Mittwoch, 11. März 2009

Die Jadelagune von Quilotoa

Kaum zurück in Quito angekommen, lud mich Paul auch schon fürs folgende Wochenende ein. Es sollte in die Indígena-Kommune Peribuela gehen, ein ganzes Stück im Norden von Quito, wo Pauls Chef Stuart ein Wiederaufforstungsprojekt leitet.
Stuart, ein 36jähriger Engländer, der, aus dem Modebusiness kommend, die Ruhe und einfache Arbeit auf einer ecuadorianischen Farm vorzieht, hat sich zum erklärten Ziel gemacht, in seinem Leben 100.000 Bäume zu pflanzen. Davon ist er zwar momentan mit 2500 Bäumen noch recht weit entfernt, aber man hilft ja wo man kann...
Also traf ich pünktlich zum Wochenende auf der Farm ein und nach kurzer Aushilfe im Gemüsegarten der Freiwilligen, machten Paul, Stuart und ich uns auf den Weg nach Peribuela, 630 in der Baumschule großgezogene Bäumchen im Gepäck. Nach drei Stunden wackliger Fahrt auf der Ladefläche eines Pickups zwischen hunderten kleiner Bäume und einem Zwischenstop in Cotacachi, kamen wir auch irgendwann im Gemeindehaus der Communa an. Hier begrüßte uns schon bald der alte Geronimo, seines Zeichens Organisator der Leute aus der Kommune, welche uns beim Pflanzen helfen sollten.
Mit deren Hilfe brachten wir am nächsten Tag nach einer angenehmen Nacht in den Betten des Gemeindehauses und dem leckeren Essen von Lola, Geronimos Frau, alle mitgebrachten Bäume in die Erde und ich kann jetzt stolz von mir behaupten, eigenhändig 81 Bäume gepflanzt zu haben. Zwar wurden die vorgesehen Löcher für die Bäume von den 12 Gemeindemitgliedern gegraben, welche uns vorausgingen, aber irgendjemand muss ja auch fürs Pflanzen zuständig sein.
Zufrieden, wenn auch sonnenverbrannt und kaputt aßen wir noch mit der Gemeinde zu Mittag, bevor wir unsere weiteren Reisepläne in die Tat umsetzten.

Comunas en Ecuador: Sind teilweise vom Staat unabhaengig. Das liegt daran, dass die von Indìgenas dominierten Gemeinden sich selbst verwalten wollen und im Zuge der Landaufteilung ohnehin in den Besitz einen Grossteils des Landes gekommen sind, das zuvor den reichen Grossgrundbesitzern zugesprochen war. Aus dieser selbststaendigen Verwaltung geht die Steuerfreiheit der Kommunen hervor, was auf der anderen Seite eine nur aeuerst geringe Unterstuetzung bei oeffentlichen Projekten zur Folge hat. So muss die Gemeinde beispielsweise alle Materialien fuer den Strassenbau selbst kaufen und erhaelt nur geringe Unterstuetzung des Staates.

Denn die beiden Engländerinnen, mit denen Paul und ich auch schon in Loja unterwegs gewesen waren, hatten uns eingeladen, mit ihnen eine Tour durch die Provinz Cotopaxi zu machen und die Lagune Quilotoa zu besichtigen. Also ging es mit der Schwedin Elin im Gepäck auf in den Bus nach Quito, und von dort weiter nach Latacunga, der Hauptstadt der Provinz Cotopaxi.
Am Morgen hatten wir noch in größter Hitze Bäume gepflanzt und kamen noch am selben Abend reichlich erschöpft im eisigen Latacunga an. Glücklicherweise hatten Safran und Lottie schon ein hervorragendes Hotel ausfindig gemacht, wo wir für $7 eine Juniorsuite zu dritt belegen und deren Badezimmer als Tanzsaal benutzen konnten. Trotz der komfortablen Unterkunft luden wir nur unser Gepäck ab, tauschten kurz Neuigkeiten mit den beiden Mädels aus und dann ging es zum Essen in die nächste Pizzeria.
Nach dem sättigenden, europäischen Essen mussten wir uns für diesen Abend leider von Elin verabschieden, die sich mit Kopfschmerzen und Fieber ins Bett verabschiedete. Zu viert suchten wir noch eine Bar auf, wobei sich Latacunga jedoch als ziemliche Enttäuschung erwies. Außer der typisch ecuadoriansichen Salsa-Reggaeton-Tanzbar war nichts aufzufinden. Zwar bekamen wir auf der Suche noch eine Einladung für eine billige Absteige in der schlechte Livemusik gespielt wurde, das mussten wir jedoch dankend ablehnen.

Am nächsten Tag ging es früh im Bus nach Zumbahua, dem kleinen Dorf, welches am nächsten an der Kraterlagunge Quilotoa liegt. Diese Lagune ist in ganz Ecuador für ihre jadegrüne Farbe berühhmt und zählt zu den schönsten von ganz Ecuador. Nach der zweistündigen Busfahrt nach Zumbahua stiegen wir ins gemietete Camioneta um, das uns rasch zur Lagune fuhr. Unterwegs gab es ein kurzes Fotoshooting in der zerklüfteten Canyonlandschaft, bevor wir den Kraterrand erreichten.
Einige hundert Meter unter uns breitete sich die grünglänzende Lagune, wie ein gigantischer Jadekristall aus. Während zwei der Mädels beschlossen, die Aussicht von oben zu genießen, machten Safran, Paul und ich uns an den Absttieg bis hinunter zum See. Hatten wir oben am Kraterrand sogar noch mit Winterjacke und Handschuhen gefroren, wurde es zunehmend wärmer, bis wir am Wasser sommerliche Temperaturen spürten. Rasch zogen Paul und ich uns um und sprangen in das eisige, schwefelhaltige Wasser der Lagune. Nach dieser Abkühlung und dem Verzehr des mitgebrachten Brotes fühlten wir uns gestärkt genug, den Aufstieg von etwa 300 Höhenmetern in Angriff zu nehmen. Paul immer vorweg kamen wir schließlich keuchend und schwitzend wieder oben an und begannen im eisigen Höhenwind sofort zu zittern.

Rasch hüllten wir uns in die dicke Kleidung, schwangen uns auf die Ladefläche des wartenden Pickup und erreichten rasch den Ausgangspunkt Zumbahua. Rasch fanden sich einige freundliche LKW-Fahrer, welche uns bis nach Latacunga brachten. Von hier ging es im nächsten Bus zurück nach Quito und in die Heimat...

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