Dienstag, 3. März 2009

Karneval in Ecuador – bedeutete für Paul und mich weniger Wasser in den Stiefeln und Hühnerscheiße auf dem Kopf (wie ein ecuadorianisches Sprichwort besagt), als vielmehr ein verlängertes Wochenende mit vier freien Tagen zum Reisen.
War unser Plan zunächst noch gewesen, die Karnevalsfeiern in Ambato oder Latacunga zu begehen und uns die „Fiestas de frutas y flores“ in Ambato anzuschauen, schwenkten wir dann doch noch auf eine Reise in den tiefsten Süden Ecuadors um.

Von unserem Reiseführer neugierig gemacht, der mit Sprüchen wie „Allein für diese Landschaft könnte sich für so manchen der Flug nach Ecuador gelohnt haben“ in den Süden lockte, wollte wir die langen Feiertage für die noch längere Reise in die Südprovinz Loja wagen.
So ging es dann trotz zahlreicher Routenschließungen aufgrund anhaltender Regenfälle am Freitag Abend im guten alten Panamericanabus auf nach Loja.
Auch wenn hin und wieder kurze Straßensperrungen auftraten, da Erdrutsche beseitigt werden mussten, kamen wir mit nur einer Stunde Verspätung am nächsten Tag in der Provinzhauptstadt Loja an. Da wir noch auf zwei Engländerinnen warten wollten, die Paul auf der Farm kennengelernt hatte und sich ebenfalls im südlichen Bereich Ecuadors umschauen wollten, nutzten wir die Zeit bis zu ihrer Ankunft für eine Stadtbesichtigung – gut - und einen Kaffee – schlecht- .
Die Stadt Loja, welche schon auf der Busfahrt von heimkehrenden Einwohnern als „schön wie Cuenca“ gelobt wurde, hatte tatsächlich mit einigen schönen Parks und Kirchen aufzuwarten, wenn auch die Restaurierung der Häuser bei weitem nicht so großflächig durchgeführt wurde, wie in Cuenca.

Nach einem mehr oder weniger reichhaltigen Mittagessen wollten wir noch den botanischen Garten von Loja besuchen, stiegen ins Taxi ein, unterhielten uns auf der Fahrt kurz mit dem Fahrer über den botanischen Garten und ... Mussten am Ziel feststellen, dass geschlossen war. Wäre natürlich zu einfach gewesen, uns davon bei Fahrtbeginn in Kenntnis zu setzen, aber dann hätte man ja auch ein Geld mehr verdient.
Also nahmen wir den Fußweg zurück und trafen schließlich die Mädels am Busterminal, um uns gleich auf die Weiterreise nach Vilcabamba zu machen.

Vilcabamba: Das Tal der Langlebigen, wie es in Ecuador auch genannt wird, liegt nur einige Dutzend Kilometer von der peruanischen Grenze entfernt und ist für sein mildes Klima und die spektakuläre Andenlandschaft der Umgebung bei Touristen beliebt. Zudem hat das kleine Städtchen mit Einwohnern von ungewöhnlich hohem Alter aufzuwarten, wobei das Rekordalter von 128 Jahren erreicht wurde. Neben diesen Fakten und freundlichen Einwohnern, hat Vilcabamba aber recht wenig zu bieten, sieht man mal von der nicht alten aber schön hergerichteten Kirche im Ortskern ab.

Hier mussten wir zunächst zu unserem Entsetzen feststellen, dass der billigste Raum zum Übernachten gute $12 kosten sollte, konnten dann aber schließlich unter Mithilfe einiger freundlicher Holländer doch noch einen für $5 ergattern. Entgegen unserer Vermutung, in Loja weitgehend vom allgemeinen Karnevalstourismus verschont zu bleiben, trafen wir hier Gringos an jeder Ecke und mussten uns vollkommen durchnässt und mit farbigem Schaum besprüht mit einem Essen an einem Straßenstand zufriedengeben.
Entgegen der Befürchtung war das Essen aber wirklich lecker, wenn auch teuer, und ließ auch keinen von uns den Rest des Abends auf der Toilette verbringen. Ganz im Gegensatz wurden Abends noch die Kings-Karten ausgepackt und einige Bier vernichtet, bevor es zu Bett ging.
Und am nächsten Morgen war mir auch klar, warum unsere Unterbringung so billig gewesen war.
Denn genau über meiner - natürlich offenen – Tasche, hatte die Decke ein Loch und es hatte reingeregnet, so dass ich morgens um 7 Uhr quer durch Vilcabamba stiefeln durfte, um meine gesamte Wäsche für eine Stunde in den Trockner schmeißen zu können.
Einigermaßen genervt von diesem Zwischenfall besuchten wir noch die Kirche des Ortes, wobei das einzig Erwähnenswerte jedoch der halbfanatische Alte war, der uns einiges über die Heiligen des Ortes und ihre Verehrung erzählte.

