Samstag, 16. August 2008

Trabajo

Kinder, Kinder, Waisenkinder...

Tja, jetzt arbeiten wir schon seit vier Tagen in der Fundacion REMAR und haben da einen durchorganisierten, strukturierten, vollkommen vollgepackten Tagesablauf -NICHT- und arbeiten mit den Kindern bzw im Haus selbst.

An und fuer sich ist es eine lustige Arbeit, schliesslich ist man staendig mit den Kindern zusammen, spielt mit ihnen, hoert sich das TioTioTio-Geplaerre an (Tio heisst Onkel) und muss die Kleinen staendig durch die Gegend tragen oder sonstwie beschaeftigen.
Aber wenn man mal von den wenigen Zeiten absieht, wo innerhalb des Hauses mitgeholfen wird (und selbst das ist nur Putzen) empfindet man sich weder als wichtig fuer das Projekt, noch in der Position etwas zu bewirken.

Dafuer zeigt einem diese Arbeit noch einmal ganz deutlich, wo man sich befindet und wie es hier in Ecuador in den aemeren Schichten abgeht.
Aber erstmal generell zur Arbeit:
Das Haus in dem wir arbeiten ist ein grosses, sehr sauberes Gebaeude, wobei die meisten Raeume nur zum Schlafen gedacht sind und sich alle eigentlich immer auf einem der beiden Hoefe aufhalten.
Gleich am ersten Tag bekamen wir die Aufgabe, die Vorratskammer aufzuraeumen und was es da zu sehen gab ist in Deutschland, glaube ich, nicht moeglich.

Waere es nach mir gegangen, haetten wir den Raum leer geraeumt, ausgebrannt, desinfiziert und danach nur noch als Muellkippe benutzt.
Da faulten Kohlkoepfe in brackigem Tropfwasser auf den Regalen, die Zwiebeln schimmelten langsam vor sich hin, mit dem Brot haette man Armeen erschlagen - oder optional auch mit den Schimmelsporen vergiften - koennen...

Aber die Kinder mit denen wir in dem Raum gearbeitet hatten haben nicht etwa alles weggeworfen. Da wurden Lebensmittel noch fuer gut befunden, die bei uns ein Grund fuer die Schliessung eines Ladens waeren.
Wenn man etwas wegwerfen wollte, wurde meistens nur ein fauliges Stueck abgeschnitten und der Rest wieder zum "Essbaren" gelegt.
Kurz gesagt, die Armut ist dermassen spuerbar, dass man sich fast schaemt, nach dem Arbeiten in Quito essen zu gehen.

Wenn wir mit den Kindern spielen, sind sie immer ganz begeistert, weil ihre Eltern arbeiten muessen und sie deshalb wohl nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen, wie es wohl in Deutschland der Fall waere.
Aber erstmal muss ich kurz die Struktur des Hauses erklaeren.
Grundsaetzlich werden alle Menschen aufgenommen, die um Hilfe bitten, und so wohnen in dem Haus mehrere Familien, aber auch viele Waisenkinder.
Die im Haus lebenden Eltern (meistens alleinerziehende Muetter) arbeiten den Tag ueber im Haus. Was genau, weiss keiner, aber wahrscheinlich putzen sie, rauemen auf, kochen und stellen Dinge fuer den Verkauf her.
Waehrend dessen spielen die Kinder im Hof bzw. fegen oder helfen in der Kueche.
Weil die Eltern beschaeftigt sind oder einfach nicht da sind, sind die Kinder auch immer so begeistert, wenn Freiwillige da sind, mit denen sie spielen koennen.
Noch extremer ist es mit einem Kind, dass etwa 2 Jahre alt ist und sich ueber die kleinsten Dinge freut, die man mit ihm macht. Das liegt daran, dass die Mutter sich kaum um das Kind kuemmert (es nicht waescht, die Kleidung nicht sauber haelt, sich ganz generell nicht um das Kind kuemmert), weil sie von ihmre Vater vergewaltigt wurde und schwanger geworden ist.

Und das sind eben die Dinge, die man hier mitbekommt, die einfach absolut schockierend sind und die ich - ehrlich gesagt - ziemlich verdraenge oder nicht viel darueber nachdenke.
Man versucht hier, den Kindern das mitzugeben, was man kann, was aber leider nicht sehr viel ist, da momentan Ferien sind und also kein strukturiertes Programm vorhanden ist, in dem man sich engagieren koennte.
So bleibt es dabei, mit den Kindern zu spielen, mit ihnen zu malen und den Aelteren dabei die einen oder anderen Buchstaben beizubringen.

Ich hoffe, der Einblick in meine momentane Arbeit war einigermassen tiefgreifend, Bilder kommen spaeter...

2 Kommentare:

Juli hat gesagt…

Hertlichen Glückwunsch, du hast es geschafft mir eine mords Gänsehaut zu bescheren!

VBorutta hat gesagt…

jep. der post war bisher der beste, wenn auch nicht besonders erfreulich.