Sonntag, 7. September 2008

Eine Woche im Buen Pastor

Die erste "Arbeitswoche" in meiner Schule ist vorbei und ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit hier in Ecuador.
Nach der Willkommens- und Einführungsobligatorik, die hauptsächlich aus der Eröffnungszeremonie der Schule (bei der ich prompt meinen Einsatz Aufzustehen verpasste) und zahlreichen Gesprächen mit dem Englischlehrer Diego, der jetzt für das nächste Jahr mein Mentor an der Schule sein wird, bestand, ging meine Arbeit dann auch schon los.

Diese Arbeit bestand zu Anfang nur aus dem Mitlaufen mit Diego, Vorstellen auf Spanisch und anschließend kleineren Hilfsdiensten, wie Ausprache korrigieren und ein wenig Aufpassen.
Das änderte sich jedoch, als sich Diego in einer Pause "Gimme five minutes!" mit seinem Handy entschuldigte, aber nach Ende der Pause weit und breit nirgendwo zu finden war. So ging ich kurz entschlossen allein in die Klasse, in der wir Unterricht hatten und zog das Programm eben allein durch.
Was auch kein großes Problem war, bedenkt man, dass die Mädels hier selbst in der achten-neunten Klasse (zumindest in der ersten Woche) nicht mehr machen, als sich auf Englisch vorzustellen.
Und so vergingen meine ersten Englischstunden in jeder Klasse mit den selben Fragen, den selben Antworten, den selben Übungen:
"How old are you?" - "I have 17 years old!" - "No, en ingles esta: ..."

Auch die Sportstunden liefen bislang recht locker ab, meine erste hatte ich noch zusammen mit Diego, aber mangels eines Stundenkonzeptes und Unterrichtsmaterialien mussten sich die Mädchen 40 Minuten lang aufwärmen und dehnen...
Was mich gleich zu einem großen Problem der Schule bezüglich des Sportunterrichts bringt. Das im Buen Pastor überhaupt Sport unterrichtet wird, ist nur dem Curriculum zu verdanken, da die Nonnen von dieser Art Unterricht eigentlich überhaupt nichts halten.
Da Sport aber unterrichtet werden muss, bleibt ihnen nichts, als einfach keine Unterrichtsmatrialien anzuschaffen, um das ganze wenigstens ein bisschen zu blockieren. So kommt es, dass die Schule zwar einen Basketball-, Fußball- und sogar Volleyballplatz hat, aber insgesamt nur einen einzigen Basketball...

Laut Dominik, einem Volunteer, der vor zwei Jahren im selben Projekt war, muss es zwar irgendwo noch die Bälle geben, die er damals mit einer anderen Freiwilligen besorgt hat, doch sie blieben unauffindbar und auch die Nonnen wollen nichts von ihnen wissen.
Bis zu meiner letzten Sportstunde, Freitag, letzte Stunde. Da tauchten nämlich neben dem besagten einzigen Basketball auch noch ein weiterer Basketball, zwei Volleybälle und ein Fußball auf... Leider alle platt.
Also wird meine nächste Aufgabe daraus bestehen, eine Pumpe ausfindig zu machen, wobe ich da jedoch recht optimistisch bin, Auch Diego hat mir versprochen, nächste Woche eine Ballpumpe mitzubringen, aber er hat mir auch schon Montag versprochen, Kopien des Stundenplans und seines Unterrichtskonzeptes zu machen - Die ich bis heute nicht bekommen habe. Versprechen von Ecuadorianern eben :D

Wobei ich mittlerweile bezweifle, den Stundenplan überhaupt zu wollen, da die Schule eine enorme Diskrepanz zwischen offiziellem Stundenplan und dem enthält, was tatsächlich unterrichtet wird.
So bin ich Donnerstag in die Schule gekommen und habe mich zu Diego in den Unterricht gesetzt, woraufhin er mich entgeistert angeschaut hat und mich fragte, was ich denn hier wolle, schließlich habe er jetzt Informatik und nicht Englisch. Ganz im Gegensatz zu dem, was auf dem Stundenplan stand.

Alles in allem gibt es hier zahlreiche Dinge, die sehr ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig sind, seien es
der seltsame Stundenplan (die Mädchen haben 1 Stunde Sport und 2 Stunden Englisch in der Woche, dafür aber Vormittageweise "Practica", was soviel wie Werken bedeutet)
die Disziplinlosigkeit (es gehört für Lehrer uns Schüler zum guten Ton, den Unterricht 10-20 Minuten später zu beginnen)
oder die Methoden zum Vorsagen (es wird einfach möglichst laut im Flüsterton die Antwort gewispert, die jedoch zu allem Überfluss auch noch meistens falsch ist)

Ich denke, dass die Arbeit hier im Buen Pastor eine angenehme wird, nicht zuletzt, da die Nonnen sehr lieb sind und auf meinen Wunsch tatsächlich einige Bälle für den Sportunterricht anschaffen werden. Auch Diego ist ein sehr angenehmer Zeitgenosse, mit dem ich Freitag nach der Schule noch kurz in einer Tienda einen Trinken war und mit dem ich mich sehr gut verstehe.
Also: Kein Grund sich Sorgen zu machen, bis zum nächsten Mal!
Kai

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