Kaum war die Wäsche getrocknet und der Alte abgewimmelt, machten wir uns auch wieder auf den Rückweg nach Loja, um von dort nach Zamora weiter zu reisen. Zamora, Hauptstadt der Provinz Zamora-Chinchipe, lockte mit dem Nationalpark Podocarpus und so machten wir uns auf die zweistündige Bustour.
Angekommen informierten wir uns kurz über den Weg in den Nationalpark, suchten ein Hostal und aßen in einem sehr weißen Lokal zu Abend, wobei unser Essen jedoch nicht in diesem Restaurant zubereitet, sondern aus Anderen importiert wurde. Belustigt sahen wir also die Besitzerin mit den Essensboxen zur Tür hereinkommen, hinterm Tresen verschwinden und nach einigen Sekunden auf wundersame Art mit unserem Essen wieder auftauchen.
Gesättigt und zufrieden ging es zeitig ins Bett, um am nächsten Morgen früh in den Nationalpark zu fahren. Schnell war ein Pick-Up gefunden, der uns günstig hinfuhr und wieder abholte. Vor Ort konnten wir dem Parkwärter gekonnt glauben machen, wir wären alle Studenten in Ecuador und hätten damit die $2 für Ecuadorianer und nicht die $10 für Ausländer als Eintrittsgebühr zu bezahlen. Ein Glück, denn ich hatte glatt meinen Censo im Hotel vergessen und wäre damit wohl kaum billiger reingekommen...

Censo: Der Censo, als „ecuadorianischer Personalausweis für Ausländer“ wird nur bei längerem Aufenthalt in festem Wohnsitz ausgestellt. Mit diesem ist man für alle Belange als Ecuadorianer zu behandeln, was sich bei uns hauptsächlich in Eintrittspreisen für touristische Plätze niederschlägt.

Wir genossen den Tag in freier Natur mit großen Schmetterlingen, Wasserfällen und dem 800 Meter weiten Aufstieg auf einen Aussichtspunkt, wobei die Steigung geschätzte 45 Grad betrug und ich mich dank meiner profillosen Schuhe mehr als einmal im Schlamm wälzte.
Doch der Schlamm ließ sich in den Wasserfällen wieder gut abwaschen und so ging es mehr oder weniger sauber wieder zurück ins Hotel, um zu duschen und sich an die Weiterreise zu machen.

Denn für Paul und mich stand noch der Besuch von Zaruma auf dem Plan, der größten Goldförderstadt von Ecuador, während sich die beiden Engländerinnen auf den Weg nach Cuenca machen wollten.
So trennten wir uns am Terminal von Loja und kamen alleine zu zweit abends in Zaruma an.
Dazwischen lag jedoch die abenteuerlichste Busfahrt meiner gesamten Ecuadorreise. Denn die Verbindungsstraße aus der im Hochland gelegenen Stadt Loja und der auf der andren Seite der Anden gelegenen Stadt Zaruma ist alles andere als gut ausgebaut. Die durch die andauernde Regenfälle noch weiter verschlechterte Straße war teilweise zu schmal, um zwei Fahrzeuge nebeneinander durchzulassen.
Auch hatte man in so mancher Kurve den Eindruck, als würde ein Rad in der Luft schweben und die restlichen nur von dem zähen Schlamm auf der Straße in der Spur gehalten. Nach sechs Stunden zähem Vorankommen, wobei selbst die eine oder andere Bachdurchquerung ohne Brücke mit dabei war, erreichten unser Ziel.

