schon einen herben Rückschlag. Nicole konnte natürlich nicht abwarten, bis der kleine Mattheo das Geschenk geöffnet hatte, sondern riss ihm alles aus der Hand und das Geschenk mit einem Ruck auf...
Es gibt Momente, da könnte man Kinder schlagen.
Aber da das ja auch nicht weiterhilft, auch wenn es in diesem Moment äußerst befriedigend ist, habe ich ihr nochmal das Prinzip des Kalenders erklärt. Alles wartet gespannt auf ihr Verhalten am Vierten.


Aber genug vom Frustrierenden. (Anmerkung: Maria findet Konsequenzen für ihre Kinder, wenn sie was Schlechtes machen – Sollte da Etwas in Bewegung geraten sein?)
Denn ich war mit Jose Luis aus dem Colegio bei dem Spiel des ecuadorianischen Fußballjahres.
„La Liga“ vs. „Deportivo Quito“ auch die „Preservativos“ gegen „Chiquito Quito“ genannt.
Mit Jose Luis und einem anderen Freund auf der Tribüne der Quitenos schauten wir uns mit dem guten Pilsener in der Hand das Spiel an. Das prall gefüllte Stadion sorgte von Anfang an für eine unglaubliche Stimmung, das „Quito Corazon“ der Blauroten wurde mit weißem „Liga Campeon!“ beantwortet, es regnete gelbe Karten auf dem Spielfeld, auch wenn (vollkommen unnormal hier) kein einziger Spieler vom Platz flog.

„Liga“ spielte technisch besser, bekam seine Chancen und einen Elfmeter verweigert. Doch als Quito das erste Tor schoss, standen die Liguillas verzweifelt auf dem Platz und meine Tribüne auf dem Kopf. Girlanden und Konfetti flogen auf das Spielfeld, es regnete Bier und im allgemeinen Freudentaumel umarmte sich feiernd die ganze Tribüne.
Als kurze Zeit später auch noch das zweite Tor für die academia fiel antworteten die Fans der Liga nicht mehr auf das höhnische „Y dale, dale, dale Quito, dale!“ der Quitenos, sondern begannen das Stadion zu verlassen.
Alles in allem eine riesige Fußballfeier im Stadion, die auch nach dem Spiel durchweg friedlich ablief.
Als ich am nächsten Tag Diego – Ligafan - nach dem Spiel fragte, winkte der nur mit einem gequälten Gesicht ab. Nach diesem Spiel ist Quito fast Meister des Jahres 2008.

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