Zaruma: Die Goldgräberstadt im südlichen Teil Ecuadors kann mit einer langen Tradition der Schürferei aufwarten. Die älteste Mine wurde schon im 16. Jhd. von den Spaniern ausgebeutet und selbst die zuvor hier ansässigen Canari-Indianer sammelten das gelbe Metall schon aus den Flussläufen. Doch auch wenn Zaruma heute dank der Goldvorkommen eine reiche Stadt ist, hat der begehrte Stoff nicht nur Gutes mit sich gebracht.
So verpflichteten die Spanier alle arbeitsfähigen Indigenas der Region zur Arbeit in den Minen, wobei die Lebenserwartung eines Minenarbeiters damals jedoch nicht bei mehr als 5 Jahren lag. Die aussichtslose Lage der Indigenas, sowie die brutale Ausbeutung und an Sklaverei erinnernde Haltung der Arbeiter durch die Spanier führte nach einiger Zeit zu kollektiven Selbstmorden von bis zu 100 Arbeitern in den Minen und der Abtreibung sämtlicher Kinder durch die Indigenafrauen. Während der spanischen Herrschaft über diese Region wurde so die gesamte ursprüngliche Bevölkerung ausgelöscht – Schätzungen gehen von einer Zahl von etwa 30.000 Menschen aus – und damit auch die Grundlage für die vollkommen weiße, heutige Bevölkerung der Region gelegt.
Diese fördert weiterhin das Gold aus den reichhaltigen Adern der Berge, wobei sich das Stollennetz mittlerweile über 12 Ebenen mit jeweils 30 Metern Abstand voneinander unter der ganzen Stadt und Umgebung erstreckt.


In Zaruma waren wir beide vollkommen begeistert vom Stadtbild und wanderten einige Zeit durch die architektonisch sehr schöne Goldgräberstadt, der man ihren Reichtum anmerkte. Besonders interessant waren die Holzarbeiten der Stadt. Sowohl die tragenden Säulen der Hausbalkone, als auch die systematisch verschachtelten Türen sind aus einem lokalen Holz gemacht, das sehr interessant bearbeitet und bemalt wird.

Den nächsten Morgen nutzten wir für den touristischen Rundgang in Zaruma und Umgebung, besichtigten mit dem hervorragenden Tourismusbeauftragten der Stadt eine Goldmine und bekamen dabei noch einen Haufen Informationen über Stadt, Umgebung und Geschichte zugeliefert, machten im Anschluss eine Tour zum 120 Meter hohen Wasserfall von Guaiquichuma und besuchten die Süßigkeiten herstellenden Dona Clemé.
Während der ganzen Reise mussten wir feststellen, dass die Karnevalszeit nicht gerade touristenfreundlich ist. Nicht nur, dass es keine öffentlichen Verkehrsmittel gab, wurde auch rücksichtslos ausgenutzt, dass die zwei Gringos auf den angehaltenen Caionetas auf der Ladefläche mitfuhren. Immer wieder kamen Wasserbomben geflogen, wurde mit dem Schlauch der Pick-Up samt Passagieren gewaschen und wurden ganze Wassereimer über unseren Köpfen ausgeleert.

Doch die Ziele waren diese Unannehmlichkeiten allemal wert. Der beeindruckende Wasserfall mit dem unaussprechlichen Namen, der uns am Ziel von drei verschiedenen Mitfahrgelegenheiten und einem gecharterten Camioneta erwartete machte einen schier atemberaubenden Eindruck.
Die anschließend besuchte Süßigkeitenherstellung machte dagegen zwar nicht so viel her, hatte dafür aber mit gutem Geschmack und leckerem Kaffee aufzuwarten.
Nach diesem guten Tag war es auch nur halb so schlimm, dass wir keinen Direktbus aus Zaruma zurück nach Quito fanden, sondern über die Küstenstadt Machala zurückkehren mussten. Hier hatten wir dann aber auch einen recht gut ausgestatteten Bus zur Hälfte für uns allein und so kamen wir recht ausgeruht am nächsten Tag pünktlich in der Heimat an...

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

ja meister brauchst ja ewig hier...um mal was auf die reihe zu bekommen, erst woerterzahl pushen und dann nich aus den puschen kommen mit der aktualisierung! man man man